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Zellingen: Kläranlage: Mit Photovoltaik Stromkosten sparen

Zellingen

Kläranlage: Mit Photovoltaik Stromkosten sparen

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    Bis zu 125 000 Euro im Jahr kostet der zum Betrieb der Kläranlage des Abwasserzweckverbands "Zellinger Becken" nötige Strom. Eine neue Photovoltaikanlage soll diese Kosten langfristig reduzieren und die Anlage etwas autarker machen. Weil sie fast 50 000 Euro mehr kostet als im aktuellen Haushalt eingeplant, wird sie vermutlich erst Anfang 2020 gebaut werden.

    In der jüngsten Verbandsversammlung stellte das Ingenieurbüro Kemmerer aus Alzenau die Eckdaten und Potenziale der auf einem 35 mal 40 Meter großen Bereich (Freifläche) auf dem Betriebsgelände geplanten Anlage vor. Mit 227 Modulen würde eine Spitzenleistung von 87 Kilowatt und ein jährlicher Ertrag von über 92 000 Kilowattstunden (kWh) erreicht. Mit gut 89 000 kWh würde der Großteil davon auf der Anlage direkt genutzt. Weil in den Sommermonaten laut Prognose tagsüber mehr Strom erzeugt würde als die Kläranlage abnehmen kann, würden etwa 3000 kWh ins Netz eingespeist und vergütet. Der Eigenverbrauchsanteil wäre also mit über 96 Prozent sehr hoch.

    Zum Vergleich: Die Kläranlage benötigt im Jahr durchschnittlich 660 000 kWh, wobei es auch schon Jahre mit über 900 000 kWh gab. Das vorhandene Blockheizkraftwerk erzeugt aus dem Faulgas der Klärschlamms im Jahr rund 200 000 kWh. Somit würde die künftige Solaranlage rechnerisch fast 14 Prozent des Energiebedarf abdecken, zusammen mit dem Blockheizkraftwerk sind es sogar rund 44 Prozent (bezogen auf 660 000 kWh Jahresverbrauch).

    Nach 20 Jahren Überschuss erwirtschaftet

    Finanziell gesehen müssten für die Anlage im ersten Jahr über 187 000 Euro investiert werden. Über die Stromkostenersparnis wäre sie nach 12 Jahren finanziert, nach 20 Jahren hätte sie 140 000 Euro Überschuss erwirtschaftet. Von dieser Betriebsdauer gehen Solarplaner aus, wobei Solarzellen ab dem 15 Jahr etwas weniger Strom produzieren. Je nachdem wie aufwändig der Anschluss der Anlage ans Stromnetz wird, könnten sich die Zahlen noch ändern, im schlechtesten Fall würde der Überschuss auf 100000 Euro schrumpfen. Unabhängig davon würden der Umwelt würden gegenüber Kraftwerken mit fossilen Brennstoffen im Jahr 55 Tonnen Kohlendioxid erspart.

    In der Versammlung kam die Frage auf, ob man die Anlage nicht als offenes Dach bauen könnte, damit die Wiese darunter als Abstellfläche verfügbar bleibt. Das käme aber deutlich teurer und der Leiter der Kläranlage sieht keinen Bedarf für eine solche Fläche. Auf dem Dach des Betriebsgebäudes gibt es bereits eine Solaranlage mit 38 Kilowatt Spitzenleistung, ihr Stromertrag wird aber vollständig ins Netz eingespeist und vergütet.

    Klüpfel: "Ein Hoch auf unsere Anlage"

    Weil der Verband nach 20 Jahren eine neue wasserrechtliche Erlaubnis zur Einleitung des Kläranlagenablaufs in den Main beantragen muss, gab er eine neue Schmutzwasserberechnung beim Ingenieurbüro Arz (Würzburg) in Auftrag. Deren Ergebnis fiel höchst erfreulich aus: "Insgesamt ist es eine sehr gut funktionierende Anlage, die für alle Lastfälle eine ausreichende Abwasserbehandlung sicher stellt", lautet das sachlich-nüchterne Resümee im Gutachten. Der Verbandsvorsitzende Uwe Klüpfel formulierte es etwas euphorischer: "Ein Hoch auf unsere Anlage, Wahnsinn, was die alles kann!".

    Für die Schmutzwasserberechnung wurden zuvor ein Jahr lang die aus den einzelnen Mitgliedsgemeinden zufließenden Schmutzwassermengen gemessen und auch Proben genommen. Diese bestätigten einmal mehr, dass die Schmutzfracht beziehungsweise der zur Reinigung der Abwässer nötige Sauerstoffbedarf während der Weinlese ansteigt. Was die Regenüberlaufbauwerke angeht, muss nur der Zufluss von Leinach zur Kläranlage etwas erhöht werden, was sich leicht einstellen lässt.

    Die Überrechnung der Kläranlage zeigte, dass ihr Vorklärbecken eigentlich rund um die Hälfte zu klein ist. Das wirkt sich aber nicht auf die Reinigungsleistung aus, weil die nachfolgenden Belebungsbecken mit insgesamt 8500 Kubikmetern Wasserinhalt mehr als doppelt so groß sind wie nötig. Das ist so, weil sie für eine Betriebsführung mit Schlammstabilisierung (unten in den Becken) gebaut wurden, die Anlage mit Bau des Faulturms aber auf Schlammfaulung umgestellt wurde.

    Der Verband genehmigte auch die Jahresrechnungen von insgesamt fünf Jahren. Besonders hoch war sie im Jahr 2012 mit 2,83 Millionen Euro, weil da der Faulturm gebaut wurde, was den Vermögenshaushalt auf 1,8 Millionen Euro ansteigen ließ. Die weiteren Jahre: 2013: 1,75 Millionen Euro; 2014: 1,45 Millionen Euro; 2015: 1,52 Millionen Euro; 2016: 1,40 Millionen Euro; 2017: 1,73 Millionen Euro.

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