Sie übernachteten in 42 Hotels, legten 3700 Kilometer zurück, bezwangen 16 000 Höhenmeter und saßen 204 Stunden auf dem Sattel: Die beiden Freunde Helmut Lang (Helmstadt) und Jürgen Sendelbach (Birkenfeld) sind mit dem Rad von Unterfranken bis nach Istanbul in die Türkei gefahren. „Es war ein einzigartiges Erlebnis und eine besondere Erfahrung – zum Nachmachen empfohlen“, sagten sie nach ihrer Rückkehr.
Los ging es auf dem Tauber- und dann auf dem Altmühl-Radweg bis nach Kelheim. Von dort fuhren sie auf den Donauradweg. In Regensburg stießen Lothar Klühspies und Gerhard Teubert dazu, sie begleiteten Lang und Sendelbach bis nach Budapest. Der Weg durch Österreich (besonders die Wachau) war geprägt von sehr gut zu befahrenden, gut beschilderten Radwegen und großartigen Landschaften. Nach kurzen Aufenthalten in Wien und der slowakischen Hauptstadt Bratislava wurde Ungarn erreicht. In Budapest wurde nach 13 Tagen ein erster Ruhetag eingelegt. Die Zeit nutzten alle, um diese geschichtsträchtige Stadt näher kennenzulernen.
Während sich Klühspies und Teubert dann wieder auf den Rückweg machten, ging es für Lang und Sendelbach weiter in Richtung Vukovar (Kroatien), eine Stadt, die noch heute vom Krieg in den 1990er Jahren gezeichnet ist. Ein zerbombter Wasserturm und ein Mahnmal gegen den Krieg erinnern an die schlimme Zeit. Durch die serbischen Großstädte Novi Sad und Belgrad ging es weiter die Donau entlang. Dann wartete auf die beiden Radler einer der Höhepunkte ihrer Tour: der Donaudurchbruch. Diese Stelle galt für die Schifffahrt lange als der gefährlichste Flussabschnitt der Donau.
Die nächste Station der Radreise war Turnu Magurele in Rumänien, wo gerade ein Stadtfest stattfand. Ein wenig von der dort herrschenden Atmosphäre nahmen auch Lang und Sendelbach mit. Die rumänische Tiefebene hielt für die Radfahrer manchmal auch etwas unangenehmere Bedingungen bereit: unendlich lange Straßen, teils heftigen Wind, starke Hitze – und ab Braila die ersten Ausläufer der rumänischen Berge. In Tulcea, am Beginn des Donaudeltas, eines der weitläufigsten Naturschutzgebiete Europas, stiegen sie schließlich in ein Boot um. Dieses brachte sie zur Markierung „Kilometer 0 der Donau“. Diesen markanten Punkt – etwa 2800 Kilometer von der Heimat entfernt – hielten Lang und Sendelbach natürlich im Bild fest.
Nach einem weiteren Ruhe- und Ausflugstag wartete Constanta, direkt am Schwarzen Meer gelegen. Dort machten sich die beiden Unterfranken auf den Weg zum Strand und nahmen ein Bad zur Abkühlung. Nach dem Grenzübertritt nach Bulgarien ging es teilweise steil bergauf und über lang gezogene Abfahrten wieder bergab. Nach diesen Strapazen gönnten sich Lang und Sendelbach am Goldstrand eine zweitägige Pause. „Ausruhen, Kräfte sammeln und die Sonne genießen – das waren unsere einzigen Ziele dort“, erinnern sich die beiden lächelnd.
Voller Tatendrang und gut erholt passierten sie auf der nächsten Etappe erst Burgas und dann den „kältesten“ Berg der Tour, auf dem 14 Grad Celsius herrschten. Verglichen mit der Hitze, die die zwei zuvor erlebt hatten, war es dort tatsächlich sehr frisch. Am nächsten Tag überschritten sie die Grenze zur Türkei. „Es folgte unsere Königsetappe“, erzählen sie. Nach zehn Stunden erreichten sie Kirklareli und auf einer autobahnähnlichen Straße führte der Weg dann – sicher vor dem starken Verkehr – nach Silivri am Marmarameer. Dort verordneten sie sich selbst eine Zwangspause, weil sie lieber den verkehrsarmen Sonntag für ihre Ankunft in Istanbul abwarten wollten. „Was für eine gute Entscheidung!“, bilanzieren sie.
In Istanbul blieben Lang und Sendelbach vier Tage. Die siebenwöchige Anreise sollte sich schließlich auch lohnen. Vollgepackt mit bleibenden Eindrücken ging es danach wieder retour – allerdings nicht mehr mit dem Fahrrad, sondern mit dem Flugzeug. Am Frankfurter Flughafen wurden die zwei von Klühspies und Teubert, ihren Begleitern bis Budapest, erwartet. Die Freude über das Wiedersehen war groß – genau wie der Wunsch, die gemeinsamen Erlebnisse auszutauschen.