Toll, fantastisch, wunderbar – zu solchen Adjektiven griffen die Verantwortlichen am Abschlusstag der 72. Lohrer Spessartfestwoche. Das Fest habe in Sachen Besucherandrang, Stimmung und Umsatz an die Vorjahre angeknüpft. Auch Friedlich war es – bis auf eine unrühmliche Ausnahme auf der Zielgeraden. Beim Programm könnte es 2018 eine Änderung geben.
Insgesamt, so Bürgermeister Mario Paul, beim Bilanzgespräch am Sonntagvormittag, habe es sich um einen „äußerst gelungene Festwoche“ mit „fantastischer Stimmung“ gehandelt. Vor allem das erste Festwochenende sei deutlich überdurchschnittlich besucht gewesen. Sein persönliches Highlight sei einmal mehr der Blasmusikabend und Tag der guten Nachbarschaft am Mittwoch gewesen, bekannte Paul.
Auch Festwirt Franz Widmann sprach von einem extrem stark besuchten ersten Festwochenende. Es sei ein bayernweiter Trend, dass die Wochenenden immer stärker besucht seien, während es unter der Woche etwas nachlasse. Aus seiner Sicht sei das Fest „mehr als zufriedenstellend“ verlaufen. Es werde sich am Ende beim Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres bewegen, eventuell sogar etwas darüber.
Auch die Schausteller seien mit der Festwoche „sehr zufrieden“, sagte Horst Ferling – eine beinahe überschwängliche Bewertung durch den Mann, der dafür bekannt ist, eher zu Understatement zu neigen. Pech habe freilich der Betreiber des Fahrgeschäftes Hio Hop Fly gehabt, das – wie berichtet – nach einem tödlichen Unfall mit einem baugleichen Typ in den USA nicht in Betrieb gehen durfte.
Ferling verwies darauf, dass in Deutschland kaum etwas intensiver geprüft und kontrolliert werde als solche Fahrgeschäfte. In anderen Ländern sei dies längst nicht so. Ferling sprach davon, dass es Hinweise gebe, dass das betreffende Fahrgeschäft in den USA nicht gepflegt und teilweise angerostet gewesen sei.
Offen ist noch die Frage, ob die Stadt dem Betreiber des Hip Hop Fly in der Form entgegenkommt, dass sie dessen finanziellen Einbuße abfedert, indem sie ihm die Standgebühren erlässt. Eine solche Anfrage habe ihn noch nicht erreicht, sagte Paul dazu.
Polizist Finger gebrochen
Für die Polizei zog Wolfgang Remelka, der Leiter der Lohrer Inspektion, eine gemischte Bilanz, sprach von Licht und „ein bisschen“ Schatten. Angesichts der Größe und des Besucherandrangs der Spessartfestwoche passiere relativ wenig. Das Fest sei die ganze Woche hindurch aus Sicht der Polizei sehr gut verlaufen – bis Samstagnacht.
Gegen 1.30 Uhr, als das Fest eigentlich schon beendet war, habe sich nach einem Po-Grapscher im Umfeld des Festzeltes eine Schlägerei entwickelt. Der die ganze Woche hindurch sehr gut arbeitende Sicherheitsdienst und acht Polizisten hätten alle Hände voll zu tun gehabt, um die Situation zu befrieden. Einen „Aggressor“ habe man zu Boden bringen und fesseln müssen. Dabei habe sich ein Polizist den Finger gebrochen. Er müsse operiert werden.
Von diesem Wermutstropfen abgesehen zeigte sich Remelka jedoch zufrieden mit dem Festverlauf. Die Polizei habe keine einzige Alkoholfahrt festgestellt.
Die übrigen Delikte hätten sich im Rahmen des Üblichen bewegt: acht Körperverletzungen, vier Beleidigungen, zwei Sachbeschädigungen, ein Diebstahl. Bei zwei Jugendschutzkontrollen habe es einen Fall gegeben, bei dem an Jugendliche unter 16 Jahren Bier ausgeschenkt worden sei.
Und schließlich hatte der Polizeichef auch noch etwas zum Schmunzeln parat: Zweimal habe man Wildpinkler ertappt – von denen sich einer ausgerechnet ein Polizeiauto als Urinalersatz ausgesucht habe.
Allein 40 Wespenstiche
Für das Rote Kreuz schilderte Dominik Brühl eine sehr arbeitsreiche Festwoche. Man werde am Ende wohl den aus dem Jahr 2010 stammenden bisherigen Spitzenwert von 180 Hilfeleistungen an zehn Festtagen übertroffen haben. 163 Einsätze standen bis Sonntagvormittag zu Buche, darunter allein 40 Wespenstiche, aber auch Herzinfarkte. Nur in acht Fällen habe es alkoholbedingten Gesundheitsprobleme gegeben, der niedrigste Wert bisher, so Brühl.
Jugendliche trinken abseits
Er verwies auch auf eine traurige Randerscheinung der Festwoche: Im Umfeld derselben betrinken sich Jugendliche mit Spirituosen. So habe man auf dem nahen Skaterplatz zwei 14- und 15-Jährige in einem Zustand vorgefunden, der die Einlieferung in Würzburger Kliniken nötig gemacht habe. Insgesamt könne man aus Sicht des Roten Kreuzes jedoch sehr zufrieden sein mit dem Verlauf der Spessartfestwoche, bei der 139 ehrenamtliche 712 Einsatzstunden geleistet hätten.
Für die Würzburger Hofbräu sprach Geschäftsführer Norbert Lange von einem „reibungslosen“ Festverlauf. Am Ende werde man womöglich etwas mehr Bier als im Vorjahr verkauft haben. „Von mir aus kann es so weitergehen“, so Lange.
Weiter geht es mit der Spessartfestwoche im kommenden Jahr. Der Termin steht: 27. Juli bis 5. August.
Die Worte von Mario Paul lassen erahnen, dass es dann eine Programmänderung geben könnte. Man werde „sicher Alternativen prüfen“, sagte der Bürgermeister mit Blick vor allem auf den Showabend am Dienstag.