Es riecht etwas streng beim Einstieg in den Radweg von Heustreu nach Unsleben. Wer eine "feine" Nase hat, kann den Geruch jedoch rasch identifizieren. Ein Blick neben die Zweiradtrasse vertreibt die letzten Zweifel: Es ist tatsächlich Knoblauch. Auf einem mehrere Hektar großen Acker haben Markus Werner und Andreas Türk die Knollenfrucht angebaut.
Einst war der Anbau in Deutschland weit verbreitet, dann kam der Welthandel und plötzlich wurde in Spanien und Asien deutlich günstiger produziert, erzählen die beiden Geschäftsführer der Rhön Genuss GmbH, die noch eine ganze Reihe weiterer exotischer Getreide- und Gemüsesorten anbauen. Weil an der Ladenkasse gewöhnlich der Preis ausschlaggebend ist, wurde Knoblauch importiert und hier der Anbau nahezu eingestellt. Als Anbaugebiet blieb nur noch das "Knoblauchsland" bei Nürnberg.
Der Trend geht zu regionalen Produkten
Da in jüngster Zeit der Trend zum Kauf von regionalen Produkten deutlich zugenommen hat, sei die Idee zum Umstieg entstanden. Die äußeren Bedingungen seien ideal: Der Boden passt, der Klimawandel kommt dem höheren Wärmebedarf des Knoblauchs entgegen, Trockenheit können die Pflanzen recht gut vertragen.
Der Anbau selbst sei relativ unkompliziert. Die Aussaat erfolgt im Herbst mit einer speziellen Maschine. Als Saatgut werden die "Zehen" verwendet - ein Teil kommt aus der eigenen Produktion, der Großteil stammt von Züchtern in Frankreich oder Spanien. Die Pflege halte sich ebenfalls in Grenzen, Pflanzenschutzmittel werden – wenn überhaupt – nur in geringer Dosis eingesetzt. Dafür muss der Boden aber zunächst maschinell bearbeitet und in Handarbeit nach geharkt werden. Die Ernte erfolgt mit einer Spezialmaschine, die sie extra in Spanien gekauft haben.
Deshalb muss Knoblauch "wie rohe Eier" behandelt werden
Bei der Ernte und vor allem dann bei der Weiterverarbeitung muss Knoblauch "wie rohe Eier" behandelt werden, denn der Kunde wolle 1-A-Ware. Somit müssen alle weiteren Arbeitsgänge per Hand erledigt werden. Weil Knoblauch überwiegend als Frischware verkauft wird, erfolgt die Einlagerung in einem eigens errichteten Kühlhaus.
Kunden sind bereit für hochwertige heimische Ware mehr zu bezahlen
Das vielfach auch als Heilmittel eingesetzte Lauchgewächs wird zu einem kleinen Teil von ihnen selbst weiterverarbeitet, etwa zu einer Paste oder als Knoblauchsalz. Der Hauptanteil geht jedoch vor allem in nordbayerische Filialen eines Großabnehmers. Darüber hinaus wird im näheren Umland etwa ein Dutzend Einzelhändler beliefert. Der regionale Knoblauch habe gut eingeschlagen. "Die Kunden sind bereit, für hochwertige heimische Ware mehr zu bezahlen". Überlegungen, noch mehr als die bisherigen fünf Hektar anzubauen, gebe es schon, die Frage sei, ob es genügend Helfer für die Weiterverarbeitung gibt.
Nach dem Testdurchgang im Vorjahr soll jetzt zum zweiten Mal geerntet werden, ein Teil ist auch schon vom Feld, doch dann kam der Regen und nun blicken die beiden sorgenvoll auf die Wetterkarte, denn das wechselhafte Wetter soll bleiben. Schon jetzt leiden Feldfrüchte und Getreide unter dem vielen Regen. Zur Ernte wird eine längere Trockenphase benötigt, bei den jetzigen Verhältnissen versinken die Geräte im Boden. "Es wird spannend in diesem Jahr".