Zu einem Informationsabend begrüßte Pastoralreferent Dr. Thosten Kapperer, Moderator für den pastoralen Raum Gemünden, am Freitagabend 20 Teilnehmer in der Kirche St. Jakobus, unter ihnen Bürgermeister Jürgen Lippert. Der pastorale Raum Gemünden ist die neu geschaffene Organisationseinheit für die Region, eine von 40 im Bistum Würzburg. Thema des nahezu eineinhalbstündigen Treffens war die seelsorgerische Betreuung des Gemündener Ortsteils Seifriedsburg.
Kapperer, Johannes Werst, vor kurzem eingeführter verantwortlicher Pfarrer für den pastoralen Raum, Pfarrer Norbert Thoma von der Pfarreiengemeinschaft „Unter der Homburg“, der neue Guardian vom Kloster Schönau, Bruder Steffen Behr, sowie Pfarrgemeinderatsvorsitzender Stefan Köhler standen im Chorraum Rede und Antwort. Sie begründeten die Notwendigkeit der Reform, hörten sich die Bedenken der Seifriedsburger an, beantworteten ihre Fragen und gaben einen Ausblick, wie es in der Zukunft weitergeht.
Kritik an der Kommunikation
Nach dem neuen Konzept, das vor allem dem Priestermangel geschuldet ist, wird kein Priester mehr nur einer Pfarrgemeinde zugeordnet. Vielmehr arbeiten alle geistlichen Mitarbeiter zusammen im festgelegten Gebiet. Somit werden die Brüder des Schönauer Klosters auch nicht mehr einzelnen Orten zugerechnet. Guardian Steffen Behr, für die Organisation im Kloster zuständig, erklärte zudem, dass die Brüder in Schönau als franziskanische Ordensgemeinschaft zu sehen sind, die im Regelfall gemäß den Vorgaben des Ordens nach zwölf Jahren den Ort wechseln. Er hoffe, das Band zwischen Schönau und Seifriedsburg werde unabhängig von den Reformen weiter bestehen bleiben und auch organisatorisch werde man das berücksichtigen.
Der Organist und über 20 Jahre als Kirchenvorstand aktive ehemalige Lehrer Alois Schmitt beklagte die Art und Weise wie die Veränderungen den Seifriedsburgern vermittelt wurden. „Uns ist bis heute vom Bistum nichts mitgeteilt worden, das wurde einfach diktiert. Dabei müsste die Kirche auf die Leute zugehen… der Mensch steht im Mittelpunkt.“Die Organisation habe dem Menschen zu dienen und nicht umgekehrt.
Schmitt wies auf das besondere Verhältnis der Seifriedsburger zu Schönau und seine Patres hin: „Sie haben uns begleitet von der Wiege bis zur Bahre.“ Die Seifriedsburger bedauerten, dass der Vertrag mit dem Kloster nicht mehr bestehen würde. Pfarrer Johannes Werst erklärte, wie später auch Dr. Kapperer noch einmal, dass ein Vertrag, in dem ein Geistlicher des Klosters als Stationar nur für Seifriedsburg zuständig wäre, für das Bistum keine Gültigkeit habe. Das liege in den unterschiedlichen Zuständigkeiten des Bistums und denen der Ordensgemeinschaft. Im vorliegenden Fall sei im mehrfach zitierten Vertrag lediglich festgelegt worden, dass die Stadt Gemünden als Nachfolgerin der ehemals selbständigen Gemeinde Seifriedsburg jährlich aktuell etwas über 600 Euro für die Betreuung durch Schönauer Patres bezahlt.
Pfarrer Thoma erhält auf seine Frage keine Antwort
Pfarrer Norbert Thoma hatte mit seiner Wortmeldung länger gewartet. Nach einem kurzen Statement fragte er die Anwesenden konkret: „Leute, was verliert ihr denn eigentlich? Das möchte ich wissen.“ Er erinnerte an die Zeit, als das Kloster vor einigen Jahren kurz vor der Auflösung stand. „Ihr könnt doch jetzt froh sein, ihr habt den jüngsten Pfarrer im Bistum, im benachbarten Kloster sind junge Brüder und euch geht kein Gottesdienst verloren.“
Auf seine wiederholte Frage, „Was befürchten Sie zu verlieren? Das möchte ich jetzt wissen“, erhielt er keine Antwort. Andere Gemeinden müssten ebenfalls mit Veränderungen leben. Durch seinen künftig erweiterten Dienst verlören beispielsweise seine angestammten Gemeinden ein Drittel ihres Pfarrers. „Sie in Seifriedsburg brauchen keine Angst zu haben. Ich verstehe das alles, aber geben Sie den jungen Pfarrern doch erstmal eine Chance.“ Es brauche niemand zu fürchten, dass keiner da ist, wenn seelsorgerischer Beistand gebraucht wird.
Zwei Besucherinnen zeigten Verständnis für die schwierige Situation der Kirche. Die Gesellschaft habe sich verändert, die älteren Menschen werden weniger und die jüngeren stünden nicht mehr so im Kontakt mit der Kirche wie früher. Daher müssten sich die Gläubigen an neue Gegebenheiten gewöhnen.
„Die Kommunikation hätte vom Bistum her besser laufen können, aber das war kein böser Wille“, räumte Pastoralreferent Kapperer zum Schluss ein und berichtete über die bereits angelaufenen Diensteinteilungen. Das neue Programm, das weiterhin an jedem Wochenende einen Gottesdienst vorsieht, werde wie gewohnt im „Jakobusboten“ veröffentlicht, informierte Pfarrgemeinderatsvorsitzender Köhler. Er appellierte an die Anwesenden, weiterhin zusammenzuhalten und sich in die Gemeinschaft einzubringen.