Die Personalsituation in Kläranalage und Wasserwerk in Marktheidenfeld ist schwierig, das wurde in der Sitzung das Bauausschusses am Dienstag deutlich. Beide Werksleitungen gaben hier einen Überblick über die aktuelle Situation und anstehende Projekte.
In der Kläranlage arbeiten fünf Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte - der Bedarfsplan sieht aber mehr Stellen vor. Eine beantragte zusätzliche Stelle wurde im letzten Jahr abgelehnt. "Seitdem kratzen wir am Limit", so Werkleiter Wolfgang Stieber. Wenn in den vergangenen Jahren jemand in Rente ging, wurde häufig nicht nachbesetzt.
Team im Wasserwerk hat hohen Altersdurchschnitt
Fünf Mitarbeiter hat das Wasserwerk, wovon einer aktuell ausschließlich mit dem Austausch alter Wasserzähler auf Funk-Zähler beschäftigt ist. Doch macht Werkleiter Mario Michel vor allem die Altersstruktur Sorgen: Mit Mitte 40 ist er der jüngste im Team, ein Kollege ist Mitte 50, die anderen drei schon über 60 und damit nicht weit von der Rente entfernt.
Gute Nachrichten hatten Stieber und Michel jedoch auch, denn in beiden Anlangen fängt im September jeweils eine neue Auszubildende an. Zwar hatte es auf beide Stellen nur je eine Bewerbung gegeben und gerade Michel hätte gerne zwei Azubis eingestellt - dennoch freuten sich die beiden Werkleiter, dass die Bewerberinnen beide weiblich sind und ein Abitur oder Fachabitur mitbringen. Stieber machte jedoch auch deutlich: Ein Azubi sei gerade in der Anfangszeit keine zusätzliche Arbeitskraft, sondern koste eher Zeit.
Ob man Stieber etwas Luft verschaffen könnte, wenn man Verwaltungstätigkeiten wie Ausschreibungen oder Rechnungen von der Stadtverwaltung erledigen ließe, wollte Wolfgang Hörnig (CSU) wissen. Darüber könne man schon nachdenken, so Stieber. Beim Wasserwerk war dies bis vor einem Jahr so, dann hatte man es wohl aber für sinnvoller erachtet, die Aufgabe von der Verwaltung an die Wasserwerker zu geben, berichtete der Betriebsleiter Michel.
Kläranlage könnte zum Kostenfaktor im kommenden Haushalt werden
Stieber machte in seinem Bericht auch klar, dass die Kläranlage mittlerweile rund 20 Jahre alt ist und deswegen viele Reparaturen anfallen. Zum Teil liegen Anträge auch schon seit Weihnachten bei Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg, das nach Stiebers Einschätzung bei der Bearbeitung nicht hinterherkommt. Und auch andere Investitionen sind notwendig: Zum Beispiel braucht die Anlage einen neuen Radlader, weil die Lkw immer höher werden. Eine Klimaanlage für das Betriebsgebäude ist nötig, weil die Server dort sonst warm werden, und die Anlage soll ans Glasfasernetz angeschlossen werden, weil die Mitarbeiter regelmäßig bestimmte Werte online eingeben müssen. Was den Zustand des Kanalnetzes angeht, schlug Stieber vor, in den kommenden Haushalt 400.000 Euro einzustellen, um sich die Stellen mit den schwersten Schäden genauer vorzunehmen.
Wie Betriebsleiter Fabian Kümmet ausführte, will das Team der Kläranlage die Rattenbekämpfung neu aufstellen. Bisher mietet die Stadt für 52.000 Euro im Jahr Schussapparate, die von Bewegungs- und Wärmesensoren ausgelöst werden. Für 1000 Euro im Jahr mehr könnte die Stadt 35 neuartige Boxen mit Giftködern mieten, die von der Vermietungsfirma betreut und instand gehalten würden - wodurch Arbeitskraft im Team der Kläranlage frei würde. Diese Boxen verschließen sich selbst bei Starkregen oder Hochwasser im Kanal, sodass kein Gift in das Wasser gelangen kann. Würzburg habe damit gute Erfahrungen gemacht, berichtete Kümmet.
Vorschlag: Trinkwasserspender an Schulen
Auch über den Energieverbrauch der Anlage hatten sich Kümmet und Stieber Gedanken gemacht. Sie regten an, ein Fachbüro mit einer Energieanalyse zu beauftragen, um das Potential einer Photovoltaikanlage und neuer Geräte mit geringerem Verbrauch zu berechnen. Die Kosten der Analyse könnten mit bis zu 50 Prozent gefördert werden, und die Analyse sei Voraussetzung dafür, dass weitere Energiesparmaßnahmen gefördert werden können.

Photovoltaik ist auch beim Wasserwerk ein Thema: Auf den Hochbehälter Kreuzberg soll eine Anlage kommen, mit der dann die Pumpe betrieben wird, die Wasser in den Hochbehälter Romberg weiterleitet. Lob bekam Michel von Ruth Haag (Grüne). Wie Michel auf ihre Frage erklärte, verliert das Wasserwerk jedes Jahr nur zwischen sieben und zehn Prozent Wasser - ein sehr guter Wert, wie Haag fand.
Auf Frage von Joachim Hörnig (Freie Wähler), ob Marktheidenfeld sich um Trinkwasserknappheit Sorgen machen müsste, verneinte Michel. "Grenzwertig ist nur Zimmern, aber dort haben wir jetzt auch Anschluss an die Fernwasserleitung Mittelmain", erklärte er. Um Wert und Wichtigkeit von Trinkwasser zu vermitteln, würde Michel gerne Trinkwasserspender an Schulen aufstellen und die Erstklässler mit Trinkflaschen ausrüsten.
In einer früheren Version dieses Artikels war der Name des Werkleiters teilweise falsch geschrieben. Richtig ist, dass er Wolfgang Stieber heißt. Wir bitten, diesen Fehler zu entschuldigen.