Aus TV- und Radio-Kabarett ist er gar nicht mehr wegzudenken, und nun war er live in der zum Bersten gefüllten Stadthalle: Bruno Jonas. Als Hubert Unwirsch geißelte er die Schwächen derer, die ohne Fehl und Tadel sein wollen.
Längst hat sich der telegene Niederbayer einen Namen als Protagonist der Satirikerszene gemacht, die sich nicht plump am Offensichtlichen reibt. Jonas deckt vielmehr die verborgenen Seiten seiner Objekte auf. Beim Bundespräsidenten schwadroniert er nicht über dessen hinlänglich diskutierte Affären, sondern spöttelt über Nebenschauplätze und die schwere Bürde seines Amts, etwa in der Pflicht zum stundenlangen Anhören der Sternsinger.
Sein Markenzeichen ist die Anspielung. Ganz so wie die drei Pünktchen eines nicht zu Ende geschriebenen Satzes. Jonas liefert den Steilpass, der Zuhörer muss ihn verwerten.
Größte Flexibilität muss das Publikum dabei aufbringen, denn die Argumentationen führen in abgelegene Bereiche.
Das Thema Integration der Türken findet er nicht etwa in Berlin-Kreuzberg, sondern bei Karl Martell im Jahr 732 – halt in ungekehrter Form –, als der in einer vernichtenden Schlacht das Abendland vor dem Islam rettet. Oder in Wien, wo der genervte Kaffeehausgast sich vom Angriff türkischer Soldaten gestört fühlt, sie deshalb kurzerhand zurückschickt – ohne Kopf, aber er selbst mit einer neuen Art der Kaffeezubereitung gesegnet ist.
Die Gier an den Börsen oder Korruption sind für ihn auch keine menschliche Schwäche, sondern Überlebensstrategie. Beweise dafür findet er in Evolutionstheorien, Verhaltensforschung und in der Bibel. Außerdem, empört weist er den Pharisäer zurück, „es ist leicht standhaft zu bleiben, wenn einem eh nichts angeboten wird“.
Makabere Zusammenhänge findet er aber nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen, etwa dem Schweinsbraten oder in menschlichen Beziehungen. Ehepaare, die sich nichts zu sagen haben, sind doch gefeit gegen Krisen oder Konsequenzen gegenseitiger Vorhaltungen.
Und überhaupt: Menschliche Abgründe sind Jonas nicht fremd. Im Gegenteil, er schöpft den Rahm daraus und verarbeitet ihn zu Sahnehäubchen satirischer Kleinkunst. Als geistreicher Beobachter der Gegenwart findet er stets absurdeste Parallelen und rechnet schonungslos ab, lässt vermuten, aber ganz genau weiß man's auch nicht, denn „wo bei anderen das Hirn sitzt, haben Journalisten einen künstlichen Ausgang“.