Am vergangenen Montag verlieh die bayerische Staatministerin Judith Gerlach (CSU) stellvertretend für den Bundespräsidenten im Rahmen eines Festakts in der Würzburger Residenz an acht Bürgerinnen und Bürger das Bundesverdienstkreuz. "Die heutige Stunde zeigt, dass auch Einzelne etwas bewegen können", erklärte die Gesundheitsministerin des Freistaats. Die Ministerin betonte: "Ohne Idealismus und Engagement gäbe es keine aktive Bürgergesellschaft. Unser Land braucht Menschen, die anpacken und sich für andere einsetzen."

Anita Bartsch aus Böttigheim setzt sich seit zwölf Jahren für Gesundheit, Bildung und Lebensqualität von Menschen in Sambia ein. Der von ihr vor zwölf Jahren initiierte Sambia e.V. betreut inzwischen nach eigenen Angaben fast 300 Patenkinder und finanziert ein tägliches Frühstück für 2500 Schülerinnen und Schüler. Bei einem ihrer Besuche in Sambia stellte Bartsch fest, dass sich viele Kinder aber trotz Frühstück nicht auf den Unterricht konzentrieren konnten. "Sie waren zu erschöpft", berichtet sie, "die Schulwege waren einfach zu lang".
Wertschätzung für den ganzen Verein
Also sei das "Bike-Projekt" gestartet worden. Robuste Fahrräder mussten her, die leicht zu reparieren waren. Zwei Fahrradmechaniker wurden eigens dafür ausgebildet. "Mit dieser Ausbildung wird auch die berufliche Zukunft einiger Schulabgänger gesichert", sagt sie. "Für berufliche Bildung sorgt auch eine Nähschule. Und seit 2018 finanzieren wir einigen jungen Erwachsenen ein Hochschulstudium". Der Name "Sambia" steht schließlich seit Beginn von Bartsch‘ Engagement nicht nur für das südafrikanische Land, sondern als Abkürzung für – ausgeschrieben – "schulische Ausbildung mit beruflich individueller Ausprägung". Dabei geht es dem Verein auch darum, Fluchtursachen zu beseitigen.
Staatsministerin Judith Gerlach hob in ihrer Laudatio hervor, dass sich die Lebensqualität mit beruflichen Möglichkeiten vor Ort verbessere. Sie erinnerte daran, dass die Geehrte sich allerdings auch für benachteiligte Gruppen wie alte und gebrechliche Menschen in Sambia einsetze.
Anita Bartsch verstand die Verleihung des Verdienstkreuzes allerdings nicht nur als Ehrung ihrer Person. "Ich sehe sie als Wertschätzung aller 310 Vereinsmitglieder, unserer Pateneltern, Gönner und Sponsoren und unseres wunderbaren Vorstandsteams". Im Kreise des Vorstands und ihrer Familie genoss die Geehrte die Feier, und auch Neubrunns Bürgermeister Heiko Menig sowie der Würzburger Landrat Thomas Eberth waren erschienen und wollten es sich nicht nehmen lassen, Anita Bartsch persönlich zu gratulieren.
Viele in Bartsch' Heimatort Böttigheim sind baff, dass jetzt eine Bundesverdienstkreuzträgerin unter ihnen ist. Dabei ist die Geehrte in der ganzen Region für ihr Engagement bekannt und mehrmals im Jahr bereichert ihr Verein zwischen Würzburg und Bad Mergentheim das kulturelle Angebot durch Benefizkonzerte, um Spenden zugunsten der Qualifikation von Kindern und Jugendlichen in Sambia einzuwerben. Anita Bartsch sieht ihre Rolle jedoch nicht ausschließlich als Geldeintreiberin. Sie sagt: "Ich habe mich entschieden, für die Ärmsten der Armen ein Sprachrohr in der Welt der Reicheren zu sein. Wir arbeiten mit Menschen in der Nord-West-Provinz Sambias an der Grenze zu Angola und dem Kongo". Diese ärmste Region des Landes hat ökologisch und sozial mit den Folgen des Kupferbergbaus zu tun und leidet ökonomisch unter den Preisschwankungen für den Rohstoff. "Mama Hope" sei Bartsch‘ Spitzname in dieser von Kolonialismus und Kapitalismus ausgebeuteten Gegend. Für ihre tausendfachen konkreten und nachhaltigen Hoffnungszeichen wurde ihr nun das Bundesverdienstkreuz verliehen.