"Wir suchen ganz, ganz dringend Therapeuten" – Die Vorsitzende der Marktheidenfelder Rheuma-Liga, Rita Tebbe, ist verzweifelt. Denn seit der Corona-Zeit wird es immer schwieriger, Therapeuten für die Wassergymnastik zu finden, die der Verein für Rheuma-Patienten anbietet. Vor der Pandemie gab es sechs Gruppen, inzwischen sind es vier mit jeweils 15 Personen. Und wegen eines zusätzlichen Krankheitsfalls werden alle Gruppen zurzeit von nur einer Therapeutin geleitet.
Schon in der Zeit vor der Pandemie war es nicht einfach, Therapeuten mit der richtigen Ausbildung für das Training zu finden. Denn wie Kassier Dieter Kasamas erklärt, kommen nur bestimmte Ausbildungsrichtungen infrage, damit der Kurs von der Krankenkasse anerkannt und bezuschusst wird: "Das sind Medizinische Bademeister, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Masseure." Ein einfacher Übungsleiterschein reicht für die Betreuung der Rheuma-Patienten hingegen aus Abrechnungsgründen nicht aus. "Übungsleiter gibt es viele, aber Therapeuten nicht", so Kasamas.

Auch wenn das Problem schon vor Corona existierte, hat die Pandemie die Lage noch einmal verschärft. Während der Lockdowns konnten keine Kurse stattfinden und als diese wieder starten sollten, seien einige der Trainerinnen und Trainer aus persönlichen Gründen abgesprungen. Für viele sei außerdem die Arbeit in der Selbstständigkeit oder einer festen Praxis attraktiver, da diese besser bezahlt sei und die Patienten direkt zu ihnen kommen würden.
Immer mehr außergewöhnliche Formen von Rheuma
Dabei steigt die Zahl der Mitglieder der Marktheidenfelder Rheuma-Liga stetig und liegt inzwischen bei rund 160. Davon nehmen rund drei Viertel das Therapie-Angebot in Anspruch. Außerdem beobachtet die Vorsitzende Rita Tebbe, dass immer mehr Menschen mit außergewöhnlichen Formen der Krankheit zu ihnen kommen. Rund 300 verschiedene Arten von Rheuma gibt es. Der Verein bietet für alle Betroffenen nicht nur Wasser- und Trockengymnastik an, sondern auch Seminare, Stammtische zum Austausch oder Ausflüge. Das alles wird ehrenamtlich von den Vorstandsmitgliedern organisiert – neben der zeitaufwändigen Suche nach neuen Therapeuten.

"Die Corona-Zeit war für die Betroffenen ohnehin sehr hart", sagt Rita Tebbe. Denn da viele Rheuma-Medikamente das Immunsystem beeinflussen, können Rheuma-Patienten anfälliger für einen schweren Verlauf bei einer Corona-Infektion sein. Außerdem kann laut der Deutschen Rheuma-Liga die Wirkung der Schutzimpfung bei der Einnahme bestimmter Rheuma-Medikamente geringer ausfallen. Betroffene mussten in der Corona-Zeit also besonders vorsichtig sein.
Die Wassergymnastik ist für viele Betroffenen nun wieder eines der Highlights in der Woche, sagt Dieter Kasamas. "Es geht darum, sich ein bisschen abzulenken von den Schmerzen und eine Mindestbeweglichkeit zu erhalten." Die Gymnastik ist eine Ergänzung zur Behandlung mit Medikamenten, die die Betroffenen motivieren soll. Und das soll auch weiterhin möglich sein, appelliert Rita Tebbe an alle Therapeuten und Therapeutinnen: "Bitte, bitte meldet euch!"