Käfer können auch bei Regen fliegen. Allerdings ist das unter diesem Umstand deutlich schwieriger. Daher war die Teilnehmerzahl beim internationalen Treffen zum 30-jährigen Bestehen des Käfer-Buggy-Klubs Rhön auch nicht so hoch, wie es sich die Organisatoren erhofft hatten. So kamen nur die Unerschrockenen, denen Schlamm auf dem Zeltplatz und ständig klamme Kleidung nichts ausmachte.
Mit mehr gerechnet
25 Fahrzeuge zählte Vorsitzender Günther Müller aus Großwenkheim. Er hatte mit viel mehr gerechnet und im Vorfeld eine große Wiese neben dem Schützenheim von Gollmuthhausen angemietet. Die war jetzt nur zu einem kleinen Teil belegt, und die tiefen Spuren in dem leicht abschüssigen Gelände zeugten davon, dass das Übernachten und Abstellen der Fahrzeuge eine Herausforderung darstellte.
Den Härtetest hatte jedoch Joachim Feldhausen bereits zuvor bestanden. Der 70-jährige Parkettverlegermeister war aus Gelsenkirchen angereist – mit einem Colani GT. Das ist ein sportwagenähnlicher Roadster, entworfen von dem extravaganten Designer, der vor allem in den 70er Jahren für Aufregung und Skandale gesorgt hatte. Das Polyestergefährt ist etwa Mitte der 60er-Jahre in einer Stückzahl von unter 1000 auf dem Chassis des Käfers gebaut worden.
Blauer Flitzer
Der windschnittige Flitzer hat aber das bekannte Merkmal eines Roadsters: kein Dach. So fuhr der wackere Besitzer vom Ruhrpott bis in die Rhön fast im Dauerregen. „Ab 80 kommt aber kein Wasser mehr herein“, sagt der Senior schmunzelnd. Die Geschwindigkeit hat er offensichtlich eher selten erreicht, denn wie Günther Müller erzählt, soll dem Westfalen bei der Ankunft das Wasser sogar aus dem Geldbeutel getropft sein.
Da hatte es Julius Hochrein in seinem 58er VW-Bus doch etwas bequemer – und als Aidhausener auch die deutlich kürzere Anreise. Weite Fahrten erschrecken den Bulli-Liebhaber allerdings nicht. Er habe mit seinem einstigen Feuerwehrwagen schon auf den Kanaren Insel-Hopping betrieben und schwört auf die Zuverlässigkeit des Boxermotors, der ihn noch nie im Stich gelassen habe.
Viel Geld wert
Ein ähnliches Loblied singt Peter Kranz aus Bad Berka. Sein Gefährt ist noch ein Jahr älter und steht da wie aus dem Laden. „Fahrzeuge in diesem Zustand wechseln schon einmal für 70 000 und mehr Euro ihre Besitzer“, weiß der Klubvorsitzende zu berichten.
In seinem Klub sei allerdings unter den 30 Mitgliedern die Käfer-Fraktion in der Mehrheit. Das älteste Modell stammt aus dem Jahre 1951 und hat als Rückscheibe noch die berühmte „Brezel“. Das jüngste Projekt war die Restaurierung eines 1302er Käfers, also neueren Baujahrs, der in Gemeinschaftsarbeit wieder zum Leben erweckt worden sei.
Meist dient das Klubleben aber eher der Geselligkeit und den gemeinsamen Ausfahrten oder Touren zu Oldtimertreffen im In- und benachbarten Ausland. In der Schweiz war erst kürzlich ein Treffen mit mehr als 300 Teilnehmern.
International
Auch die Kennzeichen der Gäste deuten auf den internationalen Charakter der Veranstaltung, in deren Mittelpunkt eine Ausfahrt durch das ehemalige Grenzgebiet mit kleiner geschichtlicher Einführung in das Leben am Zaun stand. „Manche haben ja überhaupt keine Vorstellung von den Grenzanlagen und davon, was die Teilung für die Menschen hier bedeutete“, sagt Schriftführer Horst Rink aus Sulzfeld.
Auch zwei Holländern, die sich gerade zur Abreise fertig machen, war die Region völlig unbekannt. Sie erzählen noch, dass sie in strömendem Regen hergefahren und zum ersten Mal in der Gegend seien - und angesichts der Dauernässe „zum letzten Mal“, ergänzen die beiden noch lachend.