Mit 58 Teilnehmern war die Sonntagswanderung des Rhönklubs Bischofsheim außerordentlich gut frequentiert. Das lag sicher nicht nur am frühlingshaften Wetter, sondern auch am Thema. "Von der Gewinnung bis zur Entnahme" war die Wanderung betitelt. Es ging ums Trinkwasser. Wanderführer Frank Gerken ist zugleich langjähriger Wasserwart der Stadt Bischofsheim und dafür der ideale Informationspartner.

Die Wanderung begann am Altstadtparkplatz und führte über den geteerten Flurweg in Richtung Frankenheim. Auf halber Strecke bog die Gruppe nach Süden ab, zum ersten Hochbehälter, dessen Gebäude halb ins Erdreich eingegraben ist. Frank Gerken öffnete die Tür und die Wanderer konnten sich einen Eindruck verschaffen, wie groß die beiden Wasserbassins sind, die jeweils 250 Kubikmeter Wasser fassen.
Zwei Brunnen und eine Quelle schütten 57 Kubikmeter Wasser pro Stunde

Von hier aus wird die Bischofsheimer Altstadt versorgt. Weiter Richtung Osterburg befindet sich ein weiterer Hochbehälter. Von hier aus werden Oberweißenbrunn, Frankenheim und ein Teil Haselbachs (die sogenannte Hochzone, bestehend aus Osterburgsiedlung und Oberdorf) versorgt. Die Gebäude der Hochbehälter sind im Inneren sehr sauber, wie man es sich für eine Wasserversorgung vorstellt. Wasserwart Gerken mahnte daher auch, nichts in die Wasserbassins fallen zu lassen, da es sich um einwandfreies Trinkwasser handele.

Zwei ergiebige Brunnen in der Frankenheimer Flur mit einer Schüttung von jeweils 25 Kubikmeter pro Stunde und die Ara-Quelle am Himmeldunkberg mit einer Schüttung von sieben Kubikmetern pro Stunde liefern eine Gesamtschüttung von 57 Kubikmetern Wasser pro Stunde. Damit sichern sie Wasserversorgung der westlichen Hälfte des Bischofsheimer Stadtgebietes.
"Brunnen 1 ist tip-top", berichtet Gerken. Die Bohrung hierfür ist 120 Meter tief, die Pumpe sitze auf 80 Meter Tiefe und der Wasserspiegel bewege sich immer bei 70 Metern. Vor 27 Jahren war der Brunnen in Betrieb genommen worden. Vor zwei Jahren wurde er geprüft und erhielt danach die Zulassung für weitere 25 Jahre.

Auch das Wasser muss bergauf und bergab geleitet werden
Für die Wanderer schiebt Gerken die große Schutzhaube zurück und gibt den Blick frei auf Rohre, Leitungen und Messanzeigen. Das Wasser wird aus den Brunnen in die Hochbehälter gepumpt.
Ein Teil des Wassers im höher gelegenen Hochbehälter wird um die Osterburg herumgepumpt und fließt durch die Osterburg-Siedlung nach Haselbach hinunter. Das Wasser, das nach Frankenheim hinunterfließt, braucht eine Druckminderung, sonst würde es am tiefsten Punkt mit einem Druck von zwölf Bar aus den Leitungen schießen. "Wir sind in der Rhön und die ist hügelig", deshalb muss der Wasserdruck reguliert werden, erläutert Frank Gerken die Vorgehensweise.

Kinder entdecken den Edelstahlzylinder der Grundwassermessstelle
Unter den interessierten Wanderern aus Bischofsheim, Haselbach und Frankenheim waren viele Familien mit ihren Kindern. Auch sie verfolgten die Ausführungen Gerkens und stellten mit großem Eifer schnell fest, dass überall in der Flur Anlagen zu finden sind, die zur Wasserversorgung gehören. Direkt neben dem Bischofsheimer Wasserbehälter fanden sie einen Edelstahlzylinder, der äußeres Merkmal einer Grundwassermessstelle ist. Eingerichtet wurde diese Anlage aber nicht von der Stadt Bischofsheim, sondern vom Wasserwirtschaftsamt.


Auf dem weiteren Weg entdeckten die Kinder immer wieder etwas Neues. Am Hochpunkt der Leitungen gibt es eine Lüftungsanlage, auf dem Rückweg nach Frankenheim legte Gerken kurz einen Halt ein, denn hier befindet sich der Schacht der oben erwähnten Druckminderung. Frank Gerken wies auch auf ein Schild hin, das für das Wasserschutzgebiet steht und erläuterte einige Dinge, die hier nicht erlaubt sind, wie zu, Beispiel Gülleeintrag oder größerer Bodenaushub.

Biber und Wasser gehören zusammen

Einen kurzen Halt legte Gerken ein, der nicht direkt mit der Trinkwasserversorgung zu tun hatte. Nicht nur die Kinder bestaunten einen Biberdamm mit vielen abgeholzten Bäumen und zwei aufgestauten Wasserflächen, einer Anlage wie aus dem Lehrbuch. An dieser Stelle, direkt neben einem Feldweg entstehen keine Gefahren für Passanten, da vom Biber angenagte und den Weg blockierende Bäume schnell und einfach zu entfernen sind. Der Biber fühlt sich dort jedenfalls wohl, auch ein Zeichen dafür, dass die Wasserqualität und die Natur hier noch einigermaßen intakt sind.