Ältere Bad Königshofener erinnern sich noch an die 1960er und 1980er Jahre, als es in der Stadt Tradition war, am Tag des Erzengels Michael, dem 29. September, den Brunnen mit dem schmiedeeisernen Gitter und der Figur des Erzengels Michael am Marktplatz zu schmücken. Zum Schmücken wurden allerdings die Blumen von den Fensterbänken der Königshöfer verwendet. Schon am Abend vorher brachten die Anwohner rund um den Marktplatz deshalb ihre Blumen in Sicherheit, damit die Burschen sie nicht wegnehmen konnten.

Als Brunnenschmuck wurden auch Sonnenblumen von den Feldern genommen. Die steckte man an das schmiedeeiserne Gitter. Der Brunnen stammt aus der Zeit der mittelalterlichen, fürstbischöflichen Festungsstadt und hat eine Quelle. Zum Schmücken verwendet wurde alles, was "nicht niet- und nagelfest" war. So kam es, dass in den 1980er Jahren der Brauch polizeilich unterbunden werden musste, da er regelrecht ausgeartet ist und auch Beschädigungen vermehrt vorkamen. Selbst landwirtschaftliche Maschinen und Bänke wurden davor gestellt.
Um das Jahr 2000 ließen Rhönklub Bad Königshofen und Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld die Tradition des geschmückten Michaelsbrunnens noch einmal aufleben, allerdings nicht mit geklauten Blumen. Dann jedoch schlief der Brauch ein. Der Tag des Erzengels Michael war in den 1960er und 1970er Jahren noch ein kirchlicher Ortsfeiertag in Königshofen. Von der Stadtpfarrkirche ging es in einer Prozession zur Wallfahrtskirche nach Ipthausen, wo ein Festgottesdienst gefeiert wurde.
Dort ist im Chorraum ein Bild des Erzengels zu sehen, das dem Gemälde in der Würzburger Hofkirche sehr stark ähnelt. Es zeigt den Erzengel Michael, der mit dem Schwert die abtrünnigen Engel in die Hölle stürzt. Deutlich wird damit, dass Georg Anton Urlaub nicht nur ein hervorragender Maler des großen Deckengemäldes der Wallfahrtskirche war, sondern auch ein guter Kopist. Denn der "Engelsturz" ist im Original ein Gemälde Tiepolos.