Inhaberin Nicole Seemann wirkt gefasst. Dabei soll sie doch gerade am Telefon das Ende des ältesten Kfz-Betriebes im Altlandkreis erklären: Das Autohaus Eduard Krieg GmbH & Co. KG in Mellrichstadt stellt zum 31. Dezember den Betrieb ein. Es scheiterte an den Entwicklungen in einer globalisierten Wirtschaftswelt.
„Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen“, teilt Seemann am Freitagnachmittag in einer Presseerklärung mit. Es sei kein spontaner Entschluss gewesen, sondern eine Reaktion auf starke Veränderungen im Automobilgeschäft. Sie hätten es mittleren Familienunternehmen wie dem ihren in den letzten Jahren immer schwerer gemacht.
Als Hauptgrund nennt Seemann auf Nachfrage den „Trend zu Filialunternehmen“. Das bedeutet, dass größere Ketten mehrere Autohäuser betreiben. Natürlich könnten diese die Infrastruktur, die sie vorhielten, viel besser auslasten als ein relativ kleiner Familienbetrieb. In größeren Städten sei diese Praxis gang und gäbe; sie setzte sich auch im ländlichen Bereich immer mehr durch. Schließlich müsse der lokale Vertragshändler mit kleiner Kundenzahl dieselben Qualitätsstandards erfüllen wie ein Großer. Auch da gerieten Familienfirmen ins Hintertreffen.
Etwas Schuld am Scheitern des Autohauses Krieg trifft auch das Internet. Oder besser gesagt: das dadurch veränderte Kaufverhalten der Kunden. Näher darauf eingehen will Nicole Seemann nicht.
Die „unter zehn Beschäftigten“ hat die Geschäftsfrau am Freitagvormittag über das Ende informiert. Deren Zukunft sieht sie nicht ganz so negativ. Die meisten seien jüngere Leute. Für sie gäbe es derzeit auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen, etwas Neues zu finden. Auch Rentenregelungen könnten greifen. Die letzten beiden Monate bis Weihnachten gelten nun der „geordneten Abwicklung“. Der Geschäftsbetrieb laufe unverändert weiter.
Die Geschichte des ältesten Kfz-Betriebs im Altlandkreis reicht bis 1893 zurück. Damals eröffnete Eduard Krieg in der Bauerngasse eine Schmiede mit mechanischer Werkstatt für landwirtschaftliche Maschinen. Wenig später begann er, Fahrräder zu verkaufen und zu reparieren. Bald folgten Motorräder.
Das Geschäft siedelte 1925 unter Josef Krieg und seiner Familie in die Meininger Landstraße 7 um, wo eine Tankstelle dazukam. Gleichzeitig wurde der Betrieb Opel-Händler. Somit geht nun auch die Geschichte der Traditionsmarke in Mellrichstadt zu Ende.
1961 trat Klaus Seemann ins Geschäft ein. 1977 wurde die jetzige Betriebsstätte in der Meininger Landstraße 37 bezogen. Seit 1990 arbeitet Nicole Seemann im Unternehmen. Sie selbst hat keine konkreten Pläne für die Zeit nach dem Jahreswechsel. „Es geht irgendwo immer weiter. Wenn man offen ist, ergibt sich immer was“, sagt sie optimistisch.