Die Landwirte im UNESCO-Biosphärenreservats Rhön spüren bereits deutliche Auswirkungen des Klimawandels. Dass Betriebe bereits Erfahrungen mit Klimafolgeschäden gemacht haben, ist aber nur ein Faktor, der die Bereitschaft zur Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen beeinflusst. Luisa von Seggern (M.Sc. Psychologie) hat in ihrer Masterarbeit an der Universität Würzburg psychologische Einflussfaktoren auf die Umsetzung von Klima-Anpassungsmaßnahmen bei Landwirten im bayerischen Teil des Biosphärenreservats untersucht, heißt es in einer Pressemitteilung.
Neben finanziellen, strukturellen und kulturellen Einflüssen spielen auch psychologische Faktoren bei der Anpassung an den Klimawandel eine Rolle. Um diese Einflüsse im Detail zu untersuchen, hat die Psychologiestudentin Interviews mit 15 konventionellen und ökologischen Landwirten geführt und sie nach Hindernissen und Ursachen befragt.
Ergebnis: Ohne Klimaanpassung ist teilweise schon kein lohnendes Wirtschaften mehr möglich. Ein Faktor, der die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen begünstigt, ist die Wirksamkeitserwartung: Diese spiegelt wider, inwiefern die Landwirte glauben, dass die Umsetzung von Maßnahmen auch tatsächlich dazu beiträgt, von einer Gefahr verschont zu bleiben bzw. weniger stark von Schäden betroffen zu werden. Je größer das wahrgenommene Risiko von Klimafolgeschäden ist und je mehr Erfahrungen bereits mit Schäden gemacht wurden, desto mehr Anpassungsmaßnahmen scheinen tendenziell umgesetzt zu werden. Darüber hin-aus scheint es die Landwirte in ihrer Entscheidung zu beeinflussen, ob bestimmte Anpassungsmaßnahmen bereits von anderen Betrieben umgesetzt werden oder nicht.
Fördergelder, Emotionen, Kosten
Fördergelder werden von manchen als Unterstützung angesehen, scheinen jedoch nicht der Hauptgrund für die Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen zu sein. Dagegen wirkt der eigene Antrieb, das Klima zu schützen oder die Biodiversität zu fördern, durchaus begünstigend, heißt es weiter.
Detailwissen vorab – zur konkreten Umsetzung der jeweiligen Maßnahmen – scheint keine Voraussetzung zu sein. Die Befragten gaben an, dieses Wissen erst im Laufe der Zeit über Ausprobieren zu erlangen. Dennoch war Wissensvermittlung ein häufig genannter Unterstützungswunsch der Befragten.
Luisa von Seggern ist auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Allgäu aufgewachsen und hat die Umweltpsychologie im Rahmen ihres Studiums zu einem Schwerpunkt gemacht. Über das gemeinsame Interesse an Umwelt-psychologischen Fragestellungen kam der Kontakt zu Katharina Thümer, Projektmitarbeiterin "GreenCare: Natur und psychische Gesundheit" bei der Bayerischen Verwaltung des UNESCO-Biosphärenreservats Rhön zustande. "Durch die Abschlussarbeit konnten wir vonseiten des Biosphärenreservats erstmals Einblicke in die Untersuchung einer Fragestellung mithilfe von psychologischen Methoden gewinnen", sagt Thümer. Insbesondere das Projekt "Klimaanpassung – Regionale Strategien zur Begegnung des Klimawandels im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön", das von Alana Steinbauer und Janina Goldbach betreut wird, kann von den Befunden der Abschlussarbeit profitieren.
Zusammenarbeit mit den Landwirten ausweiten
"Die Ergebnisse der Masterarbeit verdeutlichen, welche Probleme der Klimawandel in der Region verursacht. Die Befragung der Landwirte hat gezeigt, welche Auswirkungen diese am stärksten treffen", sagt Katharina Thümer. "Hierdurch können zukünftige Maßnahmen sinnvoller gestaltet und spezifischer an die Wünsche und Bedürfnisse angepasst werden. Die Zusammenarbeit mit den Landwirten in der Region kann so gezielter ausgeweitet werden", heißt es weiter.
Fachlich betreut wurde die Arbeit von Katharina Thümer und Alana Steinbauer sowie M. Sc. Psych. Benedikt Seger von der Universität Würzburg.
Weitere Informationen zum Thema Klimawandel und Landwirtschaft findet man online unter https://www.biosphaerenreservat-rhoen.de/landwirtschaft-klimawandel/