Vier Tage Kunst und Kultur in dem romantischen, abgeschiedenen Ambiente des Höllricher Schlosses sollen ambitionierten Künstlern unter fachlicher Anleitung Muse, Tipps und Austauschmöglichkeiten in ihrem künstlerischen Schaffen geben. Bis zum Samstag arbeiten sie dort einzeln oder auch gemeinsam bei den dritten Höllricher Kunsttagen. Dann werden ab 17 Uhr bei einer Finissage die Werke vorgestellt und die Kunsttage mit einem Jazzkonzert im Schlosshof abgeschlossen.
Eigentlich ist ja die reale Szene schon ein echtes Kunstwerk wie aus einem fantasievollen Gemälde der Romantik: inmitten der traumhaft schönen Kulisse des Schlosshofes, zwischen altem Gemäuer und prachtvollem Naturgarten sitzen oder stehen Kunstschaffende im Freien, solange es die sommerliche Hitze zulässt. Andere arbeiten eher verborgen in den kühleren Gewölben der Burganlage.
Aus einer Ecke, versteckt zwischen hohen Sträuchern, ist das Geräusch von Stein und Eisen zu hören. Hier arbeiten Mika Palm und Dieter Unger unter Anleitung der Bildhauerin Marot Garutti. Beide sind keine künstlerischen Neulinge, doch sie hoffen hier voneinander und von Garutti zu lernen und sich ein Stück weit zu vervollkommnen. Unger hat einen braunen Sandstein aus Gerolzhofen vor sich stehen. Er zeigt auf die markante Maserung, die ihn anspricht und ihn reizt, mit dieser vorgegebenen Fläche „einen spannenden Dialog“ zu führen. Was bis Samstag dabei raus kommt? Mal sehen!
Die erfahrene Lehrerin bestätigt ihn darin. Man muss sich tatsächlich auf den Stein einlassen, ein Gespür für ihn entwickeln, mit ihm „sprechen“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrer Schülerin Palm demonstriert sie dem Laien die erste Lektion zur Technik der Steinhauerei. „Man muss den Meißel locker tänzeln lassen und beim Schlag mit dem Klüpfel fest und doch entspannt bleiben, sonst verkrampfen sich ganz schnell Schulter und Nacken.“
Neben den drei Bildhauern sind zehn Frauen und Männer mit experimentellen Malen und Gestalten befasst, neun andere haben sich für den Kurs bei Karin Mauröder angemeldet, um mit der Stimme spielerisch zu malen und zu gestalten. Es geht hier um sängerische Gymnastik, Atemübungen. Singen unter Anleitung, aber auch Stimmübungen, Improvisationen, Kanons, einfache Sololieder und Chorwerke. Mauröder gibt Tipps zur Einflussnahme auf den Stimmklang durch Bewegung und verschiedene Vorstellungen beim Singen.
Der Steinbacher Maler und Kunstpädagoge Hartwig Kolb und seine Partnerin Christine Hartmann-Manzke wagen den dritten Versuch, durch eine Kunstwoche mit vielfältigem und anspruchsvollen Angebot das kulturelle Leben in der Region zu vertiefen. Angeregt vom Schlossambiente, den Ruinen und dem idyllischen Garten soll der Malkurs freien Raum geben, mit Farben und verschiedenen Materialien zu experimentieren. Im Mittelpunkt steht die Herausbildung des eigenen Ausdrucks. Die Kursteilnehmer werden hierbei vom Kursleiter immer aufs Neue aufgefordert, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Auf wenig Interesse stieß allerdings das Angebot von Gosbert Stark, der das „Schreiben wie zur Zeit Karls des Großen“ zeigen und einüben wollte. Der Karlstadter Grafik-Designer und Kalligraf wollte eine Einführung in die vielfältige Welt der Kalligrafie mit karolingischen Minuskeln geben. Der Kurs musste leider ausfallen.
Am Samstagnachmittag werden im Hof des ehemaligen Wasserschlosses der Familie von Thüngen aus dem späten 16. Jahrhundert Platz im Rahmen einer Finissage ab 17 Uhr die erstellten Kunstwerke präsentiert und ab 19 beginnt das Open-Air-Konzert mit Jazzballaden, Oldies und Swing zum Sommerabend von der Gruppe „deep blue connection“.