Die Kläranlage Esselbach hat ein Problem: Sie baut nicht genug Stickstoff ab. Das machte Kirsten Claußen, Ingenieurin des zuständigen Darmstädter Fachbüros, dem Esselbacher Gemeinderat bei einem Ortstermin am Dienstag deutlich. In dem aufbereiteten Wasser, das die Anlage in einen Bach ableitet, schwankt die Stickstoffkonzentration zu stark. Alle anderen Werte werden dagegen gut eingehalten. Ende 2024 läuft die Betriebserlaubnis für die Anlage aus den 1970er Jahren aus – damit sie dann eine Genehmigung für fünf weitere Jahre bekommt, muss etwas passieren.
Auffällig sei, dass schon das Abwasser, das in der Kläranlage ankommt, eine besonders hohe Stickstoffkonzentration aufweise. "Das ist für Haushaltsabwässer eigentlich ungewöhnlich", sagte Claußen. Man habe schon provisorische Messungen unternommen, um herauszufinden, woher das belastete Abwasser kommt. "Die Tendenz ist, dass der hohe Stickstoffanteil aus Richtung des Industriegebiets Bärnroth oder des Autobahnparkplatzes kommt." Wüsste man, wer der Verursacher ist, könne man auch hier gezielt Auflagen aussprechen. Die Gemeinderäte waren dafür, hier von einem Labor noch einmal systematisch Proben nehmen zu lassen.

Claußen machte aber auch deutlich, dass die Kläranlage in die Jahre gekommen ist. "Hier gibt es vermutlich Schäden an der Bausubstanz, an die wir im laufenden Betrieb gar nicht herankommen." Bürgermeister Richard Roos hatte dazu einen klaren Standpunkt: "Ein Neubau ist utopisch, wir müssen das pflegen, was wir hier haben." Einen Neubau könne eine kleine Gemeinde wie Esselbach nicht finanzieren. Claußen erklärte, sollten die Anforderungen an das geklärte Wasser weiter steigen, müsse man ausbauen. "Die Anlage ist am Limit", so die Expertin.
Förster gab Überblick über den laufenden Waldumbau
Bei der anschließenden Sitzung im Dorfgemeinschaftshaus gab Förster Gregor Wobschall einen Überblick über den laufenden Waldumbau und einen Ausblick auf das Jahr 2023. Herausforderungen waren die Ausbreitung des Borkenkäfers und die extreme Trockenheit. Aktuell werden neue Eichen gesetzt – Jungpflanzen sind jedoch schwer zu bekommen.
Aus rund 454.000 Euro Einnahmen und etwa 251.000 Euro Ausgaben ergibt sich im Haushaltsergebnis der Jahre 2021/2022 ein "Gewinn" für den Gemeindewald von knapp 203.000 Euro. Dies könne faktisch jedoch nicht als Gewinn gewertet werden, betonte Roos: "Der Wald rechnet sich nur über die Zuschüsse."
Dennoch sei es aktuell ein günstiger Zeitpunkt für den Waldumbau, da dieser momentan gut vom Freistaat gefördert wird. Für 2023 rechnet Wobschall mit Einnahmen in Höhe von knapp 137.000 Euro und Ausgaben von 130.700 Euro. Die Einnahmen sind allerdings stark vom schwankenden Holzpreis abhängig. "Der Holzmarkt entwickelt sich wie die Preise an der Tankstelle", sagte Wobschall.
Waldbestand in Esselbach wird detailliert geprüft
Vor zehn Jahren hat Esselbach einen Forstplan für 20 Jahre erstellt. Nach der Hälfte der Laufzeit regte Benedikt Speicher vom Forstamt nun an, den Plan zu überarbeiten – weil sich der Bestand in den vergangenen zehn Jahren stark verändert habe. Bei dieser Zwischenrevision werden konkrete Pläne erstellt und aktualisiert, die über Pflege und verwendete Baumarten entscheiden. Der Gemeinderat entschied sich für eine Bestandsaufnahme, bei der alte Baumbestände genau gemessen, junge wiederum nur geschätzt werden. Die Kosten belaufen sich auf circa 20.000 Euro, die zur Hälfte vom Freistaat übernommen werden.
Zuletzt stellte Wobschall ein neues Förderprogramm des Bundes vor. Eine Bewerbung hierfür könnte auch für die Gemeinde Esselbach attraktiv sein. Um eine jährliche Prämie zu erhalten, müssen allerdings bestimmte Kriterien eingehalten werden. Beispielsweise müssen pro Hektar fünf Biotopbäume wachsen. Dies sei laut Bürgermeister Roos jedoch das geringere Problem. Zudem muss eine natürliche Waldentwicklung auf fünf Prozent der Waldfläche gewährleistet sein. Das wäre in Esselbach eine Fläche von rund 17 Hektar, die nicht mehr bewirtschaftet werden könnte.

"Die Grundstimmung zu dem Projekt ist positiv", fasste Roos die kurze Diskussion unter den Räten zusammen. Dennoch müsse auch in Krisenzeiten weiterhin eine ausreichende Holzversorgung gewährleistet sein. Speicher versicherte, dass dies weiterhin der Fall wäre. Um in der nächsten Sitzung im November über die Bewerbung auf die Förderung entscheiden zu können, bat der Rat Wobschall, eine Liste der Waldgebiete zu erstellen, die stillgelegt werden könnten.
Parkverbot an der Michelriether Straße erneut abgelehnt
Abschließend berichtete Roos, dass auch dieses Jahr die örtlichen Vereine durch einen symbolischen Betrag der Gemeinde Esselbach gefördert werden. Dieser beträgt pro Mitglied unter 26 Jahren jeweils sechs Euro. Der Gesangverein und die Blasmusik erhalten pro Auftritt 100 Euro. Der Obst- und Gartenbauverein, die Bogen- und Sportschützen sowie die Jugendfeuerwehr werden ebenfalls pauschal mit 100 Euro gefördert.
Die gut besuchte Bürgerversammlung am 27. September sei diskussionsreich gewesen. Unter anderem hatten sich die Bürgerinnen und Bürger nach einem Parkverbot an der Michelriether Straße erkundigt. Einen entsprechenden Antrag habe das Landratsamt nun erneut abgelehnt, informierte Roos. Diese Angelegenheit werde die Gemeinde jedoch weiterhin verfolgen. Die Seniorenweihnachtsfeier Esselbach findet am Dienstag, 13. Dezember, statt.