Grauer Kittel, beigefarbenes Cord-Hütchen, bissige Miene – dem Klischee des Hausmeisters wollte Georg Höhlein nie entsprechen. Im Gegenteil: Der gute Draht zur Schulfamilie, vor allem auch zu den Schülern, waren und sind dem langjährigen Hausmeister des Balthasar-Neumann-Gymnasiums wichtig. Nach rund 19 Jahren an der Marktheidenfelder Schule geht es für den 63-Jährigen in den Endspurt. Die Suche nach seinem Nachfolger läuft. Ist der gefunden und eingearbeitet, ist Georg Höhlein raus.
Zuvor aber gibt es noch genug zu tun, wie immer. Wer den hochgewachsenen, schlanken Mann mit dem Bart sucht, muss sich auf einen Weg durch das ganze Schulgebäude einstellen. Denn hinter seiner blauen Tür mit der Aufschrift "Facility Manager, Mr. Höhlein", das ihm ein Abiturjahrgang mal extra anfertigen ließ, verbirgt er sich selten. Am besten erreicht man ihn über sein Handy. Für ihn Fluch und Segen gleichzeitig, denn manchmal bimmelt es den ganzen Tag. Neben den Anliegen aus dem Haus, sind es oft Firmen, die anrufen wegen Wartungs- oder Reparaturarbeiten von diversen Geräten. "Die Technik hier im Haus hat sich in den letzten Jahren nahezu verdoppelt", so Höhlein.
Manchmal klingelt es aber auch abends bei ihm, ganz selten nachts. „Ich bin schließlich verantwortlich für das Haus. Brennt irgendwo außer der Reihe das Licht, rufen die Nachbarn an“, erzählt er. Aus dem Schlaf geholt wurde er bisher nur von der Polizei: Als nachts um vier einmal die Scheiben der Schulbibliothek eingeworfen wurden.
"Du musst mit den Leuten umgehen können - mit den Schülern, aber auch mit den Lehrern"
Auch während des Gesprächs klingelt das Mobiltelefon des Hausmeisters mehrmals. Das Kopierpapier im Lehrerzimmer ist alle. Da muss er schnell hin. Welche Eigenschaften sollte ein Hausmeister mitbringen? Diplomatisch sollte er sein, so Höhlein, verlässlich, korrekt und ein bisschen Psychologe. Immer dann, wenn der neutrale Hausmeister um seine Meinung gebeten wird. Dann geht es oft um ein gutes, tröstendes Wort im richtigen Moment. Ein wenig wie ein Ersatz-Vater fühlt er sich dann. „Du musst mit den Leuten umgehen können“, so der 63-Jährige. Mit den Schülern, aber auch mit den unterschiedlichsten Lehrern.

Hausmeister kann nicht jeder – so seine Meinung. Dass er es kann, daran hat er zu Anfang selbst gezweifelt. Zwei Jahre war er für den Landkreis als Hausmeister in der Spessarttorhalle in Lohr beschäftigt. 2002 wechselte er dann nach Marktheidenfeld. „Das mache ich keine vier Wochen“, habe er sich selbst damals gesagt. Das Haus sei total zugestellt gewesen, im Keller stapelten sich die Tische und Stühle, so dass kein Durchkommen mehr war. Dazu kamen die langen Prozesse bei Entscheidungen. „Ich kam aus der freien Wirtschaft, habe früher im Metallbau gearbeitet und war das nicht gewohnt“, erzählt er.
Dann aber siegte der Ehrgeiz: „Ich mach' das und ich schaff' das“, coachte sich Höhlein selbst und krempelte von da an die Ärmel hoch. Seit dem ist viel passiert an der Schule. Vier Schulleiter hat er erlebt: Josef Heindl, Kurt Blaschke, Anne-Marie Greving und seit 2016 Hartmut Beck. Und mit ihnen jedes Jahr Umbauten: Mittlerweile sei das Gebäude zwar äußerlich alt, innerlich aber – bis auf Fenster und Türen – auf der Höhe der Zeit.
Schlechte Voraussetzungen: Keine Ausdauer und kein handwerkliches Geschick
Insofern dürfe man als Hausmeister eins nicht sein: Ein Hering ohne Ausdauer und ohne handwerkliches Geschick. Allerdings: So viel geräumt wie zu Corona-Zeiten wurde in der Schule wohl selten. Tische raus, Tische rein. Stühle raus, Stühle rein. Abstände vermessen. Georg Höhlein ist froh, dass er den geplanten Komplett-Umbau des Schulstandorts Marktheidenfeldnicht mehr mitmachen muss. Denn mittlerweile merkt er seinen Körper, vor allem den Rücken. Auch weil das Mobiliar schwerer geworden ist im Laufe der Zeit.
Was Schüler – früher wie heute – anscheinend nicht lassen können sind Edding-Schmierereien, bevorzugt auf der Toilette, und Kaugummis unter Stühlen und Tischen. Hat Höhlein hier jemanden auf frischer Tat erwischt, hat er das Passende gesagt – ohne laut zu werden. "Es mussten auch schon mal welche zur Strafe bei Gartenarbeiten helfen, aber ich habe das nie überstrapaziert", erzählt er. Schließlich seien die Schüler zum Lernen da. "Ich denke dann immer daran, dass ich auch mal Schüler war und wie ich es selbst empfunden habe."
Was er vermissen wird? "Das ganze junge Volk", so Höhlein. Am Puls der Zeit zu sein, Trends mitzubekommen. "Der Job hält jung", erläutert der 63-Jährige. Aber auch die Schüler hätten sich in den Jahren verändert. "Grüßen am Morgen geht gegen Null", muss er leider feststellen. Und die Aufmerksamkeit sei vorwiegend auf dem Handy. Dabei dürfe man den Kindern keinen Vorwurf machen, so Höhlein. "Das liegt immer daran, wie sie es gelernt haben."
Positiv hingegen findet er: Die Hemmschwelle der Jugendlichen gegenüber Erwachsenen sei niedriger geworden. Das vereinfache den direkten Draht zu den Schülern und der ist Höhlein wichtig. "Früher war der Respekt höher, aber auch der Austausch nicht so gut ", sagt er.