Grimmige Räuber, unendliche Wälder, viele Berge: Das ist der Spessart. Die Sache mit den Räubern ist natürlich Geschichte. Die Wälder indes sind in der Tat schier unendlich. Und die Berge sind es auch - zur Freude all jener Fahrradfahrer, die Anstrengung mögen.
Doch im Spessart geht es auch anders. Vor allem, wenn man sich als Radfahrer an den Tälern orientiert: Dann wird es gemütlicher. Abseits des Mains sind hier vor allem der Aubach und der Lohrbach zu nennen, in deren Niederungen es sich ab Partenstein in einer 40 Kilometer langen Schleife genüsslich und nicht allzu schweißtreibend radeln lässt.

Wen zwischendrin dann doch der Sportsgeist packt, der hat in diesem Gebiet allerlei Varianten zur Verfügung - sollte aber dann eher mit einem Mountainbike unterwegs sein. Die Ausweichmöglichkeiten ins Gelände und über die Berge sind zum Beispiel über das weit verzweigte Streckennetz des Projekts "Bikewald Spessart" zu erreichen.

Wer lieber im Tal bleibt, folgt ab Partenstein zunächst dem ausgeschilderten Kahltal-Spessart-Radwanderweg. Die 70 Kilometer lange Strecke zwischen Kahl an der hessischen Grenze und Lohr am Main ist Teil des "Bayernnetzes für Radler". Ein Zeichen mit einem symbolischen Specht und einem Radfahrer weist den Weg. Die Zeichen sind meistens in die herkömmlichen Schilder mit dem grünem Fahrrad auf weißem Grund eingeklinkt.
Zwei Kilometer lange Abfahrt
Gleich hinter Heinrichtsthal bietet es sich an, über eine zwei Kilometer lange Abfahrt den Kahltal-Radwanderweg zu verlassen, um ins entzückende Aubach-Tal zu wechseln. Man kann kaum glauben, dass es dieses kleine Gewässer von der Quelle bis zu Mündung in die Lohr bei Partenstein auf gut 20 Kilometer Länge bringt. Schaut man genauer hin, wird klar, woher diese Länge kommt: Der Aubach mäandert in unendlich vielen Schlaufen durch das teilweise autofreie Tal.
Wahrscheinlich weil es dort so beschaulich ist, hat sich die "Fischerhütte" an den beiden, vor allem von Anglern genutzten Aubachseen als Geheimtipp für Wanderer und Radfahrer entwickelt. Wer nach einer Rast keine Lust mehr auf Steigungen hat, kann sein Rad einfach rollen lassen: immer am Aubach entlang abwärts bis Wiesthal.
Wo ein brennendes Strohrad Tradition ist
Wiesthal? Ist das nicht . . . ? Genau, der Ort ist bekannt für sein "Foaseltsroad" - ein Wagenrad mit brennendem Stroh, das die Bürger seit Generationen am Faschingsdienstag von einem Hang herunterrollen lassen. Dieser Brauch zum Ausklang der närrischen Zeit ist auch im Schwarzwald bekannt.
Für Naturliebhaber ist das Tal des Aubachs ähnlich reizvoll wie die Streckenabschnitte zwischen Partenstein, Krommenthal und Heigenbrücken. Sie alle bilden das Naturschutzgebiet Spessartwiesen, entstanden durch Rodungen im Mittelalter. Die freien Flächen wurden hernach über Generationen hinweg von Kleinbauern bewirtschaftet.
Seit 2001 unter Naturschutz, haben sich in den Spessartwiesen heute vor allem bei Heigenbrücken Flachmoore gebildet. Seltene Pflanzen und Tiere finden sich dort zurecht, darunter die Bachforelle, der Bachflohkrebs und die Steinfliegenlarve, wie der Verein Naturpark Spessart herausgefunden hat. Auch der Eisvogel sowie die Wasseramsel leben dort - und der Biber. Vom Radweg aus kann man immer wieder seine typischen Bauten sehen.
Freilich hat der Nager in Heigenbrücken - wie andernorts auch - für Ärger gesorgt. Weil seine staudammartigen Behausungen Wiesen bis in den Ort hinein unter Wasser setzten, forderten Kritiker seinen Abschuss.
Nicht so dramatisch geht es entlang des Lohrbachs in anderer Hinsicht zu: Der vor sechs Jahren von Jugendlichen eingerichtete "Glücksweg" soll zum Nachdenken anregen. Auf 28 Tafeln haben Menschen unterschiedlichen Alters hinterlassen, was sie glücklich macht. Der Weg ab Heigenbrücken ist gut drei Kilometer lang.
Es sind nicht nur Glück und Natur, die diese Rad-Rundtour prägen. Auch die Geschichte der Gegend tut es: Dörfer wie Krommenthal, Habichsthal oder Wiesthal haben ihre Existenz der Glasmacherei zu verdanken. Auch die Mühlen und vor allem der Abbau von Schwerspat waren in den vergangenen Jahrhunderten das wirtschaftliche Standbein der Menschen in den rauen Spessarttälern.
Viele Zeugnisse aus jener Zeit sind verschwunden. Was den unter anderem für Farben und Lacke verwendeten Schwerspat angeht, bekommt man von der Arbeit untertage immerhin in dem kleinen Volkskundemuseum "Ahler Kram" in Partenstein eine Ahnung. Dort befindet sich die Nachbildung eines Stolleneingangs. Außerdem führt ein drei Kilometer langer Rundweg (ab Museum) zu vier Stationen des ehemaligen Schwerspat-Abbaus am Rand von Partenstein. Infotafeln des Vereins "Archäologisches Spessartprojekt" vermitteln alles Wissenswerte.



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