In einem finnischem Geschichtsbuch hatte Raija-Liisa Jokela aus Jukaja gelesen, dass der Schwedenkönig Gustav Adolf im Dreißigjährigen Krieg auch Finnen in seiner Armee hatte. So überzeugte sie ihren Mann Mikko, doch einmal in diese Gegend zu fahren. Im Internet erfuhr das Ehepaar schon etwas mehr über die Kurstadt und auch von der fränkisch-finnischen Sauna. Auf der Suche nach einem Hotel wählte man, weil es direkt in der Stadt lag, das Hotel Schlundhaus und buchte dort zwei Tage.
Schon Schwedenkönig Gustav Adolf residierte hier
Die beiden Finnen hatten keine Ahnung, dass sie damit zufällig genau das Haus ausgesucht hatten, in dem einst der Schwedenkönig Gustav Adolf residierte. "Das erfuhren wir erst vom Besitzer Christian Fischer", erklärten Raija-Liisa und Mikka beim Frühstück. Christian Fischer nahm die besonderen Gäste mit in den Kellerbereich, von dem ein Teil bereits über 1 000 Jahre alt ist. Natürlich blieb man an der von Hubert Knobling (Großeibstadt) geschnitzten Figur von Gustav Adolf stehen und erfuhr, dass er drei Tage in Königshofen war und dann mit seinem Kriegsheer weiter zog in Richtung Schweinfurt.

Kreiskulturreferent Hanns Friedrich unternahm mit den Gästen aus Finnland einen Stadtrundgang und besuchte auch Bürgermeister Thomas Helbling. Der wiederum führte die Gäste in den historischen Rathaussaal und zeigte ihnen dort die Fahne des finnischen Regiments, das im Schwedenkrieg von 1631 bis 1634 in Königshofen im Grabfeld als Besatzungsmacht stationiert war. Die Gäste erfuhren von Kreiskulturreferenten Hanns Friedrich, dass die Schweden 1631 von Erfurt über Arnstadt, Ilmenau und Römhild nach Königshofen kamen und dann nach kurzem Aufenthalt in Richtung Schweinfurt weitermarschierten.
Eine Überraschung gab es im Kulturarsenal, wo das Ehepaar aus Finnland auf Saila Grav traf. Sie stammt aus Finnland und ist in Bad Königshofen mit Michael Weigand verheiratet. Verständlich, dass man sich ganz kurz mal in der finnischen Landessprache unterhielt. Auf dem Weg durch die Stadt erfuhren Raija-Liisa und Mikko Jokela von dem deutschen Forscher Detlev Pleiss, der in Finnland zu Hause ist. Er entdeckte in den Protokollen der "Quedlinburger KriegsCanzley" eine Niederschrift, die besagt, daß die finnische Besatzung in Königshofen im Grabfeld sich aus dem Holz verlassener Häuser mit Genehmigung ihres Kommandanten Oberst Thuro Bielke mehrere Badestuben bauten. Durch die Rauchsaunen habe der Stadtrat damals aber auch Angst vor Feuersgefahr gehabt. Das alles ist in den städtischen Unterlagen nachzulesen. Die finnische Besatzung ließ sich davon jedoch nicht abbringen und baute ihre Rauchsaunen.
Erste Sauna in Süddeutschland
Detlev Pleiss fand weiter heraus, daß die Finnen von den Königshöfer Bürgern als "schwarze Teufel" bezeichnet wurden. Das kam daher, da die Haut in den finnischen Rauchsaunen eine dunkle Farbe bekommt und es bei kalten Temperaturen so aussah, als ob die Menschen am ganzen Körper rauchen, wenn sie aus der Sauna kamen.
Jedenfalls ist damit nachgewiesen, daß Königshofen im Grabfeld die erste Sauna in Süddeutschland besaß, sagte der Kreiskulturreferent. Deshalb gibt es auch das fränkisch-Finnische Saunadorf in der Frankentherme. Die "Königshöfer-Finnen" waren übrigens die einzige Besatzungstruppe der Schweden im süddeutschen Raum. Warum aber ließen die Schweden damals die Finnen als Besatzung in Königshofen? Auch das hat Detlev Pleiss herausgefunden: Weil sie nämlich eine besonders zuverlässige Truppe waren. Außerdem seien kostengünstiger als die Schweden gewesen und lebten sehr bescheiden. In den städtischen Archiven ist nachzulesen, dass sich die Finnen mit zwei Pfund Brot, einem Pfund Fleisch und einem großen Glas Bier am Abend pro Tisch begnügten.
