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GÖSSENHEIM: Matuschke: „Ich hätte Unterfranken gerettet“

GÖSSENHEIM

Matuschke: „Ich hätte Unterfranken gerettet“

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    „Gerne wider” war beim energiegeladenen Auftritt von Matthias Matuschik in der Gössenheimer Sporthalle nicht nur Titel, sondern Programm.
    „Gerne wider” war beim energiegeladenen Auftritt von Matthias Matuschik in der Gössenheimer Sporthalle nicht nur Titel, sondern Programm. Foto: Foto: Simon Hörnig

    „Gerne wider“ – das verkörperte Matthias „Matuschke“ Matuschik bei seinem Auftritt am Samstagabend in der Gössenheimer Sporthalle. Dabei war der Titel sogleich Programm und zeigte anschaulich, warum dem Bayern 3-Moderator der Ruf eines Enfant terribles vorauseilt.

    „Ich hätte Unterfranken gerettet“, gab Matuschik dem Publikum gleich zum Einstieg seinen Unmut über das Ergebnis der bayerischen Landtagswahl zu verstehen. Der Kabarettist war selbst für Claudia Stamms „Mut“-Partei angetreten, jedoch klar am Einzug in den Landtag gescheitert. „Dass ich gemeinsam mit Markus auf der Oppositionsbank sitz‘ und jeden Tag a Selfie von uns beiden mach‘“, kommt somit nicht infrage, was den gebürtigen Oberpfälzer jedoch nicht daran hinderte, kein gutes Haar am alten und designierten neuen Ministerpräsidenten zu lassen: „Söder ist Franke, aber ein Idiot“.

    Eine Traumsequenz für Seehofer

    Ähnlich genüsslich arbeitete er sich an dessen Amtsvorgänger ab, dem Matuschik eine Traumsequenz widmete. Die Vision, in der Innenminister Seehofer eine fünf Meter hohe Mauer um ganz Bayern errichten möchte, nutzte Matuschik als Vorlage für eine Abrechnung mit deutscher und speziell bayerischer Migrations-, Innen- und Europapolitik. Für den Bauabschnitt Bodensee bräuchte es beispielsweise Gastarbeiter aus Griechenland, da dies die einzigen seien, die auch arbeiten, obwohl ihnen das Wasser bis zum Hals steht.

    Die nötigen 25.000 indischen IT-Experten zur Umsetzung des bayerischen Polizeiaufgabengesetzes setzten außerdem eine Erhöhung der Migrations-Obergrenze voraus, die der CSU-Chef gegenüber Kanzlerin Merkel auch sogleich zur Voraussetzung für seinen Verbleib als Innenminister macht.

    Mal treffend hintersinnig, mal daneben

    Solche satirischen Fiktionen sind es, die nahe an der Tagespolitik, mit hintersinnigem Witz und in unverwechselbar sonorem Tonfall, Matuschkes Reiz ausmachen. Perfekt versteht er in klangvollen Beschreibungen Bilder zu erzeugen, die den Zuhörern über die Ohren ein Kinoerlebnis liefert. „Gerne wider“ illustriert aber auch eine andere Seite von Matuschiks Selbstverständnis: eine geradezu radikale Haltung zu gesellschaftlichen Themen wie Kirche, Tierschutz und Menschenwürde.

    Der Kabarettist vertritt dabei linksliberale Grundwerte, schießt in der Schärfe seiner Darstellung jedoch oft übers Ziel hinaus. So begeht Matuschik den gleichen Fehler wie die Zielscheiben seines beißenden Humors. Die Wendung „Flüchtlinge auf dem Mittelmeer“ verkommt zu Formel und Totschlagargument, die die Beschäftigung mit Trivialem jeglicher Art – sei es der Adaption des Halloween-Brauchs oder mit der ausgewogenen Ernährung von Haustieren – zum Symptom politischer Gleichgültigkeit stigmatisiert.

    Nicht alle mochten sich das anhören

    Dass der Auftritt „stark polarisieren“ würde, dessen war sich Organisator Patrick Hagedorn, zweiter Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr bewusst, doch wollte er für den ersten Kabarett-Abend in Gössenheim „gleich jemand ganz spezielles“ einladen. Dass in der Pause gleich ein ganzer Tisch die Halle verließ, änderte nichts daran, dass Hagedorn die Veranstaltung mit 160 Besuchern als „gut gelungen“ verbuchte und eine Fortsetzung des Konzepts fürs nächste Jahr ins Auge fasst.

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