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STOCKHEIM: Da prallen Welten aufeinander: Die Alt-68erin und das zarte Weibchen

STOCKHEIM

Da prallen Welten aufeinander: Die Alt-68erin und das zarte Weibchen

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    Die eine tough, die andere ganz Girlie: Monika Blankenberg (links) und Rena Schwarz (rechts) sorgten mit ihrem Programm „Zwei Frauen, vier Ellenbogen“ für gute Stimmung im Stockheimer Gemeindesaal.
    Die eine tough, die andere ganz Girlie: Monika Blankenberg (links) und Rena Schwarz (rechts) sorgten mit ihrem Programm „Zwei Frauen, vier Ellenbogen“ für gute Stimmung im Stockheimer Gemeindesaal. Foto: Foto: Hagen-Wehrhahn

    „Zwei Frauen, vier Ellenbogen“, so lautet das freche Programm der beiden Kabarettistinnen Monika Blankenberg und Rena Schwarz, die Wolfgang Klösel, Initiator und Organisator der Stockheimer Kabarettabende, zur ersten Veranstaltung im neuen Jahr in die Rhön eingeladen hat. Wieder hat der ganz frisch mit dem Streck-Bräu-Kulturpreis Ausgezeichnete damit ein gutes Händchen in Sachen unterhaltsames Kabarett bewiesen, wenngleich sich der Programm-Anfang etwas zäh gestaltete – es fehlten einfach die Knalleffekte. Doch die beiden Frauen steigerten sich im Laufe ihrer Show und wussten mit rheinischem Humor und starker Bühnenpräsenz ihr Publikum bestens zu unterhalten.

    Scharfzüngig und schlagfertig räumte das Duo mit Vorurteilen über Frauen auf und lieferte sich mit trocken-intelligentem Witz zum Thema Geschlechterkampf den ein oder anderen deftigen Schlagabtausch. Denn Monika Blankenberg, in der Rolle einer Alt-68erin mit frechem Mundwerk, weiß, dass viele Frauenklischees trotz emanzipatorischer Bewegung überlebt haben. Deshalb ist sie auch bei jeder Demo dabei und kann über Rena Schwarz nur den Kopf schütteln. Die gibt sich auf der Bühne nämlich als Weibchen, das mit Joggen der Fitness und Schönheit ein Stückchen näher kommen möchte – natürlich alles, um einem Mann zu gefallen. Klar, dass da Welten aufeinanderprallen.

    „Ja Jong, jetzt geh wieder in dein Zimmer, spielen.“

    Monika Blankenberg zu Philipp Rösler

    So befürchtet Schwarz, dass das Frauenbild der Fünfziger wiederkommt. Man denke nur an die siebenfache Ursula und deren Nachfolgerin, die den Frauen 150 Euro verspricht, wenn sie wieder an den Herd zurückkehren. „Vögeln fürs Vaterland“, vermutet Blankenberg die in Politiker-Kreisen vorherrschende Devise, um sich beim Publikum gleich für das Wort Vaterland zu entschuldigen. Dann gibt es da noch Christina Schröder, die den beiden Kabarettistinnen alle Bühnengags kaputt macht. Und wenn Philipp Rösler geredet hat, hatte Blankenberg immer so eine Anwandlung, zu sagen: „Ja Jong, jetzt haste das mal jesagt, jetzt geh wieder in dein Zimmer, spielen.“ So wartet Blankenberg immer noch auf eine Lichtgestalt am politischen Himmel. „Vielleicht bei den nächsten Wahlen. Es muss ja keine Leuchte sein“, gibt sie sich genügsam, hat die Hoffnung aber eigentlich schon aufgegeben. So besingt das Duo – Rena Schwarz an der Ukulele und Monika Blankenberg an den Eierrasseln – das traurige Los der ausgebildeten Kranführerin Irene aus dem Nahen Osten, aus Magdeburg, der zu einem Job das männliche Glied fehlt. Ein solches braucht sie hingegen nicht als Herrenklo-Putze in Neuwied. Und wie ist das umgekehrt? Gibt es Hebammer, Arzthelfer oder Handarbeitslehrer, die Makramee für Linkshänder anbieten? Rena Schwarz kriegt dazu jedenfalls kein Bild in den Kopf, wenn Monika Blankenberg auch vermutet, dass das an ihrem Kopf liegt.

    Vielleicht sollte man den Sprung in die Selbstständigkeit wagen, schließlich haben Frauen neben Kindern, Beruf und Haushalt dafür genügend kreatives Potenzial, überlegt Blankenberg. In einem Sketch spielt sie eine Beraterin auf dem Arbeitsamt. Dort will Schwarz, in der Rolle einer Prostituierten, einen Antrag auf Eingliederungshilfe für ihre besonderen „Dienste am Kunden“ stellen und hat ihren Bewerbungsunterlagen gleich einen Praktikumsnachweis von Chantal aus dem S(ch)wingerclub beigefügt.

    Ebenso köstlich der Sketch, der in einem Restaurant spielt, das unter anderem einen „Großen Koalitionsauflauf mit Merkel-Käse überbacken“ auf der Speisekarte zu bieten hat.

    Zum Schreien komisch auch, wenn Blankenberg und Schwarz über Frauen-Männer-Beziehungen in Streit geraten, dabei den Autowahn von Männern analysieren, die einen Geländewagen mit Bärenfänger durch die Innenstadt kutschieren, wo doch eine Penisverlängerung viel kostengünstiger käme. Oder wenn SUV-Fahrer vor Blankenbergs Kleinwagen stehen und kopfschüttelnd bedauern: „Da ist ja nicht einmal eine Einparkhilfe drin.“ „Wieso, ich war in der Fahrschule“, weiß sich Blankenberg gegen Männer zu wehren, die auch als Beifahrer so tun, als ob die Frauen den Führerschein gefunden hätten.

    „Das Beste an der Frau sind ihre Ellenbogen.“

    Schwarz und Blankenberg besingen die weiblichen Vorzüge

    Für solche Typen will sich Monika Blankenberg nicht verbiegen. Auch ist sie noch im Original-Zustand, ohne Implantate und Face-Lifting. Vielleicht wird sie später als letzte ihrer Art deshalb mal ausgestopft, überlegt sie. Und dann will zum Schluss ihre Bühnenkollegin doch noch mit zur Demo. Aber irgendetwas scheint Rena Schwarz falsch verstanden zu haben, wenn sie für die artgerechte Haltung der Frau ihre Stimme erhebt.

    Am Ende gab es vom Publikum jede Menge Beifall, den die beiden Kabarettistinnen mit drei Zugaben belohnten, die sicherlich zu den Höhepunkten des Kabarettabends gehörten. Mit dem Lied „Das Beste an der Frau sind ihre Ellenbogen“ und Ausschnitten aus den jeweiligen Soloprogrammen der beiden Künstlerinnen trieben sie den Zuschauern noch einmal gehörig die Lachtränen in die Augen. Einfach köstlich, als Monika Blankenberg von der Lachnummer ihres Rentenversicherungsbescheides erzählte, aber als Rena Schwarz verkündete, dass viele Frauen vergeblich nach einem Johnny Depp suchen und froh sein können, wenn sie einen Depp finden, der Johnny heißt. So lautete das Fazit des Kabarett-Duos: „Als Gott die Frau erschuf, versprach er, dass an jeder Ecke ein perfekter Mann zu finden sei. Und dann machte er die Erde rund.“

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