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Marktheidenfeld: Wie kommt eine Marktheidenfelder Sprachkita in der Pandemie klar?

Marktheidenfeld

Wie kommt eine Marktheidenfelder Sprachkita in der Pandemie klar?

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    Petra Fischer (rechts) ist Fachkraft in der Sprachkita Kolpingstraße und kümmert sich um die sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik und arbeitet mit den Familien zusammen.
    Petra Fischer (rechts) ist Fachkraft in der Sprachkita Kolpingstraße und kümmert sich um die sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik und arbeitet mit den Familien zusammen. Foto: Kita Kolpingstraße

    Haben Erzieherinnen und Erzieher eigentlich einen Mund? Das könnte sich so manches Krippenkind fragen. Seit Januar 2020 müssen alle Mitarbeiter im Kindergarten einen Mund-Nasenschutz tragen, beherrscht Corona auch hier das tägliche Tun. Was hat das für Auswirkungen auf die Kinder? Auf ihre sprachliche Entwicklung, aber auch auch auf die soziale? Ein Besuch im Marktheidenfelder Kindergarten Kolpingstraße. 

    "In der Krippe gibt es tatsächlich Kinder, die uns nur mit Maske kennen", sagt Birgit Nürnberger, Leiterin der Kita Kolpingstraße. Zwei Regelgruppen mit Kindern zwischen drei und sechs Jahren sowie eine Krippengruppe für unter Dreijährige gibt es hier. Dabei ist es gerade bei den Kleinen so wichtig, dass sie den Großen auf den Mund schauen können. Bereits im Säuglingsalter wird die Mundmotorik imitiert. Zwischen zwei und vier Jahren ist das Sprach-Lern-Fenster dann am weitesten geöffnet. 

    Seit 2016 ist die Kita Kolpingstraße im Bundesprogramm „Sprach-Kitas" mit dabei. Das bedeutet, mit Petra Fischer gibt es in der Kita eine  Fachkraft, die über das Bundesprogramm mit 19,5 Stunden finanziert wird. Petra Fischer ist jeden Tag da und kümmert sich um die sprachliche Bildung, die inklusive Pädagogik und arbeitet mit den Familien zusammen. 

    Wünschen sich wieder mehr Zeit für Pädagogik und weniger für Regelbefolgung:  Birgit Nürnberger (links), Leiterin des Kindergartens Kolpingstraße und Sprachkraft Petra Fischer. 
    Wünschen sich wieder mehr Zeit für Pädagogik und weniger für Regelbefolgung:  Birgit Nürnberger (links), Leiterin des Kindergartens Kolpingstraße und Sprachkraft Petra Fischer.  Foto: Lucia Lenzen

    In der Praxis holt sie sich die Kinder, entweder einzeln oder in kleinen Gruppen, zusammen, spielt mit ihnen, liest Bücher vor und versucht dabei, einen Wortschatz aufzubauen und zu trainieren. "Dabei geht es nicht um Sprachstörungen, wie viele Eltern am Anfang gedacht haben", erzählt sie. Sondern darum: Wie sprechen wir untereinander und miteinander? Und, wie klingt die Sprachmelodie? Respektvoll? Schroff? Freundlich?

    Dabei stößt sie durch die Mund-Nasenschutz-Pflicht manchmal an ihre Grenzen. "Wenn ich einem Kind erklären will, dass es nicht "maffen", sondern "machen" heißt  und dass hier die Mundwinkel nach hinten gehen, dann muss ich die Maske auch mal runter ziehen", so Fischer. Zu zweit am Tisch, mit Abstand und Scheibe sei das aus Sicht des Hygieneschutzes auch erlaubt. Vor allem Kinder mit Migrationshintergrund profitieren von dem zusätzlichen Angebot. Nicht selten können sie noch kein Wort Deutsch, wenn sie kommen. Bis sie ins Sprechen kommen, kann es zwischen drei Monaten und einem halben Jahr dauern.   

    Ein erneuter Lockdown wäre Eltern schwer zumutbar

    Kommt ein Lockdown dazwischen, wie 2020, fangen diese Kinder danach wieder bei Null an, berichten Leiterin Nürnberger und Petra Fischer. "In dieser Zeit haben wir oft gedacht, wir verlieren den Draht zu diesen Kindern und ihren Familien", erzählt Birgit Nürnberger. Zwar hätten sie versucht, Angebote nach Hause zu schicken, aber das sei schwierig, wenn die Eltern auch kein Deutsch könnten. Und von der Notbetreuung waren die Kinder, die sprachlichen Bedarf haben, meist ausgeschlossen. Für sie ist klar: Ein erneuter Lockdown mit Kita-Schließungen wäre sowohl für die Pädagogen, als auch für die Eltern schwer zumutbar.  

    Zumal die Einrichtung sich auch im laufenden Betrieb seit Beginn der Pandemie einschränkt: Durften die Kinder der unterschiedlichen Gruppen sich früher mischen, bleiben jetzt alle unter sich und in ihrem Raum. Der Spielplatz ist mit einem Flatterband in zwei Bereiche aufgeteilt und auch die Turnhalle und die Lernwerkstatt dürfen nur nach genauem Belegungsplan betreten werden. "Kinder müssen derzeit viel Flexibilität aushalten", so Nürnberger.

    Vor allem im letzten Jahr habe es einen ständigen Wechsel gegeben. Mal durften die Eltern rein, mal nicht.  "Manche Kinder können es auch benennen, dass es nicht schön ist", beschreibt Nürnberger. Für die meisten sind die Regeln mittlerweile aber selbstverständlich. So sehr, dass die Kinder auch untereinander sehr darauf achteten, dass die Hände gewaschen sind und dass auch die Puppen in der Puppenecke Maske tragen. 

    Umarmungen erlaubt und wichtig

    Nur die gängigen 1,5 Meter Abstand, die funktionieren im Kindergarten nicht. "Wenn jemand kommt und mich drücken will, dann tut er das", so Leiterin Nürnberger. Kinder hätten ein starkes Grundbedürfnis nach Nähe. Wie sehr das in der Pandemie gelitten habe, hat das Kita-Team gemerkt als sich nach dem Lockdown Freunde und Freundinnen in die Arme gefallen sind. "Ich schiebe auch keine Kinder auseinander, die sich auf dem Spielplatz an der Begrenzung treffen", so die Leiterin. Gelitten habe allerdings das Begrüßungs-Ritual. Dadurch, dass morgens keiner mehr zum Handschlag kommt, müsse man aufpassen, dass hier nichts verloren geht. 

    Insgesamt läuft es gut in der Kita Kolpingstraße. Trotzdem wären die beiden Erzieherinnen froh, wenn sie endlich wieder nur ihre Arbeit machen könnten. Denn vor lauter Regelbeachtung,  Aufstellung und Umsetzung leide vor allem eines: die Pädagogik. 

    Bundesprogramm SprachkitasBereits seit dem Jahr 2016 sind die Kitas Kolpingstraße, Baumhofstraße, Lohgraben und Edith-Stein-Straße im Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ dabei. Seit 2021 ist auch die Kita Altfeld offiziell Sprach-Kita.Das heißt, in jeder dieser Kitas ist eine zusätzliche Fachkraft für 19,5 Wochenstunden beschäftigt, die sich speziell um die Themen: Alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und  Zusammenarbeit mit Familien kümmert. Die Fachkräfte werden von der Bundesregierung mit einem Zuschuss von 25 000 Euro pro Kita pro Jahr gefördert.Das Programm ist bis 2022 verlängert worden. Danach sollen die Fachkräfte die Teams in den Kitas soweit angeleitet haben, dass diese die Fördermaßnahmen übernehmen. Quelle: Stadt Marktheidenfeld/luc

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