Zumindest beim Kinderfasching den Alkohol von der Getränkekarte verbannen: Das war der Vorschlag einer Mutter, die sich in der Sondernauer Narrengesellschaft engagiert. Sie wollte, dass die Kinder im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen, dass nachgedacht wird über ein gesundes Maß beim Alkoholkonsum und dass die Eltern ein gutes Vorbild für ihren Nachwuchs sind. Doch diese Idee fand keinen Anklang unter den Karnevalisten in ihrem Verein. Auf einen Bericht dieser Redaktion gab es gespaltene Reaktionen.
Im Internet findet der Vorstoß, beim Kinderfasching auf den Ausschank von Bier und Wein zu verzichten, neben Ablehnung auch Unterstützung. Einige Nutzer reagierten mit Unverständnis auf die Entscheidung des Vereins und wünschten sich von Eltern ihre Vorbildfunktion wahrzunehmen. "Alles zu seiner Zeit. Ein Kinderfasching ist kein Wirtshaus, in dem man sich volllaufen lässt", schreibt ein Kommentator. "Ich bleibe auch keinem Fest fern, nur weil der Verein beschlossen hat, keine Johannisbeerschorle oder keinen Kaffee anzubieten", meint ein anderer Leser, der sich wundert, warum die Aufregung groß ist, wenn mal kein Alkohol verkauft werden soll.
Fastnachtsverband befürwortet Idee, will Vereine aber nicht zwingen
Doch wie sehen andere Narren einen Alkoholverzicht beim Kinderfasching? "Wir finden eine solche Aktion gut", sagt Tobias Brand, unterfränkischer Bezirkspräsident des Fastnachtverbandes Franken. Man könnte auf diese Weise ein Zeichen setzen. Letztlich liege die Entscheidung aber bei den Veranstaltern. "Wir können das nur befürworten und den Weg mitgehen. Was die Vereine daraus machen, ist ihnen überlassen", so Brand. Der Fastnachtsverband könne und wolle den Alkoholausschank beim Kinderfasching nicht reglementieren.
Darüber hinaus bedauert Brand, dass Alkohol und Fasching oft direkt miteinander in Verbindung gebracht werden. Die Arbeit der Vereine sei nämlich sehr vielfältig – Alkoholkonsum habe da keinen großen Stellenwert, meint Brand. "Es ist schade, dass die Menschen, die sich engagieren, oft in diese Ecke gestellt werden." Und man dürfe auch nicht alle Vereine über einen Kamm scheren, sagt der unterfränkische Verbandspräsident. In Unterdürrbach (Lkr. Würzburg) habe Anfang des Jahres zum Beispiel die erste alkoholfreie Prunksitzung stattgefunden.
Faschingsvereine aus Rhön-Grabfeld sind gegen ein Verbot
Kein Befürworter eines alkoholfreien Kinderfaschings ist Marko Wicht, erster Präsident der Wargolshäuser Karnevalsgesellschaft. Er halte nichts davon, "mündigen Menschen" Vorschriften zu machen. Im Gegenteil: Wenn Eltern ihren Kindern vorleben, wie man normal mit Alkohol umgehen kann, habe das sogar einen guten Effekt auf sie, meint Wicht.
"Es kommt darauf an, was man trinkt", findet Sandra Hellmuth, Vorsitzende des Fosenochtsvereins Böschemer Maumer. "Asbach-Cola muss am Kinderfasching nicht sein." Wenn Eltern aber ein Radler trinken wollen, habe sie nichts dagegen, so Hellmuth. Harter Alkohol werde – wie bei den meisten Faschingsfesten für Kinder – in Bischofsheim ohnehin nicht ausgeschenkt.
"Grundsätzlich sollte es schon um die Kinder gehen", sagt die Vereinsvorsitzende. Man müsse aber jedem Elternteil zugestehen, dass es selbst weiß, welches Vorbild es für seine Kinder seien will. Sollte allerdings jemand betrunken über den Kinderfasching stolpern, würde man ihn bitten, besser nach Hause zu gehen. Ihrer Erfahrung nach trinken die meisten Eltern laut Hellmuth aber sowieso keinen Alkohol am Kinderfasching.
Kritik am Alkoholausschank bei Sportturnieren für Jugendliche
Manche Nutzer beklagten im Netz auch, dass bei Sportturnieren für Jugendliche und Kinder Alkohol ausgeschenkt wird. "Wie passen Sport und Alkohol zusammen ?", kritisiert ein Leser. Es gehe nur darum, die Vereinskassen zu füllen, lautet sein Vorwurf. "Bei Jugendsportveranstaltungen würde ich es begrüßen, wenn kein Alkohol ausgeschenkt wird", betont Günther Jackl, Vorsitzender des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) Unterfranken.
Er selbst habe sogar schon erlebt, dass ein Schiedsrichter bei einem Fußballturnier für Jugendliche in der Halbzeit mit einer Zigarette und einer Bierflasche in den Händen am Spielfeldrand stand. "Das kann nicht sein." Wer eine Aufsichtspflicht für Jugendliche und Kinder hat, müsse sich bei Sportevents von Alkohol fernhalten. Wenn es um "gesellschaftliche Veranstaltungen" wie Kinderfasching geht, vertritt Jackl eine andere Meinung . "Da erwarte ich die Selbstdisziplin der Eltern." Wenn es kein Bier und keinen Wein mehr bei Festen gäbe, brauche man keine Vereinsfeste mehr zu machen, sagt Jackl. "Dann bleiben die Besucher aus."