Das Mahnmal Denkort Deportationen am Würzburger Hauptbahnhof zur Erinnerung an die damals davon betroffenen jüdischen Menschen hat sich inzwischen etabliert und in drei "Eröffnungen" 88 Gedenk-Gepäckstücke aus Gemeinden in Unterfranken gesammelt. Für eine weitere geplante "Eröffnung" und Ergänzung des Denkmals im Jahr 2025 warben Mitglieder des Vereines jetzt auch im Karsbacher Gemeinderat um Beteiligung.

Der Denkort Deportationen wurde am 17. Juni 2020 erstmals eröffnet, am 24. September 2021 kamen 32 neue Gepäckstücke dazu. Am 16. Juni 2023 wurden weitere neun Gepäckstücke der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei der geplanten Feierstunde am 27. Juni 2025 sollen nun erneut Gepäckstücke aus Kommunen zur Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger hinzukommen, erläuterte Hannelore Hübner, die Schriftführerin des Vereins "Denkort Deportationen", dem Gremium. Deshalb stellten sie und Schatzmeister Michael Stolz das Projekt nochmals ausführlich vor.
Jeder siebte Einwohner Heßdorfs war jüdischen Glaubens
Auch Bürgermeister Martin Göbel erinnerte an die Geschichte der jüdischen Gemeinde, die im 17. Jahrhundert im heutigen Ortsteil Heßdorf der Gemeinde Karsbach entstanden war. Es gab hier eine Synagoge und bis 1927 eine israelitische Volksschule. Im Jahr 1924 waren von dem 377 Einwohnern Heßdorfs 57 Personen jüdischen Glaubens.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten nahmen die Repressalien stetig zu. Das führte zu vielen Auswanderungen. Beim Novemberprognom im Jahr 1938 wurde auch in Heßdorf Fenster und Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Die letzten verbliebenen Personen jüdischen Glaubens wurden im Jahr 1942 aus Heßdorf deportiert.
Gedenktafel statt Stolpersteine
Seit langem schon erinnert eine Gedenktafel am Gemeindehaus an die ehemalige jüdische Gemeinde in Heßdorf. In späterer Zeit entschied der Gemeinderat in Verbindung mit dem früheren Kreisheimatpfleger Werner Fella, an Stelle der von einigen Bürgern vorgeschlagenen Stolpersteine am neuen Dorfplatz hinter dem Gemeindehaus einen Gedenkstein mit Tafel aufzustellen. Dieser wurde im Jahr 2018 bei einer Gedenkfeier vorgestellt.
Ziel der Gedenkstätte "Denkort Deportationen 1941–1944" ist es, mit Gepäckstücken aus möglichst vielen der 109 jüdischen Kultusgemeinden, die es noch im Jahr 1933 gab, an die Deportationen über die zentrale Stelle Würzburg zu erinnern, erläuterten die Vertreter des Vereines. Diese erinnerten mit Fotos an die Sammelstelle "Platz'scher Garten", von dem aus die Deportierten zum Güterbahnhof Aumühle laufen mussten.
Werben um Gepäckstück aus Heßdorf
Die Gepäckstücke für die Projektteilnahme können frei gestaltet werden, sollen aber historischen Fotos entsprechen, wetterfest sein und bestimmte Abmessungen nicht überschreiten. Eine zweite Ausführung des in Würzburg aufgestellten Gepäckstückes, wäre dann auch in der Heimatkommune aufzustellen.
Bürgermeister und Gemeinderat dankten für die Vorstellung des Projektes aus erster Hand. Man wolle sich nochmals über eine Beteiligung an dem Projekt Gedanken machen und in einer der kommenden Sitzungen eine Entscheidung treffen, hieß es abschließend.