Ein seltenes Jubiläum feierte die Familie Ress, Besitzer der Herrnmühle in Hollstadt. Seit 170 Jahren wird die Mühle von der Familie bewirtschaftet. Ein stolzes Jubiläum wie Arno und Roswitha Ress sagen, die dazu historische Bücher aber auch den Stammbaum der Familie Ress vorlegen.
1846 kaufte Johann Georg Ress die Getreidemühle mit Sägewerk von Privatbesitzern, die diese ihrerseits vom Kloster Maria Bildhausen erworben hatten. Seitdem ist die Herrnmühle in Familienbesitz – inzwischen schon in der sechsten Generation mit Markus Ress und seiner Frau Stefanie.
Gemeinsam mit Roswitha und Arno Ress führen sie den Familienbetrieb. Außer Haus sind die Söhne Jürgen, Martin und Andreas.
Seit 15 Jahren ist die Mühle ein beliebtes Feriendomizil für Gäste aus ganz Deutschland. Vier Ferienwohnungen und Appartements stehen zur Verfügung „und sind ausgebucht“, fügen Stefanie und Arno Ress an. Außerdem werden Kartoffel und Geflügel aus eigener Produktion angeboten. „Ferien in historischen Gemäuern in einer ehemaligen Klostermühle“ das ist der Werbeslogan, der die Gäste seit Jahren nach Hollstadt zieht.
Vor Ort erfahren die Gäste von den Besitzern dann mehr über die Herrnmühle, die vor mehr als 700 Jahren errichtet wurde. Arno Ress blättert in den Unterlagen und kann nachweisen, dass seit 1287 die Mühle am Ortsrand von Hollstadt dem Kloster Bildhausen gehörte.
Namensherkunft
Interessant ist die Geschichte, die die Familie Ress zum Namen „Herrnmühle“ erzählt. Im 16. Jahrhundert gab es demnach einen Streit um das Recht, in der einzigen Mühle der Gemeinde Getreide zu mahlen. Dieser Disput wurde 1547 durch eine Übereinkunft beigelegt. Danach, so Arno Ress, durfte für die Gemeinde nur bei Nacht, für die Klosterherrn aber am Tage, gemahlen werden; daher der Name Herrnmühle.
Erst nach lange Bitten erlaubte der Abt von Bildhausen im Jahre 1548 der Gemeinde den Bau einer eigenen Mühle. Diese neue Mühle erhielt dann den heute noch bekannten Namen „Neumühle“.
Im Jahr 1751 veranlasste Abt Engelbert den Neubau der Herrnmühle. Während der Säkularisation im Jahre 1803 ging sie in Privatbesitz über; seit 1846 ist sie nach diversen Eigentümerwechseln im Besitz der Familie Ress. Aus der Herrnmühle in Hollstadt stammt übrigens auch der 1913 nach Amerika ausgewanderte, spätere Ringerweltmeister (1921) Ludwig Ress, genannt Cyclone. Er ist am 18. September 1891 in Hollstadt geboren.
Wie Arno Ress erklärt, wurde für die Mühle und das Sägewerk stets die Wasserkraft der vorbeiführenden Fränkischen Saale genutzt. Um konkurrenzfähig zu bleiben, wurde die Mühle 1934 modernisiert und erweitert. 1970 allerdings musste der Betrieb aufgrund des zu starken Wettbewerbes eingestellt werden.
Doch die Familie Ress ließ sich nicht entmutigen und baute nach und nach Ferienwohnungen und Appartements ein. Die Gäste können Urlaub an einem idyllisch gelegenen Mühlenbetrieb machen und haben ab und zu auch noch die Möglichkeit das Sägewerk noch in Betrieb zu erleben. Vor allem für Kinder aber auch Erwachsene ein Highlight, sagen Roswitha und Arno Ress.
Damals wie heute ist die Herrnmühle autark, das heißt sie versorgt sich selbst sowohl mit Lebensmitteln aber auch mit Strom. Arno Ress lacht als er dazu sagt: „Ich sag unseren Gästen immer: Strom kommt bei Sonnenschein vom Dach, bei Regen vom Bach.“
Turbinen mit Wasserkraft
Dort sind nämlich die Turbinen noch in Betrieb, die mit Wasserkraft betrieben werden. Und der Ziehbrunnen liefert heute noch glasklares Wasser.
Wer zur Herrnmühle bei Hollstadt kommt, der bewundert ganz sicher als erstes das historische Wappen des Bildhäuser Abtes Engelbert, aber auch weitere im Innern des Hauses. Die Gäste sind aber auch begeistert von Relikten des früheren Mühlenbetriebs, die zum Teil in die Ferienwohnungen integriertet sind. Sie belegen die wechselvolle Geschichte der Mühle.