„Volker ich sag dir was: In meinem Alter noch Boden unter die Füße zu bekommen, das ist verdammt wichtig“, erklärt Harald Grübel und schüttelt Volker die Hand. Volker Roos ist Standortleiter des Service-Repair-Centers in Altfeld der Firma De'Longhi. Etwa 24 000 Kaffeemaschinen werden hier in Altfeld jährlich repariert und Harald Grübel trägt seinen Teil dazu bei. Obwohl er eigentlich nicht bei De'Longhi angestellt ist, sondern bei den Mainfränkischen Werkstätten.
Grübel sieht sich als Teil von De'Longhi
Der 54-Jährige Grübel ist einer von zehn Mitarbeitern im Landkreis Main-Spessart, die von den Mainfränkischen Werkstätten durch das Projekt „Inklusiv! – Gemeinsam arbeiten“ in den Arbeitsmarkt vermittelt werden konnten. Etwa 70 Menschen mit Behinderung waren es in den vier Jahres des Projekts, die nun unterfränkischen Firmen arbeiten. Seit März besteht nun der Kooperationsvertrag zwischen De'Longhi und den Mainfränkischen Werkstätten, der Grübels Stelle beinhaltet. De'Longhi zahlt für die Arbeit des 54-Jährigen an die Werkstätten – sein offizieller Arbeitgeber –, die es wiederum als Lohn an Grübel auszahlen. „Er sieht sich aber als einer von De'Longhi“, sagt Volker Roos. „Jawohl, ich gehöre hier dazu“, bestätigt Grübel deutlich.
Entlastung für die Mitarbeiter

Jeden Werktag fährt Harald Grübel nun mit dem Bus von der Innenstadt nach Altfeld. Dort im Service-Repair-Center bereitet er die Sets mit den jeweiligen Ersatzteilen vor, die er aus den Regalen heraussucht und in Plastikboxen legt. Eine Liste mit langen Ersatzteilnummern bekommt er zu den einzelnen Reparaturaufträgen für die Kaffeevollautomaten. „Die meisten Nummern kenn ich schon auswendig“, erklärt Grübel. Dazu füllt er noch die Behälter mit dem Testkaffee auf und ist „Mädchen für alles“, wie er selbst sagt. Das alles sind keine Aufgaben, die extra für Harald Grübel geschaffen wurden. Bevor der Marktheidenfelder dort anfing, mussten diese Aufgaben die De'Longhi-Mitarbeiter erledigen. Grübel entlastet damit die anderen 26 Mitarbeiter am Standort, seine Stelle hat also Vorteile für beide Seiten, wie Standortleiter Volker Roos sagt.
Inklusion mehr als ein humanistischer Gedanke
Für die Kooperation bekam die Firma De'Longhi in der vergangenen Woche zwei Gleisstücke von Dieter Körber überreicht, dem Geschäftsführer der Mainfränkischen Werkstätten. Die Gleisstücke symbolisch dafür, den „Inklusions-Zug“ auf den Weg zu bringen. Mit dabei bei der kleinen Feier in Altfeld: alle Mitarbeiter des Standorts. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagt Madeleine Leube erstaunt, die Leiterin des Inklusiv-Projekts.
Auf die etwa zwanzigjährige Zusammenarbeit der Mainfränkischen Werkstätten mit der Firma Braun in Marktheidenfeld wies Dieter Körber bei seiner Rede hin. Kabel, die von Menschen mit Behinderung in Kitzingen gefertigt werden, seien bestimmt auch in den De'Longhi-Kaffeeautomaten zu finden, meint Körber. Mit dabei in Altfeld waren auch Projektpartner wie Stefan Beil, Leiter der Arbeitsagentur Würzburg, und Max-Martin Deinhard, stellvertretender Geschäftsführer der IHK Würzburg-Schweinfurt. Inklusion gehe heutzutage über den humanistischen Gedanken hinaus, sagte beispielsweise Stefan Beil. Der Arbeitsmarkt könne es nicht nicht mehr leisten, irgendwelche Menschen auszuschließen.
Erst mal drüber schlafen
Harald Grübel ist nicht ausgeschlossen. Vor etwa einem Jahr ist er zum ersten Mal mit seinem Integrationsbegleiter Christian Büdel zu einem Praktikum bei De'Longhi gewesen. Gefallen hat es ihm, aber zugesagt hat er nicht sofort. „Ich musste erst mal darüber schlafen“, sagt Grübel. Dann hat er sich doch für die Arbeit bei De'Longhi entschieden, obwohl er erst die Mainfränkischen Werkstätten gar nicht unbedingt verlassen wollte, da er sich dort wohl fühlte. Harald Büdel bereut den Wechsel aber nicht, er fühlt sich in Altfeld seinen 26 Kollegen an dem Standort zugehörig. Und umgekehrt ist es ähnlich, wie Volker Roos erzählt. „Wenn er mal nicht da ist, wird er sofort vermisst und es wird gefragt, wo denn der Harald ist“, erzählt Roos.