Es sah vorher ein bisschen unbeholfen aus: Mit dem kleinen Finger der rechten Hand umfasst der Evangelist Johannes den Stiel des Kelches, dessen Fuß er mit den Fingerspitzen der linken Hand stützt. Nach der Restaurierung hat die Skulptur im Mönchschor des Klosters Schönau deutlich an Eleganz gewonnen. Jetzt hält Johannes den Kelch nur in der linken Hand, hat die rechte frei für die große Geste.
„Das war wohl ein Irrtum bei der Restaurierung in den 80er Jahren“, erläuterte Restaurator Christoph Schädel den Mitgliedern des Förderkreises Kloster Schönau. Der Verein hatte die erneute Restaurierung der drei Figuren – neben dem Evangelisten Johannes die Gottesmutter Maria und Johannes der Täufer – möglich gemacht.
Rund 7000 Euro für Restaurierung
Dazu hatte er insgesamt rund 7000 Euro aufgewendet. Den Betrag musste der Verein nicht allein aufbringen. Er konnte auch auf Spenden, Sponsorengelder und Zuschüsse zurückgreifen – etwa von der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken, berichtete Vorsitzender Dr. Gerhard Köhler.
Im Januar hatte Schädel die drei Skulpturen im Koster Schönau abgeholt und in seine Werkstatt nach Randersacker gebracht. Dort hat er sie Schritt für Schritt restauriert. Dabei gehe es „um die Wahrung des Bestands“, erklärte er. Es werde nichts neu gemacht. „Das Original hat immer Vorrang.“ Die drei Skulpturen aus dem normalerweise nicht der Öffentlichkeit zugänglichen Mönchschor des Klosters Schönau zeigen die Formensprache der Riemenschneiderwerkstatt, sagte Schädel. Den Jahren 1510 bis 1520 zugeschrieben, seien sie wohl ursprünglich Bestandteile eines Altarschreins gewesen.
Die Skulpturen sind auf der Rückseite ausgehöhlt, was Spannungen aus dem Lindenholz nimmt. Sie halten dadurch länger ohne Risse zu bekommen, erläuterte Schädel. Von der Seite wirken die Figuren sehr flach, weisen allerdings die für die Riemenschneiderzeit typischen teilweise weit auskragenden faltigen Gewänder auf, so Schädel. Alle drei Skulpturen dürften von ein und demselben Künstler geschaffen worden sein und seien noch fast vollständig erhalten.
Zwei Schichten der Bemalung
Der Restaurator hat die Skulpturen zwar nicht aufwendig untersucht, das gehörte nicht zu seinem Auftrag, er ist sich aber sicher, dass es zwei „Fassungen“ gegeben habe, also zwei Schichten von Bemalung. Die derzeit sichtbare stamme wohl aus der Zeit Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, so der Restaurator.
Damals dürften auch die Sockel entstanden sein, auf denen die Skulpturen seit einigen Tagen wieder hoch oben an der Rückwand des Mönchschors stehen. Und auch die wie Blattranken geformten Zacken der Krone Marias sind nur gut 100 Jahre alt. Auch die Banderole am Hirtenstab Johannes des Täufers sei einmal erneuert worden, berichtete Schädel.
Die jetzige Fassung der Skulpturen passe gut zum Stil der Bildwerke, findet Schädel. Unter ihr fand sich aber eine ältere, die Schädel aufgrund der wesentlich auffälligeren Farben für barock hält. Ob darunter womöglich noch Spuren einer Bemalung aus der Zeit zu finden sind, in der die Figuren entstanden, könnte man nur mit aufwendigen Untersuchungen klären.
„Der erste Schritt ist die Festigung, der zweite die Reinigung, der dritte die Kittung“, gab Schädel Einblick in die Arbeit in seiner Werkstatt. Er zeigte anhand von Detailfotos, wie dort, wo sich die Bemalung löst, mit der Spritze Leim auf die Unterseite der Farbe aufgetragen wird. Mit einem feinen Papier als Auflage wird die Farbe wieder angedrückt.
Schädel zeigte auch Fotos, auf denen er die Wirkung der ersten Reinigungsproben dokumentiert hatte. Je nachdem, welche Art von Farbe für die Bemalung einer Skulptur verwendet wurde, erzielen die verschiedene Reinigungsmittel unterschiedliche Ergebnisse, erläuterte er. „Man muss sich rantasten, wie man möglichst schonend ein gutes Ergebnis erzielt.“
Im Fall der drei Skulpturen aus dem Kloster Schönau erwies sich das als nicht allzu problematisch, weil die bei der Bemalung verwendete Ölfarbe nicht besonders empfindlich ist, so Schädel. Ihr Nachteil: Sie nimmt Schmutz sehr stark auf.
Löcher geschlossen
Kittungen würden dort erforderlich, wo größere Schäden vorliegen. Schädel hat bei den drei Skulpturen Löcher geschlossen, die Holzwürmer hinterlassen haben. Und er hat dafür gesorgt, dass eine Borte am Gewand von Johannes dem Täufer wieder vollständig ist. Der Streifen mit den schmalen Rillen war nur noch zu einem kleinen Teil erhalten. Jetzt zieht er sich wieder den ganzen Saum entlang. Schädel hat vorstehende Nägel, die bei einer früheren Restaurierung verwendet wurden, gekürzt. „Sie ganz zu entfernen, hätte mehr beschädigt“, erläuterte er. Maria, der ein Zacken aus der Krone gefallen war, hat er mit Kitt geholfen, so dass die vorher eher plump befestigten Zacken jetzt organisch aus dem Kronreif wachsen.