Trotz eindeutiger Ergebnisse herrscht bei vielen Parteianhängern im Wahlkreis Odenwald-Tauber am Tag nach der Wahl Katerstimmung. Rund 210 000 Bürgerinnen und Bürger waren hier am Sonntag dazu aufgerufen, ihre Stimmen für die Wahl des 20. Deutschen Bundestages abzugeben und ihre zukünftigen Vertreter in Berlin zu wählen. Die Wahlbeteiligung im Wahlkreis lag bei 77 Prozent und blieb damit stabil im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl in 2017.

Trotz hoher Verluste von insgesamt 11 Prozent bei den Erststimmen, konnte Nina Warken von der CDU ihr Mandat erfolgreich verteidigen. Mit knapp 36 Prozent wurde sie als Direktkandidatin des Wahlkreises Odenwald-Tauber gewählt. Noch am Wahlabend erklärte Warken, dass sie mit dem Ergebnis insgesamt nicht zufrieden sei. Ihrer Partei sei es im Wahlkampf nicht ausreichend gelungen, die eigenen Themen in den Vordergrund zu stellen, so Warken am Wahlabend. Auch bei den Zweitstimmen musste die CDU in Odenwald-Tauber Federn lassen: Mit einem deutlichen Verlust von neun Prozent der Stimmen, fährt Warkens Partei hier eines ihrer bislang schlechtesten Ergebnisse ein.
Dennoch sei sie froh und stolz auf die Gemeinschaftsleistung, die sie und ihre Unterstützer erzielt haben. "Gemeinsam mit vielen Unterstützern in meiner Heimat haben wir in den vergangenen Wochen eine tolle Gemeinschaftsleistung erbracht", sagt Nina Warken auf Anfrage der Redaktion.

Auch Christina Baum, Direktkandidatin der AfD, ist der Einzug über die Landesliste ihrer Partei ins Parlament erneut gelungen. Mit Blick auf zwölf Prozent der Erststimmen (2017: 13,6 Prozent) und zwölf Prozent der Zweitstimmen (2017: 13,8 Prozent) im Wahlkreis sei jedoch auch sie enttäuscht über den Ausgang der Wahl. "Ich habe einfach mit einem besseren Ergebnis gerechnet", sagt Baum. Verantwortlich für die gesunkene Zustimmung macht die 65-Jährige andere Parteien wie die Freien Wähler und Die Basis, die Stimmen bei der AfD abgeschöpft haben, so Baum.
Wiedereinzug verpasst: Schneidewind-Hartnagel nicht mehr im Bundestag vertreten
Für eine Überraschung sorgt das Ausscheiden der Bundestagsabgeordneten Charlotte Schneidewind Hartnagel (Bündnis 90/Die Grünen) für die kommende Legislaturperiode. Trotz hoher Zugewinne von 4,2 Prozent auf insgesamt elf Prozent der Erststimmen (2017: 6,9 Prozent) und 11,1 Prozent der Zweitstimmen (2017: 8,5 Prozent), verpasst sie den Wiedereinzug in den Bundestag. Schneidewind-Hartnagel ist 2019 für die ausgeschiedene Abgeordnete Kerstin Andreae in den Bundestag nachgerückt. Bei der Wahl am Sonntag hatte sie es nicht über die Landesliste der Grünen in das Parlament geschafft.
"Ich bedauere das Ergebnis persönlich sehr."
Charlotte Schneidewind-Hartnagel, Direktkandidatin Bündnis 90/Die Grünen
"Ich bedauere das Ergebnis persönlich sehr", sagt Schneidewind-Hartnagel. Es sei bitter, dass es für ihren Wahlkreis keine andere Parteistimme im Bund gäbe, als die der CDU und der AfD. Auf der anderen Seite freue sie sich jedoch über die großen Zuwächse ihrer Partei im Bund und gibt sich pragmatisch: "Als Politikerin muss man immer auf alles gefasst sein." Von ihrer Fraktion wünsche sie sich für die Koalitionsverhandlungen Standhaftigkeit bei den Kernthemen. "Egal mit wem das verhandelt wird." Politisch wolle die 67-Jährige auch in Zukunft weiterhin aktiv bleiben.

Ähnlich erging es den Kandidierenden der SPD und der FDP. Beide Parteien konnten ihre Stimmanteile in Odenwald-Tauber zwar ausbauen, für den Einzug in das Parlament reichte es jedoch nicht. Die Linke und ihr Kandidat Robert Binder mussten ebenfalls große Verluste von rund drei Prozent bei Erst- und Zweitstimme hinnehmen.