Das erfolgreiche Volksbegehren "Rettet die Bienen" hat die Menschen für das Insektensterben sensibilisiert. Denn Schutzmaßnahmen für die geflügelten Honiglieferanten kommen ja auch Käfern, Schmetterlingen, und allem anderen zugute, was sonst noch so kreucht und fleucht. Gewissermaßen aus erster Hand wollte Lisa Badum aus Forchheim, die klimapolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, bei der Firma Bienen-Ruck in Wülfershausen, die aktuelle Einschätzung der Situation von Fachleuten hören.
Bei einer gut 45-minütigen Betriebsführung, an der auch Kreisräte von Bündnis 90/Die Grünen teilnahmen, erläuterten Inhaber Siegbert Ruck und Juniorchef Daniel Ruck die anstehenden Probleme. Gleich mehrere Aufträge nahm Lisa Badum, die am Montag auch an einem Diskussionsabend im alten Amtshaus in Bad Neustadt teilnahm, mit nach Berlin.
Zum einen ging es um das Pflanzenschutzmittel Glyphosat. "Das muss weg", forderte Firmenchef Siegbert Ruck, der damit bei der Abgeordneten offene Türen einrannte. Auch bei der Umsetzung der Ziele des Volksbegehrens dürfe nicht locker gelassen werden, so Ruck weiter, der sich aber auch dafür einsetzte, dass Landwirte Ausgleichszahlungen für eventuelle Nachteile erhalten sollen. Gleichzeitig plädierte der Firmenchef auch für staatliche Zuschüsse an die Imker.
Zwölf von 20 Bienenvölker überlebten den Winter nicht
Probleme bereitete den Imkern auch die späte Aussaat, zum Beispiel von Senf, in Zusammenhang mit den außergewöhnlich warmen Monaten Oktober und November. Eine Zeit, in der die Bienen normalerweise bereits im Winterquartier sind. Die späten Ausflüge sind vielen gar nicht gut bekommen. Von 20 Völkern sind bei den Rucks nur noch acht übrig. Natürlich hatte die Varoa-Milbe auch einen großen Anteil am Bienensterben.
Sorge bereitet den Rucks auch - man mag es beim ersten Hinhören kaum glauben - dass die Imkerei seit 2012 zunehmend mehr Liebhaber findet. Allerdings schließe sich längst nicht jeder einem Verein an, um sich umfassend ausbilden zu lassen, kritisiert der Juniorchef. Das habe wiederum zur Folge, dass die Varoa-Milbe nicht flächendeckend wirksam bekämpft werde. Da entwickle sich der an sich positive Wunsch kontraproduktiv, etwas für die Bestäubung tun zu wollen, betonte Ruck im Gespräch gegenüber dieser Redaktion.
Holz für die Bienenkästen wird mittelfristig richtig knapp
Wer hätte außerdem gedacht, dass sich ein Betrieb mit rund 30 Angestellten, dessen Angebotspalette sich rund um die Imkerei dreht, Gedanken um den Fortbestand einer Baumart macht? Im speziellen dreht es sich bei Bienen-Ruck um die Weymouth-Kiefer. Deren Holz sei besonders gut geeignet zum Bau von Bienenkästen, erläuterte der Juniorchef. Das Holz sei extrem leicht und offenporig, was dem Klima im Bienenstock sehr zu gute komme.
Allerdings komme die Baumart, die nach dem Zweiten Weltkrieg häufig gepflanzt worden sei, um Bestandslücken aufzuforsten, immer seltener vor, weil sie kaum noch angebaut wird. Auch im 200 Hektar großen Wülfershäuser Gemeindewald, der zu 40 Prozent aus Kiefern besteht, findet man die Weymouth-Kiefer nur vereinzelt. Durch Verträge sei es gelungen, für die nächsten 20 Jahre noch genug Holz dieser Baumart zu sichern, betont Ruck. Aber dann werde es wohl knapp werden.