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Marktheidenfeld: Kommt das Neubaugebiet in Marienbrunn – oder sagt das Landratsamt Nein?

Marktheidenfeld

Kommt das Neubaugebiet in Marienbrunn – oder sagt das Landratsamt Nein?

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    Blick auf Marienbrunn.
    Blick auf Marienbrunn. Foto: Martin Harth

    Die Nachricht zuerst: Der Marktheidenfelder Stadtrat stimmte am Donnerstagabend knapp der Ausweisung eines neuen Wohngebiets im Stadtteil Marienbrunn zu. Bürgermeister Thomas Stamm sowie die Fraktionen der CSU und der Grünen sprachen sich dafür aus. Freie Wähler, ProMar und die SPD waren dagegen. Der Stadtrat hat somit den Weg für bis zu 21 neue Bauplätze an der Westseite Marienbrunns frei gemacht. 

    So viel zur eigentlichen Nachricht, hinter der jedoch so viel mehr steckt. Denn dieses Neubaugebiet ist schon lange zu einer Stellvertreterdiskussion geworden. An ihr kann man zum einen wunderbar ablesen, wie die Fraktionen das Problem des angespannten Wohnmarktes lösen wollen. Zum anderen bleibt trotz eines positiven Beschlusses noch immer ein Rest Ungewissheit, man kann ihn, den Rest, auch Ohnmacht oder Abhängigkeit nennen. Denn durch ist das Wohngebiet mit diesem Beschluss noch lange nicht.

    Mehr Bauplätze, mehr Stockwerke

    Zuerst einmal noch zu den Spezifika des Wohnbaugebiets: Nach Anregungen einiger Stadträte – noch bei der Vorstellung der möglichen Versionen vor einem Jahr – wurden nun die Grundstücksgrößen verkleinert und Flächen für Mehrfamilienhäuser ergänzt. Vorgesehen sind 21 Wohnbauplätze mit einer Grundstücksgröße zwischen 500 und 600 Quadratmeter für Einfamilienhäuser (mit zwei Stockwerken) beziehungsweise 1000 Quadratmeter für Mehrfamilienhäuser (mit drei Stockwerken). In der Variante A des Baugebiets, für die sich der Stadtrat entscheiden würde, wird außerdem die Gotthard-Schüll-Straße verlängert und in einem Ringschluss an die Straße "Am Lauterpfad" angebunden.

    Das alles erklärte der stellvertretende Bauamtsleiter Andreas Burk. Er stellte außerdem in den Raum, dass das Genehmigungsverfahren beschleunigt werden könnte. Er zitierte jedoch auch eine Stellungnahme des Landratsamtes zum Ausweisungsverfahren. Dies sehe keinen Bedarf für ein Wohngebiet in Marienbrunn, so Burk. Ein Grund: Es gebe noch einige Baulücken dort. 

    Diese Stellungnahme sei weg von jedem Verstand, sagte Wolfgang Hörnig (CSU). Die Nachfrage für die Bauplätze sei schon jetzt da. Mit dem Gewerbegebiet Söllershöhe steige der Bedarf noch weiter. Auch Xena Hospes (Grüne) argumentierte für das neue Baugebiet. Sie wolle weg vom Flächenfraß, es brauche jedoch auch bezahlbaren Wohnraum (die Stadt plant, die Grundstücke günstig herzugeben). Deshalb solle das Bauen ökologisch und nachhaltig sein – die Stadt könne dies als Bedingung stellen. Ein Vorschlag, der von Teilen der CSU befürwortet wurde.

    (Vergleichsweise) günstig und ökologisch: So sollen vor allem junge Familien nach Marktheidenfeld gelockt werden. Helmut Adam: "Wir haben kein Angebot in Marktheidenfeld. Hier werden schwindeleregende Preise verlangt." In den kommenden Jahren werde man 20 Millionen Euro für neue Kitas ausgehen. Ohne junge Familien bräuchte man auch keine Kitas, scherzte er. 

    Harth: "Wir müssen ins Umdenken kommen"

    Mit deutlichen Worten stellte sich Martin Harth (SPD) gegen das Baugebiet. Die Zeichen der Zeit seien nicht verstanden worden. Das Argument mit den "jungen Familien" sei im Altdenken verhaftet, mit dem man seit Jahren Versiegelung gerechtfertigt habe.  Aufgrund des Klimawandels könne es mit dem Flächenverbrauch nicht so weitergehen. Das Baugebiet in der alten Ziegelei, ein weiteres in Altfeld, das Gewerbegebiet Söllershöhe würden in den kommenden Jahren entstehen: "Wir müssen ins Umdenken kommen."

    Bauerwartungsland Marienbrunn.
    Bauerwartungsland Marienbrunn. Foto: Heike Grigull

    Harth glaubt sowieso, dass das Landratsamt die Pläne abschießen wird. Auch schon beim Altfelder Wohnbaugebiet habe die Stadt den Bedarf detailliert nachweisen müssen. Und jetzt: Jetzt sehe das Landratsamt den Bedarf wieder nicht. Harths Lösung des Wohnproblems wäre ein Förderprogramm für Innenentwicklung, also Nachverdichtung. Ein solches Programm fordere die SPD seit Jahren. Nichts sei bisher passiert, bemängelte er. 

    Zustimmung dafür kam von den Freien Wählern. Burkhard Wagner wies außerdem darauf hin, dass kein einziger Marienbrunner unter den Zuschauern sei, auf die Frage anspielend: Wie sehr wollen die Marienbrunner selbst das Baugebiet? Er sagte: "Die Hoferweiterungen der vergangenen Jahre sind sinnhaft. Wir brauchen Krapfensiedlungen und keine Donuts."

    Wird Marktheidenfeld bald zu viele Häuser haben?

    Einen anderen Punkt contra Neubaugebiet warf Heinz Richter (proMar) auf und mit einem Beamer an die Wand: die Bevölkerungsentwicklung Marktheiheidenfelds. Marktheidenfeld überaltere massiv. Es gebe mehr Menschen über 40 als drunter. Bedeutet: In den kommenden Jahren werde die Bevölkerung also wieder schrumpfen und sich die Wohnsituation automatisch entspannen – vielleicht sogar umkehren. "Langfristig bringt uns ein Neubaugebiet nichts", so Richter, denn auch Marienbrunn sei in den vergangenen Jahren von 400 auf 350 Bewohner geschrumpft.

    Der selbe Fakt war übrigens für Susanne Rinno von den Grünen ein Grund für das Baugebiet. Der Nachzug von jungen Familien könnte dieser Überalterung entgegentreten. Christian Menig (CSU) stimmte zu. Marienbrunn brauche diesen Zuzug. Der Gesangsverein löse sich zum Beispiel auf. Natürlich gebe es Baulücken – 153 sind es laut der Stadtverwaltung. Aber kein Besitzer wolle verkaufen und bald entstünden 2000 Jobs in der Söllershöhe, die irgendwo wohnen wollten. Bürgermeister Stamm berichtete aus Gesprächen mit Unternehmen, wonach bezahlbarer Baugrund und Wohnraum für die wichtig sei.

    Letztlich brachte Holger Seidel (Freie Wähler) das "Dilemma" des Stadtrates auf den Punkt. Marktheidenfeld solle als Wirtschaftsstandort und Wohnort attraktiv bleiben. Dafür brauche es neuen Wohnraum. Seidel: "Wir kommen bei der Innenentwicklung auch nicht vor voran." Andererseits belaste der Flächenfraß das Klima, "was unsere Heimat auch nicht lebenswerter macht". Er richtete einen Appell an die Besitzer der unbebauten Grundstücke: Sie könnten durch einen Verkauf einen Beitrag zur Entwicklung Marktheidenfelds leisten.

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