Noch bis zum 2. März ist im Museum Schranne in Bad Königshofen eine sehenswerte und beeindruckende Ausstellung zu sehen, ebenso in der evangelischen und katholischen Kirche. Hier stellt die Holocaust-Überlebende Sara Atzmon ihre Bilder aus, die an die menschenverachtende Zeit jüdischer Mitbürger erinnert. Die Künstlerin selbst ging bei der Ausstellungseröffnung auf verschiedene Szenarien ein. "Eine Scheibe Brot und eine Wassersuppe haben wir pro Tag bekommen und wir waren mit 96 Personen in einem Eisenbahnwaggon eingesperrt, mussten stehen, bekamen einen Eimer mit Wasser, ein anderer Eimer musste als Toilette genutzt werden." Für die Besucher im Gewölbekeller unvorstellbar. Selbst Johannes Tappert, der die Eröffnung musikalisch umrahmte, war geschockt. "Ich kann fast nicht mehr spielen, wenn ich all diese Grausamkeiten höre, was diese Mensche erleben mussten." Eindrücke, die auch andere Gäste teilten, als sie den Berichten Sara Atzmons lauschten.
"Wir standen stundenlang im Schnee und durften uns nicht bewegen. Meinem Vater wurde der Bart abrasiert. Wir waren doch keine schlechten Menschen, wir waren nur Juden. Im Arbeitslager mussten sie schwer arbeiten, auch die schwangeren Frauen." Immer wieder erzählt Sara Atzmon, dass sie einen roten, flachen Schuh an hatte, einen weiteren mit Absatz. "Damit musste ich laufen oder auch stundenlang stehen." Ein halbes Jahr lang gab es für die Gefangenen keine Möglichkeit, sich zu waschen. "Wir waren voller Läuse. "Sara Atzmon stellte die Frage: "Kann man das aushalten?" Eine bedrückende Ruhe unter den Gästen im Gewölbekeller, oftmals entsetzte, ungläubige Gesichter.
Ein paar Monate, oder eine ganze Kindheit
Der evangelische Pfarrer Lutz Mertten hatte an diesem Abend begrüßt und einen Ausspruch von der damals zwölfjährigen Sara Atzmon an den Anfang gestellt. "Ich bin ein freies, jüdisches Mädchen", ruft die zwölfjährige Sara, als sie zusammen mit Hunderten anderen Juden, die den Holocaust überlebt hatten, 1945 mit dem Schiff Mataroa die israelische Küste erreichte. "Zwischen dem Tag, an dem sie als freies Mädchen in Israel ankommt und den schlimmsten Tagen ihres Lebens im Konzentrationslager Bergen-Belsen, dem deutschen Schlachthaus unter den Konzentrationslagern der Nazis – dazwischen liegen nur ein paar Monate. Oder eben eine ganze Kindheit. Ein ganzes Leben."
Sara Atzmon sucht einen Weg in die Freiheit durch ihre Kunst. Das, was unaussprechlich und unsagbar bleibt, vermag sie durch ihre Bilder auszudrücken. Es sind keine "schönen" Bilder, die sie malt. Sie malt nicht zu ihrer oder der Unterhaltung der Betrachter. Sie malt, was Worte nicht sagen können, was Dokumentarfilme nicht zeigen können, was man in Büchern nicht nachlesen kann. Durch ihre Kunst ist Sara Atzmon weltberühmt geworden, in Spanien, Schweden, Polen, Indien der Ukraine und sogar in China und in vielen weiteren Ländern werden ihre Bilder ausgestellt.
Man sei stolz, dass Sara Atzmon und ihr Man Uri nach Rhön-Grabfeld kamen und der Einladung des evangelischen Erwachsenenbildungswerkes Bad Neustadt gefolgt sind. Wichtig, so Lutz Mertten, sei es, "dass die Ausstellung dazu beiträgt, dass wir diese Verantwortung nie vergessen. Gut, dass Sie da sind!"
Die Öffnungszeiten: Täglich, außer montags von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt zur Ausstellung der Bilder von Sarah Atzmon ist kostenfrei.