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MICHELRIETH: Waldarbeitsmeister: Den Beruf zum Hobby gemacht

MICHELRIETH

Waldarbeitsmeister: Den Beruf zum Hobby gemacht

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    Auf einem Grundstück am Ortseingang von Michelrieth hat sich Marius Mohr ein Trainingsgelände eingerichtet.
    Auf einem Grundstück am Ortseingang von Michelrieth hat sich Marius Mohr ein Trainingsgelände eingerichtet. Foto: Foto: Carolin Schulte

    Auf einem Grundstück am Ortseingang von Michelrieth hat Marius Mohr sein Trainingsgelände eingerichtet. Er holt seine Motorsäge aus dem Kofferraum und wechselt ganz ruhig die Kette. „Im Wettkampf geht das natürlich schneller“, erklärt er grinsend. „Dann mache ich das in 9 bis 11 Sekunden.“ Der Kettenwechsel ist eine von fünf Disziplinen, in denen Mohr sich regelmäßig mit Kollegen misst: bei Waldarbeitsmeisterschaften in ganz Deutschland. Bei den Bayerischen Meisterschaften in München hat er Ende Juli besonders gut „abgeschnitten“ und holte Platz eins.

    Mohr kam über Praktikum und Ferienjob zu seiner Ausbildung als Forstwirt: „Im Büro zu arbeiten, wäre nichts für mich“, sagt der 22-Jährige, „ich wollte lieber draußen sein, Abwechslung haben.“ Mittlerweile arbeitet er beim Gartenservice Dietz in Bessenbach und hat sich zudem mit einem Forst- und Gartenservice selbstständig gemacht. Der Vater eines Praktikanten motivierte ihn 2015, doch mal bei einer Waldarbeitsmeisterschaft „mitzuschneiden“.

    Konkurrenten sind „zweite Familie“

    Heute bestreitet Mohr sechs bis sieben solcher Wettkämpfe im Jahr, im Moment noch in der U-24-Klasse, die meisten zwischen April und September. Dafür fährt er auch mal für ein langes Wochenende mit dem Zelt im Gepäck nach Berlin oder Schleswig-Holstein. Sein Chef begleitet ihn hin und wieder, er tritt selbst in der Erwachsenenwertung an. „Es ist immer der selbe Kreis an Leuten, der sich auf den Meisterschaften trifft“, erklärt Mohr. Alle seien – wie er – Profis. „Das macht auch den Reiz für mich aus, es ist wie eine zweite Familie.“ Die Meisterschaften in Bayern und Baden-Württemberg besucht er besonders gerne: „Die sind immer sehr gut organisiert und es treffen sich die besten Leute.“ So auch Familie Schwender aus Gräfendorf– Mutter Sandra leitete die Veranstaltung, Vater Gotthard trainiert die Junioren um Marius Mohr, Sohn Julian trat ebenfalls an.

    Die Disziplinen sind den Arbeiten aus seinem Berufsalltag nachempfunden, wenn auch ein wenig abgewandelt. Für das „Entasten“ müssen die Teilnehmer Äste von einem Baumstamm abschneiden. Dabei wird die Zeit gemessen. Von den Ästen darf nicht zu viel stehen bleiben, Mohr darf aber auch nicht in den Stamm schneiden. „Damit die Bedingungen für alle gleich sind, wird ein Baum speziell angefertigt“, erklärt Mohr. In gleichmäßigen Abständen wurde dafür ein Baumstamm mit künstlichen Astlöchern versehen, in die Rundhölzer als „Äste“ gesteckt werden. Mohr hat so einen Übungs-Baum auch auf seinem Trainingsgelände nachgebaut.

    WM-Teilnahme knapp verpasst

    Die schwerste Disziplin für Mohr und alle seine Konkurrenten ist die sogenannte Kombination: Dabei gilt es, von zwei Baumstämmen jeweils eine Scheibe abzuschneiden. Das Problem: Die Stämme sind mit sieben Grad Neigung aufgebockt, einmal nach oben, einmal nach unten. „Der Schnitt muss aber im 90-Grad-Winkel zum Stamm sein“, so Mohr. „Außerdem müssen wir den Stamm zunächst von unten und dann von oben zur Hälfte einschneiden, und diese beiden Schnitte müssen sich genau treffen.“ Die Zeit spielt auch hier eine Rolle.

    Im vergangenen Jahr hat Mohr nur knapp die Teilnahme an der Waldarbeits-WM in Norwegen verpasst: Beim Vorausscheid wurde er Zweiter, aber in der U-24-Klasse qualifiziert sich nur der Erstplatzierte. Mohr nimmt es sportlich, der Triumph bei den Bayerischen Meisterschaften ist ihm spätestens jetzt ein Trost.

    Bei der nächsten WM in zwei Jahren wird es schwerer für ihn. „Ich muss dann in der Erwachsenenwertung antreten, da ist die Konkurrenz sehr viel größer.“ Den Spaß an seinem Hobby dämpft das nicht: Er trainiert weiter ein- bis zweimal in der Woche auf seinem Übungsplatz. Seine Motivation lässt Freunde und Familie manchmal mit dem Kopf schütteln. „Viele sagen zu mir, es sei schon ein bisschen verrückt, dass ich meinen Beruf auch zum Hobby gemacht habe.“ Er kann sich nichts Schöneres vorstellen.

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