Das von der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld organisierte Orientierungsseminar Ökolandbau auf dem Schwalbenhof in Wülfershausen erfuhr großen Zuspruch, heißt es in einer Pressemitteilung.
Geboten wurde ein vielfältiges und informatives Programm mit dem Schwerpunktthema Bodenfruchtbarkeit. An diesem Thema komme früher oder später kein Landwirt vorbei, wenn er nachhaltig und bodenschonend wirtschaften wolle.
„Die Fruchtfolge ist das effizienteste Werkzeug und der wichtigste Lösungsansatz für aktuelle pflanzenbauliche Problemstellungen“, zitierte Bernhard Schwab, der Fachberater für Ökolandbau vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg, Dr. Schneider vom Landesamt für Landwirtschaft Hessen (LLH). Schwab betonte, dass diese Aussage auf ökologische und konventionelle Betriebe gleichermaßen zutreffe.
Außerdem ging er auf einige grundsätzliche Fragestellungen ein, welche umstellungsinteressierte Landwirte beachten sollten. Dazu stellte er konkrete „Umstellerfahrpläne“ mit den zeitlichen Eckpunkten der Umstellung vor, und er ging auf grundsätzliche Problemstellungen des Ökologischen Pflanzenbaus ein. Gerade der Futterbau, das wichtigste Glied des Ökolandbaus, müsse, so Schwab, manchmal wieder neu erlernt werden. Lust auf Weiterbildung sei sowieso geboten, denn Ökolandbau sei komplexer als konventioneller Landbau. Daher empfiehlt Schwab den Landwirten, möglichst viele Informations- und Fortbildungsangebote zu nutzen und mit ökologisch wirtschaftenden Betriebsleitern das Gespräch zu suchen.
Zuvor hatte Corinna Ullrich einen kurzen Einblick in Hintergrund und Projekte der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld gegeben und in das Thema Ökolandbau eingeführt. Sie erklärte wichtige Voraussetzungen für die Öko-Rinderhaltung und erklärte kurz den Prozess der Ökozertifizierung.
Wie so ein Umstellungsprozess dann tatsächlich von statten gehen kann, schilderte Betriebsleiter André Nöthling vom Naturlandhof in Willmars eindrücklich. Dieser wollte 2008 nach seiner Ausbildung zum landwirtschaftlichen Meister den elterlichen Betrieb auf Biolandbau umstellen- stieß allerdings auf Skepsis bei seinem Vater. Die Lösung, den Betrieb zunächst zu teilen und erstmal einen Betrieb auf Ökolandbau umzustellen, stellte sich bald für alle Beteiligten als Glücksfall heraus. Nöthling berichtete, dass die Familie so in gutem Einvernehmen miteinander wirtschaftete. Nach einigen Jahren war sein interner „Familienfanclub Ökolandbau“ vom Großvater aus auf die ganze Familie angewachsen, so stand eine zweite Betriebsumstellung an. 2016 wurde auch die Betriebs GbR auf Ökolandbau umgestellt. André Nöthling warb dafür, Entscheidungen mit der Familie zu treffen, sich aber auch zu trauen, eigene Wege zu gehen und Veränderungen in Angriff zu nehmen.
Im Folgevortrag ging Thomas Lutz von der Vermarktungsgesellschaft Bio Bauern mbH auf die Vermarktung von Druschfrüchten ein. Lutz resümierte, dass die Nachfrage und der Absatz für bayerische Öko-Lebensmittel gesichert seien, Öko-Lebensmittelhersteller und Öko-Erzeugergemeinschaften würden nach neuen Anbauern suchen. Dabei empfahl er aber, sich einem der Anbauverbände anzuschließen, da mit Verbandsware in der Regel nicht nur höhere Preise und eine sichere Abnahme erwartet werden können. Auch die Beratung durch die Vermarktungsgesellschaften wird angeboten.
Die für die Region Unterfranken zuständigen Fachberater der Bio-Anbau-Verbände stellten sich und ihren Verband vor. Manfred Weller von Bioland konnte nicht verbergen, dass er mit Herz und Seele Ackerbauer ist. Er lieferte in kurzer Zeit eindrucksvolle Kulturergebnisse, die im professionellen ökologischen Ackerbau mit gezieltem Beikrautmanagement nicht ausbleiben. Christian Schmitz, Fachberater des Anbau-Verbandes Biokreis, beschrieb seinen Verband als kleinen familiären Verband, der ursprünglich aus einem Verbraucherzusammenschluss hervorging. Mario Hümpfer, Fachberater von Naturland, lieferte einen unterhaltsamen Kurzeinblick in die Strukturen und die Organisation des international agierenden Naturlandverbandes.
Während der Mittagspause wurden die Teilnehmer mit Bio-Essen von der Familie Weber gut versorgt und hatten Gelegenheit, Gespräche fortzuführen.
Am Nachmittag wurde das Thema Bodenfruchtbarkeit von Jan-Hendrik Cropp von der under cover GbR dann noch einmal ausführlich beleuchtet. In seinem Vortrag „Anbausysteme zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit im ökologischen Pflanzenbau“ ging er auf den idealen Zustand der Boden-Gare ein. Danach erläuterte er Anbausysteme, wie die nicht-wendende, aber unterschneidende Bodenbearbeitung, die besonders schonend mit dem Boden umgeht. Mit dem Direktsaatverfahren und dem System „Cut- and Carry“ stellte er zwei Methoden vor, die viel Nutzen für die Bodenfruchtbarkeit haben, jedoch Profis im Ackerbau bedürfen, um erfolgreich in die Praxis übertragen zu werden. Cropp warb bei den Landwirten, immer einen kleinen Teil ihrer Ackerfläche bereitzustellen, neue Systeme auszuprobieren, denn er ist überzeugt: "Damit die Landwirtschaft der Zukunft für die Veränderungen durch den Klimawandel vorbereitet ist, braucht es ein besonderes Augenmerk auf den Erhalt und die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit. Hierfür braucht es innovative neue Anbausysteme, die die Vielfalt im landwirtschaftlichen Betrieb und die Durchwurzelung und Bedeckung des Bodens maximieren und die Bodenbearbeitungsintensität minimieren.“
Am Ende des Seminars kam noch einmal Hofherr und Gastgeber Karl Heinrich Weber vom Schwalbenhof zu Wort. Aus ihm sprüht förmlich die Überzeugung für die ökologische Landwirtschaft, er gehört zu den Pionieren des Ökolandbaus der Region.
Gemeinsam mit ihm und seinem Sohn und Betriebspartner Balthasar Weber konnten die Teilnehmer dann noch den neuen Offenfrontstall sowie die Getreidereinigung und die Heutrocknung besuchen.
Das Seminar war mit über 30 Teilnehmern bereits überbelegt. Ein zweiter Termin mit ähnlichem Programm ist in Planung und wird in Kürze bekannt gegeben. Interessenten können sich schon vorab im Büro der Ökomodellregion Rhön-Grabfeld anmelden.

