Graue Wolken verhängten den Himmel über den Gewächshäusern der Uettinger Blumenwerkstatt. Neben den Plakaten und Bannern an und über den Glaswänden sagte also auch der Himmel "Herbstlich Willkommen". Das ist das Motto, unter dem der Bayerische Gärtnerei Verband (BGV) seit 2009 die Herbst-Blume des Jahres präsentiert.

Die Huchera ist die Herbst-Blume des Jahres
In diesem Jahr ist es die Huchera geworden, auch Purpurglöckchen genannt. Diese Bezeichnung greift jedoch zu kurz, denn es gibt kaum eine Pflanzenart, die so viele verschiedene Blattfarben und -formen hat. Allein die Kinder des Uettinger Gartenbauvereins präsentierte 15 unterschiedliche Sorten. Mit dabei sind purpurrote Blätter, lila, silbere, limonengrüne und welche, bei denen diese Farben gemischt sind. Diese Vielseitigkeit ist der Grund, warum die Huchera so gut mit anderen Herbstpflanzen harmoniert.
Zur perfekten Herbstpflanze wird die Huchera jedoch, weil sie im Freien überwintern können. Im darauffolgenden Sommer freuen sich dann die Bienen und Insekten über die Blüten. Eigentlich ist die Pflanze im Halbschatten daheim, vertragen mit Ausnahme der limonengrünen Blätter auch Sonne.

Chef der Blumenwerkstatt wetterte gegen zunehmende Bürokratisierung
Von der Heuchera war jedoch bei den Begrüßungsreden wenig zu hören, allen voran vom Inhaber der Blumenwerkstatt selbst. Seit dem 1. Januar 1992 leitet Wilhelm Rippel die Uettinger Gärtnerei. Schon im Jahr 1960 seien seine Eltern zum ersten Mal auf dieses Gelände gekommen. Seitdem seien die Gärtnereien weniger, aber größer geworden, erzählte er bei seiner Begrüßungsrede. "Der Kostendruck auf Gärtnereien ist enorm", sagte Rippel.
Das habe aber auch seine guten Seiten. Hätte die Blumenwerkstatt 2002 noch 122 000 Liter Heizöl verfeuert, habe man diesen Wert durch Modernisierung auf 74 000 Liter pro Jahr in den vergangenen zehn Jahren drücken können. So leiste seine Gärtnerei einen Beitrag zum Klimaschutz.
Rippel: Gärtner und Bauern werden zu Unrecht verurteilt
In seiner Rede könnte man unmissverständlich heraushören, dass er die Gärtnerei- und Landwirtschaft zu Unrecht verurteilt sieht, vor allem bei dem Thema Artenvielfalt. "Europäische Bauern düngen acht Mal weniger als die brasilianischen", sagte er unter zustimmendem Gemurmel aus dem Publikum. Pflanzen würden sowieso nur noch in Notfällen gespritzt werden. Um seinen Punkt zu verdeutlichen, hatte er seine Buchhaltung die Ausgaben für Schädlingsbekämpfung heraussuchen lassen. "Von Januar bis August habe ich 260 Euro für chemische und über 1000 Euro für biologische Schädlingsbekämpfung ausgegeben", las er vor.

Dafür scheinen Auflagen der Europäischen Union Rippel das Leben schwer zu machen. Immer mehr Pflanzen und Blumentöpfe müsse man detailliert etikettieren, sobald sie verkauft werden, sagte Rippel. Das führe zu mehr Bürokratie und mehr Müll. Rippel drückte sein Missfallen so aus: "Gegen Dummheit ist auch bei uns kein Kraut gewachsen."
Unterfrankens Regierungspräsident appelliert an Kunden
Rippel spreche den Gärtnern aus der Seele, sagte der BGV-Bezirksvorsitzender für Unterfranken, Friedrich Reim. Was die Jugendlichen am Freitag forderten, würden die Gärtner ja schon seit Jahren machen: das Schöne der Natur in die Städte bringen.
Unterfrankens Regierungspräsident, Eugen Ehmann, appellierte an die Menschen, bei Bedarf doch in der nähesten Gärtnerei einzukaufen. Nur hier habe man eine gute Beratung, welche Pflanzen zusammen passen und welche lange halten. Seine Rede schloss er mit einem Tipp: "Geben Sie der Herbstsonne die Gelegenheit, Ihren Balkon zu erleuchten."