Es ist ein Jahr her, dass sich der Stadtrat Bad Königshofen mit dem Thema "DenkOrt Deportationen" befasste. Es geht darum, zur Erinnerung an die NS-Opfer einen Koffer als Mahnmal im Stadtgebiet aufzustellen. Damals hatte der Stadtrat das allerdings abgelehnt. Am Donnerstag steht das Thema nun erneut auf der Tagesordnung des Stadtrates.
Stadträtin Petra Friedl hatte bemängel, dass die Stadt sich im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht an der Aktion DenkOrt Deportation beteiligt. Sie regte an, tätig zu werden – entweder finanziell oder mit einem Gepäckstück.
Für Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert war dies Anlass, sich mit einem Schreiben an Bürgermeister Thomas Helbling zu wenden, gleichzeitig auch an Michael Custodis, Bürgermeister der Marktgemeinde Trappstadt. Er verweist darin auf die Aktion "DenkOrt Deportationen 1941-1944 – Wir erinnern an die jüdischen NS-Opfer Unterfrankens". Diesen Namen haben die Initiatoren der Erinnerungsstätte in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs in Würzburg im vor einem Jahr gegeben. Von hier und vom Verladebahnhof Aumühle waren neun Transporte in die Todeslager der Nazis ausgegangen. Der Großteil der 109 Städte und Gemeinden aus dem Regierungsbezirk Unterfranken, die 1932/33 eine jüdische Kultusgemeinde hatten, haben bisher zu diesem Mahnmal beigetragen. Sie beteiligten sich mit einem nachgebildeten Gepäckstück oder einem finanziellen Zuschuss.
Auch in Bad Königshofen und Trappstadt gab es jüdische Gemeinden. In Trappstadt wirbt die Gemeinde sogar am Ortseing damit, dass Marcus Goldmann hier geboren wurde. Auch hier wäre es nach Meinung Reinhold Alberts angebracht mit einem Gepäckstück zu erinnern.
Gerade in Königshofen hatte die jüdische Gemeinde eine große Bedeutung. 1925 lebten 108 Juden in Königshofen, 1933 waren es 94. Heute ist kein einziger mehr in der Stadt. Die Juden hatten einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung der Stadt. Gerne sei er bereit, an einer Ratssitzung teilzunehmen, um noch einmal über dieses Projekt zu informieren.
Mit Reinhold Albert macht sich auch der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld seit vielen Jahren für das Gedenken stark. So wurde anlässlich der 1275-Jahrfeier der Stadt ein Transparent finanziert, das die Synagoge von Königshofen zeigt. Ein Jahr später ließ der Geschichtsverein von Siegfried Schwinn ein Modell erstellen, dass die Königshöfer Synagoge im Maßstab 1:100 zeigt. Erbaut im Jahr 1904 stand sie knapp 50 Jahre, dann wurde sie dem Erdboden gleich gemacht. Heute kaum verständlich, nachdem die im neugotischen Stil gebaute Gebetsstätte die Pogromnacht weitgehend unbeschadet überstanden hatte, dann aber 1952 von der Jüdische Restitutionsnachfolger-Organisation mit Sitz in New York zum Abbruch freigegeben wurde. Heute steht an dieser Stelle eine Autoreparaturwerkstatt. An die Synagoge erinnert in der Nähe ein Gedenkstein.
Einer, der sich ebenfalls für die Geschichte der jüdischen Gemeinden seit Jahren stark macht, ist der evangelische Pfarrer Lutz Mertten. Er initiierte im Jahr 2018 eine Kofferaktion, gemeinsam mit Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Bad Königshofen. Anlass war der 85. Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Im Koffer, der an verschiedenen Orten der Stadt damals aufgestellt wurde, lagen Gegenstände aus dem jüdischen Leben, sowie Bilder der prachtvollen Synagoge, die einmal in der Bamberger Straße stand. Der 9. November ist dem evangelischen Pfarrer und dem Verein für Heimatgeschichte ebenfalls ein wichtiges Datum. Alljährlich wird darum gebeten, an diesem Abend Kerzen als Erinnerung in die Fenster zu stellen. Schon von daher wäre es richtig und wichtig, dass Bad Königshofen auch durch die Teilnahme an der Aktion "DenkOrt Deportationen" dies entsprechend unterstützt und an seine jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnert.