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RIENECK: Kloster Einsiedel: Geheimnisse aus dem Waldboden

RIENECK

Kloster Einsiedel: Geheimnisse aus dem Waldboden

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    Beim ersten Klosterfest 2012 stellte Grabungsleiter Harald Rosmanitz den zahlreichen Besuchern bei strömendem Regen Funde und Ergebnisse der Grabungen vor.
    Beim ersten Klosterfest 2012 stellte Grabungsleiter Harald Rosmanitz den zahlreichen Besuchern bei strömendem Regen Funde und Ergebnisse der Grabungen vor. Foto: Fotos: Helmut Hussong

    Auf einer Rodungsinsel im Wald zwischen Rieneck und Ruppertshütten, an der Birkenhainer Landstraße, finden sich die Überreste des Klosters Elisabethenzell. Dass es keine kleine Kartause eines Einsiedlers war, wie früher aus den kaum sichtbaren Mauerresten geschlossen worden war, zeigten die jahrelangen Grabungen der Arbeitsgemeinschaft „Kloster Einsiedel“. Sie legten eine größere Klosteranlage aus dem Hochmittelalter frei, die über Generationen hinweg mit einer wirtschaftlich weitgehend selbstständigen Siedlung bestanden hatte.

    Wie diese Geheimnisse den Überresten des Klosters entlockt wurden, schilderten in einem Vortragsabend des Geschichtsarbeitskreises Rieneck Archäologe David Enders und Kreisheimatpfleger Bruno Schneider (Gemünden). Der Geschichtsarbeitskreis hat sich vor mehr als zwei Jahren aus einer kleinen Gruppe an der Vergangenheit Rienecks Interessierter gebildet. Anlass waren die Ausgrabungen am Kloster Einsiedel.

    An den Grabungen beteiligt

    „Dort haben wir uns an den Grabungsarbeiten beteiligt und beschlossen, uns regelmäßig zu treffen, um tiefer in die Rienecker Geschichte einzusteigen“, sagte Gertrud Herrmann bei der Begrüßung der rund 120 Besucher. Ein Ergebnis sei der Vortragsabend, bei dem „wir von den Referenten ins Mittelalter zurückversetzt und erfahren werden, was damals im Wald an der Birkenhainer Landstraße zwischen Rieneck und Ruppertshütten entstanden ist, und was die Grafen von Rieneck damit zu tun haben“.

    Zum Ruppertshüttener Jubiläum wollten 2010 engagierte Bürger und Vertreter der umliegenden Gemeinden mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Kloster Einsiedel“ einem fast vergessenen Bodendenkmal bei Rieneck zumindest einige Geheimnissen entlocken. Erste Informationen, was unter dem Waldboden zu finden sein könnte, lieferte 2011 eine Untersuchung mit Bodenradar. Der seit 2014 für das Archäologische Spessartprojekt am Bodendenkmal tätige Archäologe David Enders erläuterte einige Rückschlüsse aus den Schwarzweiß-Strukturen der Bilder.

    Vier Grabungskampagnen mit ehrenamtlichen Helfern

    Bereits bei der ersten Grabungskampagne 2012 stießen die überwiegend ehrenamtlichen Helfer auf die Gesteinsstruktur der Klosterkirche. Nach mittlerweile vier Grabungskampagnen habe man so viele Funde und nun eine umfassende Anlage entdeckt, „die alle erstaunt hat“. Mit einer so großen Bebauung mitten im Wald habe niemand gerechnet, erklärte Enders. Deshalb wurden Bäume gefällt und Wurzeln entfernt, um weitere Bereiche untersuchen zu können. Mittlerweile ist eine richtige Lichtung im Wald entstanden, in deren Zentrum sich die Mauern der Klosterkirche befinden.

    Eigentlich sind es drei Kirchen unterschiedlicher Größen, Grundrisse und Bauphasen, wie Enders erläuterte. Fragmente bemalter, bleigefasster Glasfenster und Reste des rot bemalten Innenputzes deuten auf eine reiche Ausstattung der jüngsten Kirche hin. Die Kirche diente den Mönchen als letzte Ruhestätte. Im Norden der Anlage fand sich ein von einer steinernen Mauer eingefasster Friedhof für die übrigen Bewohner und östlich davon abgetrennt ein Brunnen. Im Süden der Kirche befand sich ein teilunterkellertes Fachwerkgebäude und im Westen wurden die Reste eines ebenfalls teilunterkellerten Steingebäudes gefunden.

    Es wird ein mehrstöckiger Wohnturm mit einem Obergeschoss aus Fachwerk vermutet, sagte der Archäologe. Als Besonderheit verfügte das Gebäude über eine Warmluftheizung, was auf großen Wohlstand schließen lasse. Auch wurde auf dem Klosterareal ein steingefasster Teich gefunden, der bis dahin als Wildschweinsuhle diente.

    Grabung soll Touristen zugänglich sein

    „Das Forschungsprojekt Einsiedel ist auch ein Projekt der Bayerischen Staatsforstverwaltung, um die Erholungsfunktion des Waldes zu zeigen“, sagte Enders. Deswegen werde zum Ende des Projektes 2017 ein archäologischer Pfad, auf dem Wanderer und Touristen die Ausgrabungen besichtigen können.

    Hauptpartner sei das Archäologische Spessartprojekt mit Projektleiter Harald Rosmanitz. Die wichtigsten Partner seien aber die vielen ehrenamtlichen Helfer, die mit viel Engagement einen Großteil ihrer Freizeit in diese Vorhaben einbrächten. Um einen Eindruck von der Klosteranlage zu vermitteln, wurden in den vergangenen drei Jahren auf den alten Grundmauern neue Mauern errichtet. „Damit sollen die Grundrisse der wichtigsten Gebäude dauerhaft sichtbar und begehbar gehalten werden“, sagte Enders.

    Diese sogenannte Inwertsetzung soll mit einem Besucherleitsystem ausgestattet und mit einem großen Einweihungsfest vom 23. bis 24. September gefeiert werden.

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