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GEMÜNDEN: Vorhang auf für den Circus Carelli

GEMÜNDEN

Vorhang auf für den Circus Carelli

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    Die Zirkuskuppel nimmt Gestalt an und lässt die künftige Atmosphäre erahnen. Die Aufnahme entstand mit einem Fish-Eye-Objektiv.
    Die Zirkuskuppel nimmt Gestalt an und lässt die künftige Atmosphäre erahnen. Die Aufnahme entstand mit einem Fish-Eye-Objektiv. Foto: Fotos: Günter Roth

    Zwei Tage lang gastierte am Wochenende der Circus Carelli auf der Gemündener Festwiese. In vier Vorstellungen ließen sich zahlreiche Besucher von der besonderen Atmosphäre in der Manege bezaubern. Doch kaum einer der Gäste verschwendete dabei einen Gedanken an das, was hinter den Kulissen vor und nach der Aufführung zu bewältigen ist. Wer alles zusammenarbeiten muss – Mensch und Tier.

    Deutlich größer als ein typischer Familienzirkus

    Rund 50 Mitarbeiter hat Carelli und liegt damit in der Größenordnung deutlich über dem typischen Familienzirkus. Vier Männer versorgen die 40 Tiere, deren Chef ist Francesco, der in der Vorstellung als Dompteur auftritt. Seinen Nachnamen nennt er nicht, wie alle anderen auch, denn sie fühlen sich als eine große Familie und sprechen einander nur mit Vornamen an. Unter dem „Stallzelt“ betreut Francesco Esel, rassige Pferde, winzige Ponys, zehn Kamele, darunter den „größten Kamelbullen der Welt“ und – man mag es kaum glauben – zwei oberbayerische Kühe, die als „rassiges Ballett von der Alm“ auftreten. Dazu kommt der Berner Sennhund Balu, der Star der Hunderevue.

    Die Sorge für die Tiere sei bei Carelli aufwendig und das weitverbreitete Misstrauen von Tierschützern gegenüber Zirkussen sei bei ihm nicht gerechtfertigt, meint Francesco. „Bei uns gibt es keine Wildtiere oder Käfigtiere. Wir kümmern uns um unsere Tiere, sie werden ordentlich gehalten und haben ihr Freilaufgehege.“

    Akrobatik, Jonglage, Dressur und Clownerie

    16 Artisten treten in den Vorstellungen auf. Darunter ist natürlich das übliche Repertoire aus Akrobatik in luftiger Höhe, Clownerie, Tiervorführungen, die Hohe Reit- und Pferdeschule und Jonglage. Einer der Artisten ist Chico aus Kuba, der sich beim Auftritt Utnier nennt. Sein muskulöser, durchtrainierter Körper weist ihn als den idealen Athleten am „Chinesischen Mast“ oder unter der schwindelnden Höhe der Zirkuskuppel aus. Schon während der Aufbauphase des Circus muss er trainieren und seinen Körper fit halten.

    Derweil sind die 15 Arbeiter mit dem Aufbau des großen Zelts, des „Chapiteau“, beschäftigt. Zahllose meterlange Anker versenken sie im Boden und dann hieven sie mit Hebelkraft in Handarbeit die Zelthaut in eine Höhe von zwölf Metern. Beim Ausbreiten und Verzurren wird jeder gebraucht, da packen auch Chico und Francesco mit an. Sogar Josef von der sechsköpfigen Musikkapelle ist dabei. Nach gut einer Stunde steht der „Rohbau“. Gut 32 Meter Durchmesser hat das Zelt und bietet bis zu 1000 Besuchern Platz. Bis sie dem nüchternen Ambiente die zauberhafte Zirkusatmosphäre gegeben haben, müssen die Leute allerdings fast noch die ganze Nacht durcharbeiten.

    Die rechte Hand des Chefs bricht eine Lanze für den Zirkus

    Marion wirkt mit zwei Kolleginnen im Büro und ist die rechte Hand des Direktors. Sie erzählt von der kurzen, dreijährigen Geschichte des aktuellen Circus Carelli. Er hat seine Wurzeln in der traditionsreichen Zirkusdynastie der Familie Spindler. Der Chef ist nun Jakel Bossert aus Pirmasens, der die Szene aus seiner Zeit als Direktor des Landauer Weihnachtszirkus kennt.

    „Unser Zirkus kostet jeden Tag 6000 Euro für Wasser, Energie, Personal und Tiere – ganz egal, ob genug Besucher kommen oder nicht“, sagt Marion. Auf dem Land wie in Gemünden sind es in der Regel knapp 300 Gäste pro Vorstellung. Die Einnahmen müssen auch für die Tage des Auf- und Abbaus sowie der Fahrtzeiten reichen. Ab November geht Carelli in die Winterpause, abgesehen von dem Besuch des traditionellen Winterzirkus in Landau, bis es im nächsten März wieder auf die Reise geht. „Carelli ist einer der besten Zirkusse Deutschlands und muss sich hinter den ganz großen und bekannten Namen nicht verstecken. Zirkus gibt es über 400 Jahre, er darf nicht aussterben, weil er einfach zur Gesellschaft gehört“, so lautet Marions Botschaft zum Abschluss.

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