Es war ein recht ungewöhnlicher Beginn einer Gemeinderatssitzung am Montagabend in Hafenlohr. Zum Einen begann sie schon um 18 Uhr und damit ungewöhnlich früh und dann noch im Bürgerhaus, statt wie gewohnt im Rathaus. Das Ungewöhnlichste war aber die anwesende Zuhörerzahl von rund 50 Personen.
Der Grund war aber schnell geklärt, denn Bürgermeister Thorsten Schwab hatte über das Mitteilungsblatt die Bevölkerung dazu eingeladen, beim ersten Punkt der Tagesordnung Anregungen einzubringen. Dafür nutzte er die Möglichkeit, dem Zuhörer das Wort zu erteilen. Bei diesem Punkt ging es um die Innenortgestaltung, wenn die Umgehung in ein paar Jahren fertiggestellt ist.
Zu Gast war Architekt und Städteplaner Jean-Jacques Zimmermann vom gleichnamigen Architekturbüro aus Darmstadt. Er war bereits mehrfach Gast im Gemeinderat und jetzt stellte er erste Pläne vor.
Schwab erklärte vorab, dass der Architekt bereits für die Gestaltung der Umgehung von außen beauftragt ist und es deshalb sinnvoll ist, auch innerorts mit ihm zu planen. Weiter erklärte er, dass die Flächen, die jetzt eingeplant sind, teilweise der Gemeinde noch nicht gehören. Man kann sie aber jetzt städtebaulich überplanen und sich das Vorkaufsrecht sichern.
Ortsausgänge sollen grüner werden
Im Wesentlichen ging es um den nördlichen und südlichen Ortsausgang, an denen möglichst viele Parkplätze entstehen beziehungsweise erhalten bleiben sollen. Außerdem soll es dort grüner werden. Weiterer Schwerpunkt war das Areal hinter und vor dem Rathaus. Hier kann sich der Architekt vorstellen, die Straße miteinzubeziehen. Sei es durch die Schaffung einer Steigung oder durch eine Pflasterung. Wildes Parken an der Straße soll durch einzelne eingezeichnete Parkplätze, Bäume und Poller verhindert werden.
Für die Fläche hinter dem Rathaus schlägt der Architekt einen Bauerngarten und Obstbäume vor. Aber auch einen Bereich für Kinder zum Spielen und Betonbänke zum Verweilen. Sogar an eine Tränke für den Hund hat er gedacht. Anhand von Bildern zeigte er, dass auch Wasserrinnen und Baumschutz schick aussehen können.
Der Vorschlag von Ratsmitglied Stephan Schneider, Teile von Bauwerken, die aufgrund der Umgehung abgerissen werden, in die Gestaltung einzubringen, fand spontanen Applaus, der eigentlich gar nicht sein dürfte, wie Schwab erklärte.
Zweite Bürgermeisterin Elisabeth Stahl wies auf den Wunsch von Bürgern hin, die gerne einen Lindenbaum hätten. Der Architekt meinte darauf hin, dass man dies sicherlich bei einem Areal berücksichtigen könne und vielleicht so einen Lindenplatz schaffen könne. "Oder eine Lindenstraße", warf Schwab schmunzelnd ein.
Alternativen zu Beton gezeigt
Dann waren die Zuhörer an der Reihe. Man solle bedenken, dass ein Pflaster rollstuhlgerecht sein müsse und der historische Brunnen am Mühlbach auf jeden Fall zu erhalten ist. Andere wünschen sich einen Fußweg am Main und wieder andere machten darauf aufmerksam, dass man die alten Brückenteile vom Main für die Gemeinde sicherstellen müsse. "Da haben bestimmt noch andere Interesse dran".
Eine Zuhörerin machte recht vehement darauf aufmerksam, dass Hafenlohr ein Rotsandsteingebiet ist und außerdem im Spessart liegt und Spessart ist Holz. "Ich höre immer nur Beton, Beton, Beton". Sogleich zeigte Zimmermann anhand seiner unterschiedlichen Projekte Alternativen zum Beton.
Schwab machte dann noch darauf aufmerksam, dass es bis jetzt nur um Ideen und Aspekte gehe und sowieso erst mal die Umgehung fertig sein müsse. Da man mit einer Bauzeit von über vier Jahren rechnet, wird es wohl noch viele Gemeinderatssitzungen und Bürgerversammlungen geben, bevor man mit der Innenortgestaltung beginnen kann.
Nach 100 Minuten Information und Diskussion nutzten die meisten Zuhörer die kurze Pause, um die ungewöhnliche Gemeinderatssitzung zu verlassen, bevor es wie gewohnt weiter ging.