Ganz aus Draht, Zeitungen und Kleister hat Manuela Ruppert die lebensgroße Abbildung der heiligen Familie im Stall von Bethlehem gefertigt und jetzt pünktlich zum 1. Advent fertig gestellt und ausgestellt. Beim Adventsmarkt der IG Brauchtum und Kultur am Samstag wurde die Krippe auch mit einigen Liedern durch die "Blechquäler" vom Musikverein akustisch eingeweiht und anschließend von vielen Passanten und Marktbesuchern bestaunt. Manuela und ihre Mutter Rita Maiberger, die beide das Heimatmuseum leiten, gaben dazu auch interessante Erläuterungen ab.
Aufgebaut war die Gruppe aus Pappmaschee an der Ecke zum Eingang des Museums vor dem Gasthaus Hanikel. Mit einer massiven Holzhütte, Laternen, Stroh und Lagerfeuer hatten Manuelas Mann Edgar mit einigen weiteren fleißigen Helfern einen passenden Rahmen für das Werk geschaffen, das aber nur über das 1. Adventswochenende dort stand. Um nicht der Witterung ausgesetzt zu sein, ist es ab Montag umgezogen in das Erdgeschoss des früheren Möbelgeschäfts Edi Wirth in der Obertorstraße, in dem heute die Firma von Sylvester Krutsch ihr Domizil hat.
Empfindlich gegen Nässe
"Sylvester hat sich dankenswerter Weise dazu bereiterklärt, dass zumindest über die Weihnachtszeit bis Dreikönig der Stall und die Figuren in seinen Räumen beherbergt und ausgestellt werden können", freute sich Manuela Ruppert. Denn die Figuren sind ja aus Pappe und Papier und deshalb empfindlich gegen Nässe und Wind.
Die Idee zu diesem Hobby kam ihr vor einigen Jahren, als ihr Vater Herbert eine von ihm gebaute Holzkrippe wieder heimbrachte, die in der Kirche zur Weihnacht lange stand, aber nicht mehr gebraucht wurde. "Diese Krippe mit dem Jesukind war der Antrieb für mich, in passender Größe auch einen ganzen Stall mit heiliger Familie und Tieren zu planen und zu fertigen. Umso größer ist jetzt die Freude, dass es geglückt ist, die Arbeit von Papa weiterzuführen und zu vollenden", so die stolze Papier-Künstlerin.
Noch nicht ganz vollständig ist die Krippe, zur heiligen Familie hat sie ein Schaf und einen Engel fertig bekommen. Und den Engel mit Absicht auch nicht ganz: Er ist im Rohzustand noch mit Zeitungspapier, um die Schritte der Herstellung deutlicher zu machen. Denn die Entstehung solcher Figuren beginnt mit einem Drahtgeflecht, das die Konturen ermöglicht. Dann werden unzählige Lagen Zeitungspapier, als Streifen geschnitten und aufgekleistert: immer wieder, Schicht für Schicht. "Ich habe über 400 Main-Post- Ausgaben verwerkelt und etliche Liter Kleister", lacht Frau Ruppert. Je genauer und filigran das Drahtgestell, desto besser und feiner werden auch die Figuren.
Für die Gesichter hat sie Fasenachtsmasken aus Plastik verwendet und die Schichten aufgetragen. Die letzten Lagen werden durch in Wasser erhitztes Zeitungspapier-mit Mehlzugabe zu einer hellen weißen Pampe, die Druckerschwärze ist verschwunden. So kann dann die fertigte Endschicht geformt und modelliert werden.
Vor der Krippe hat Manuela in der Freizeit schon mehrere Figuren aus Pappe und Zeitungen hergestellt, ihre Fertigkeiten wurden dabei stets verbessert. So setzt sie für ihre Heimatstadt das fort, wofür ihr Vater schon bekannt war: altes Brauchtum zu erhalten und zu pflegen. Das von ihr und ihrer Mutter heute geführte kleine Heimatmuseum ist Zeugnis für diesen Idealismus und immer einen Besuch mit Erinnerungen an die früheren Zeiten wert.
Mit der Heiligen Familie in der Krippe kam jetzt ein weiterer Baustein dazu, der nach der befristeten Zeit im "Edi-Haus" im Obertor vielleicht einen festen und würdigen Platz in Rieneck finden wird.

