Manch einem wird vor allem dieses Jahr aufgefallen sein, dass auf den Feldern vermehrt eine Pflanze steht, die man aus den vergangenen Jahren kaum kennt: die Erbse. Thomas Holschuh, beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Karlstadt zuständig für das Thema Pflanzenbau, bestätigt einen verstärkten Anbau von Leguminosen (Hülsenfrüchten) – Erbsen, Soja und Ackerbohnen – in den letzten Jahren. So wird Soja im Landkreis überhaupt erst seit 2010 angebaut.
Holschuh sieht mehrere Gründe für die steigende Anbaufläche von Hülsenfrüchten. Zum einen ist der Anbau von Leguminosen für die wachsende Biolandwirtschaft eine Möglichkeit, um Stickstoff in den Boden einzubringen, da mineralischer Dünger im Öko-Landbau tabu ist. Zudem gibt es eine Fördermöglichkeit über das bayerische Kulturlandschaftsprogramm, das, egal ob konventionell oder bio, Leguminosen in der Fruchtfolge fördert. So soll etwa die Biodiversität erhöht und auch die Bodenfruchtbarkeit gesteigert werden. Hinzu komme die 2011 ins Leben gerufene bayerische Eiweißinitiative, die den Import an Soja aus Übersee reduzieren und den Anbau heimischer Eiweißpflanzen fördern soll.
Aktuelle Zahlen zeigen eine deutliche Steigerung zum Vorjahr

Fachmann Holschuh hat auch aktuelle Zahlen zum Leguminosenanbau im Landkreis Main-Spessart parat, die zeigen, dass diese verstärkt angebaut werden und dass die Futtererbse dabei die Nase vorn hat. Eine deutliche Steigerung zum Vorjahr gibt es bei Futtererbse und Soja. Wurden 2018 auf 496 Hektar Erbsen angebaut, ist die Fläche dieses Jahr um über hundert Hektar auf 599 Hektar angewachsen. Bei der Sojabohne ist die Anbaufläche noch stärker gewachsen: von 268 auf 409 Hektar. Bei der Ackerbohne, auch Saubohne oder Dicke Bohne genannt, ist der Anbau im Vergleich zum Vorjahr hingegen leicht rückläufig: Vergangenes Jahr waren es noch 132 Hektar, dieses Jahr nur 114 Hektar.
Bio-Landwirt Christian Fischer aus Weickersgrüben baut seit 2015 Futtererbsen an. Er kennt Gründe, die für die Erbse sprechen. Sie benötige im Bio-Anbau weniger Aufwand in Form von Hacken und Striegeln als die Sojabohne, erklärt der Landwirt. Außerdem biete die Erbse im Vergleich zu Ackerbohne und Soja auch auf schlechten Böden einen sicheren Ertrag an, während die anderen beiden Leguminosen gute Böden bräuchten. Sie sei leichter zu ernten als die Sojabohne und viel früher reif, werde also viel früher gedroschen.
Was die Futtererbse der Ackerbohne voraus hat
Die Ackerbohne sei zudem empfindlich bei Trockenheit wenn sie blühe, was viele Landwirte im letzten Jahr gespürt hätten. Da könne es sogar einen Totalausfall geben. Während man bei der Ackerbohne mit einem Ertrag von 0 bis 80 Doppelzentnern pro Hektar rechne, komme man bei der Erbse auf sichere 25 bis 35 Doppelzentner. Fischer hat deshalb dieses Jahr nur Futtererbse für seine Rinder angebaut, keine Ackerbohne.
Als weitere Gründe für verstärkten Leguminosenanbau sieht er die Greening-Auflagen für konventionelle Landwirte. Mit Leguminosen ließen sich diese Auflagen erfüllen. Und für die Milchviehhalter komme hinzu, dass Molkereien gegebenenfalls gentechnikfreie Milch und damit gentechnikfreie Fütterung der Milchkühe fordern. Hier könnten selbst angebaute Leguminosen teures gentechnikfreies Soja ersetzen, so Fischer.