Bereits zum vierten Mal luden die Gemeinde Birkenfeld und der Landesbund für Vogelschutz zu einem Vortrags- und Diskussionsabend in die Egerbachhalle ein. Rund 120 Besucher hörten interessiert den Vorträgen der namhaften Referenten zum Thema "Netzwerke für mehr Artenvielfalt in der Kulturlandschaft" zu.
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Achim Müller und Hartwig Brönner vom Landesbund für Vogelschutz, Kreisgruppe Main-Spessart, berichtete Jochen Diener von seiner Arbeit aus der Ökomodellregion Waldsassengau, in der 13 Kommunen im westlichen Landkreis Würzburg ihre Aktivitäten für die Umwelt und den Naturschutz gebündelt haben. Es geht vorrangig darum, den Trend zu regionalen Ökolebensmitteln zu begleiten, zu unterstützen, die Angebote bekannt zu machen und alle Beteiligten ins Boot zu holen. Dazu zählt der Informationsaustausch unter den Erzeugern ebenso wie der Dialog zwischen den Landwirten und den Verbrauchern, zum Beispiel durch Hoffeste, Filmabende, Radtouren und Wanderungen.
Neben fachlichen Informationen wie Schnittkursen und Lehrgängen zum Streuobstpfleger werden auch kulinarische Angebote vermittelt. Exemplarisch hatte Diener eine Apfelsaftschorle aus Äpfeln von heimischen Streuobstwiesen mitgebracht. Eine große Bedeutung haben für ihn das persönliche Engagement der Bürgermeister und die permanente Schulung der Bauhofmitarbeiter. Wichtig sind auch die frühzeitige Information über Blühstreifen und ihre Pflege für die Bürger. Sein Ziel ist es, in allen beteiligten Kommunen einen Umweltbeauftragten zu installieren. Der Königsweg für Diener ist dabei, Erlebnisse zu Tieren und Genüsse mit Verkostung anzubieten.
Über den "Runden Tisch" der Gemeinde Hettstadt berichteten die Biologin Dr. Marion Betz von der Ortsgruppe des Bund Naturschutz sowie Gemeinderat und Umweltbeauftragter Klaus Gottschlich. Sie stellten zahlreiche Projekte vor, die im Zusammenspiel zwischen Landwirten, der Gemeinde, dem Ortsverschönerungsverein, dem Förster, dem Jäger und dem Bund Naturschutz entstanden sind. So existieren aktuell 10 Hektar Grünstreifen in der Gemarkung und ein Hochzeitsgarten, in dem anlässlich eines Jubiläums Bäume gepflanzt werden können. Am Rossbrünnle wurde ein fast vertrockneter Teich neu angelegt, aus dem mittlerweile ein wunderbares Biotop geworden ist. Der "Runde Tisch" bedeutet für beide Referenten, dass man miteinander spricht und nicht übereinander, um so zu einvernehmlichen Lösungen zu kommen. Das Zauberwort sei hier die gegenseitige Wertschätzung.
Den sehr informativen Abend beschloss der Vortrag von Diplom-Landschaftsökologin Katharina Schertler. Die Naturschutz-Fachberaterin vom ökologischen Anbauverband "Bioland" referierte über die "Naturschutzberatung und einzelbetriebliche Kulturlandpläne für mehr Artenvielfalt in der Agrarlandschaft". Ziel ihrer Naturschutzberatung sei es, die Potenziale des einzelnen Betriebs zu wecken und zwar freiwillig, auf Augenhöhe und als gesamtbetrieblichen Ansatz, da der Naturschutz immer mehr auch ein gesellschaftliches Anliegen sei. Dabei müsse genau abgewogen werden, welche Maßnahmen im Ackerbau, bei den Landschaftselementen oder auf den Hofstellen nützlich sind. So können spezielle Mischungen für Blühstreifen auch als Nahrung für bestimmte Insektenarten wie die Hummel hilfreich sein, die dann wiederum als Bestäuber für bestimmte Pflanzen, zum Beispiel den Kürbis, dienen. Das Anlegen von Hecken verhindere unter anderem die Erosion und das schnelle Verdunsten von Regenwasser. Hierfür gibt es Förderprogramme mit einer Förderung von bis zu 90 Prozent. Ihr Rat: "Klein anfangen mit etwas, was Spaß macht!"