Zum Auftakt der Oldtimer-Saison findet seit 2001 im März in Stuttgart die „Retro Classics“ statt. Die neun Messe-Hallen am Stuttgarter Flughafen waren vom 2. bis 5. März mit klassischen Fahrzeugen, Zubehör, Ersatzteilen und vielem mehr bestückt.
Heuer wurden auf der nach Veranstalter-Angaben „größten Oldtimer-Messe Europas“ auf 130 000 Quadratmetern von 1550 Ausstellern mehr als 3500 Fahrzeuge, Automobile und Motorräder, präsentiert.
Unter den Ausstellern auch wieder Axel Reß aus Wülfershausen, der gemeinsam mit den Alpine-Freunden Fellbach seinen Stand hatte. Unter dem Label „Axel Reß Motorsport“ hat sich der Wülfershäuser Familienbetrieb einen Namen gemacht, den man auch in der Oldtimer- und Youngtimer-Branche schätzt.
Seit 1984 Alpine-Stützpunkt
1984 erhielt Reß einen Alpine Stützpunkt Vertrag; seit damals hält in seinem Team die Leidenschaft für diese eleganten Sportwagen an. Mit sportlichem Design, außen wie innen, begeistern von Axel Reß Motorsport verfeinerten Alpine die Zuschauer und Kunden aus ganz Europa. Eine Alpine A 310 S im roten 075 Originallack war Blickfang an diesem Stand. Der Sechs-Zylinder-V-Motor mit rund 2,7 Liter Hubraum leistet 150 PS, womit 215 km/h möglich sind.
Die A 310, die letzte Entwicklung des Firmengründers Jean Rédélé wurde von 1971 bis 1984 im Werk in Dieppe (Normandie) als letzte Alpine in Handarbeit gefertigt. Die A 610 Turbo, das Nachfolgemodell bis 1995. Von diesem Typ zeigte Reß zwei Autos: eine nach Kundenwunsch getunte A 610 Turbo sowie eine serienmäßige Grundversion. Die Fahrzeugpalette am Stand wurde ergänzt mit einer A 110 von den Fellbacher Alpine-Freunden.
Um Gewicht zu reduzieren, haben alle Alpine eine Karosserie aus Glasfaser verstärktem Kunststoff (GFK). Und diese GFK-Karosserien werden zum Beispiel bei Restaurierungen oder auch nach Unfallschäden bei Reß instandgesetzt. „Aber natürlich werden in Wülfershausen auch Reparaturen an Karosserien aus Blech durchgeführt“, wie Juniorchef René Reß bemerkt.
Denn Axel Reß, der als zweifacher Deutscher Berg-Trophäenmeister, einmal Vize sowie als zweifacher Bayerischer Berg-Meister sowie auch hier als zweifacher Vize-Meister auf fast 40 Jahre Rennsport-Erfahrung zurückgreifen kann, betreibt eine „ganz normale“ freie Kfz-Werkstatt, in der Service und Reparaturen für Autos aller Fabrikate durchgeführt werden.
„Bei der Auszeichnung ,Werkstatt Ihres Vertrauens' hat Reß nach Kundenbefragungen zum dritten Male hintereinander den ersten Platz belegt“, versichert Rosemarie Reß.
Die Preise für Oldtimer steigen nach wie vor, vielleicht nicht mehr ganz so rasant wie bisher. Bei der privaten Verkaufsbörse der Retro Classics auf der Messepiazza wurde eine Alpine A 310 für 26 500 Euro angeboten. Aus Baujahr 1981, mit gerade 55 000 Kilometern auf dem Zähler. Als utopisch erscheinen 68 900 Euro für ein 1955 produziertes VW-Cabriolet – seinerzeit noch nicht Käfer genannt – das allerdings in absolutem Top-Zustand dasteht.
Dagegen werden die Mercedes-Benz Roadster R107, auch in Super-Zustand, je nach Motorgröße und Laufleistung von 23 000 bis über 60 000 Euro angeboten.
Brot- und Butter Autos
Geradezu mit Dumping-Preisen waren sogenannte „Brot- und Butter-Autos“ ausgezeichnet. So werden in großen Stückzahlen produzierte Serienfahrzeuge genannt, mit denen die Hersteller Geld verdienen. Für einen Peugeot 205 XE von 1987 mit 35 000 km waren 2980 Euro gefordert; ein 128er Fiat soll 9400 Euro einbringen, ein Citroen GSA ist mit 7500 Euro ausgezeichnet.
Aber für einen militärischen und somit spartanisch ausgestatten VW 181 waren 14 800 Euro gefordert. Und ein zwar neuwertig erscheinender 150er Vespa-Motorroller sollte gar für 12 000 Euro den Besitzer wechseln.
Oldtimer-Spezialisten
Unter dem fachkundigem Publikum sorgen immer wieder einige „Spezialisten“ für schöne Kalauer. So versuchten einige Herren mittleren Alters, ihren Söhnen glaubhaft zu machen, dass der 3,8 Liter Motor im Jaguar E 12 Zylinder hat: „Ha do senn sechs Zindkätze un do driebe no amol“. Dass das ein 6-Zylinder Reihenmotor war mit zwei obenliegenden Nockenwellen in separaten Gehäusen, haben mehrere dieser Experten nicht erkannt. Trotz des Hinweises auf die 3,8 l. Und dass auf der einen Seite drei Doppelvergaser zu sehen waren, auf der anderen sechs Auspuffkrümmer, haben sie auch nicht wahrgenommen.