Anton Enders betreut das Archiv der Stadt Bischofsheim. Der Großbrand 1639 hat viele Informationen vernichtet.
Einmal in der Woche steigt Anton Enders in den Keller des Bischofsheimer Rathauses und dort ins Stadtarchiv. Das Gedächtnis der Stadt und der Gemeinden nennt er "sein Archiv", in dem er seit mehr als zehn Jahre aktiv ist. Das Suchsystem hat er aus seiner Bundeswehrzeit übernommen.
In einem Schrank sind historische Bücher zu finden, in einem weiteren Schrank eine Postkartensammlung und dann gibt es auch noch historische Dokumente in altdeutscher Schrift. "Man braucht da schon eine Weile, um sich zurechtzufinden", sagt Anton Endres.
Woher kommt der Name "Hansemühle"
Schmunzelnd erzählt er von der Hansenmühle. Er versuchte herauszufinden, woher wohl der Name kommen könnte. Die Lösung fand er in einem Buch des evangelischen Dekanats Bad Neustadt. Dort war zu lesen, dass der Name auf einen katholischen Pfarrer mit dem Vornamen Johann aus Sondheim/ Rhön, den letzten katholischen Pfarrer in der Gemeinde, im Jahr 1550 zurückging. Dieser hatte Besitztümer in Haselbach und Frankenheim und eben eine Mühle. Daraus habe sich die Bezeichnung Hansenmühle entwickelt.
Als einen Glücksfall bezeichnet Anton Enders die Kontakte zu dem verstorbenen Otto Kleinhenz und Harald Weidner. Beide waren geschichtsinteressiert. Otto Kleinhenz habe als Reporter viele Artikel in und um Bischofsheim geschrieben, die heute im Archiv sind.
Ein Großbrand vernichtete die Matrikelbücher

Ein Großbrand in Bischofsheim im September 1639 hatte schlimme Folgen. Dabei wurden 246 Häuser, Ställe und Scheunen vernichtet. Betroffen war auch das Pfarrhaus. "Hier lagen die Matrikelbücher und diese wurden ein Raub der Flammen." Deswegen gibt es aus der Zeit vor 1640 keinerlei Unterlagen.
Schon von Kindheit an, war Anton Enders geschichtlich interessiert und so kam die Anfrage, im Stadtarchiv tätig zu werden, genau richtig. In den vergangenen Jahren hat er die Arbeit seiner Vorgängerin weitergeführt und vervollständigt. Wie sehr er mit "seinem Archiv" verbunden ist, zeigt die Aussage: "Wenn es ging, würde ich mir sogar ein Bett herunterstellen, um zu arbeiten."

Die Lehrer der jeweiligen Ortschaften waren einst als "Geschichtsschreiber" von der Behörde verpflichtet. Sie erfassten die Bildstöcke, allerdings nur schriftlich, ohne ein Foto. Das holte Anton Enders nach und vervollständige so die Unterlagen. "Sechs Wochen war ich mit dem Fahrrad unterwegs und alle sind jetzt eingescannt." Dann zeigt er die älteste Ansicht von Bischofsheim aus dem Jahr 1890, Familienfotos und Landschaftsaufnahmen. In einer Ecke findet man historische Fahnen. Sie sollen in einem eigenen Fahnenschrank gesichert werden.
Anfragen aus den USA
Sehr oft kommen mittlerweile Anfragen aus ganz Deutschland und Amerika, wobei Menschen nach ihren Vorfahren aus der Rhön suchten. Dabei verweist er auf die Satzung der Stadt Bischofsheim. Danach ist es nicht möglich, Archivmaterial leihweise zu vergeben. Vor Ort kann man jedoch jederzeit die Kenntnisse des Archivars in Anspruch nehmen. Ans Aufhören denkt der rüstige Rentner übrigens noch nicht, auch wenn das eines Tages sein wird.