Im Februar hatte der Stadtrat von Bad Königshofen seine Zustimmung für die Teilnahme am „DenkOrt Deportationen“ gegeben. Beschlossen wurde, zur Erinnerung an die Deportation der jüdischen Bürger in die Konzentrationslager einen Koffer als Mahnmal im Stadtgebiet aufzustellen.
Stadträtin Petra Friedl hatte das Thema, das vor einem Jahr im Stadtratsgremium bereits diskutiert und dann abgelehnt worden war, wieder ins Gespräch gebracht. Nun hat sich ein kleiner Arbeitskreis mit Museumsleiter Andreas Rottmann, Renate Knaut von Jukunet, dem evangelischen Pfarrer Lutz Mertten, Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Kreiskulturreferent Hanns Friedrich, beide Vorsitzende im Verein für Heimatgeschichte, sowie den Stadträtinnen Petra Friedl und Sabine Rhein zu einer ersten Ideenfindung getroffen.
Dokumente jüdischen Lebens
Einig war man sich, dass der Koffer in einem Kurs mit Jugendlichen über das Jukunet und das Museum Schranne entstehen soll. Einbinden will man deshalb die Künstlerin Alexandra Laske (Herbstadt), die schon des Öfteren mit Jugendlichen zusammengearbeitet hat. Museumsleiter Andreas Rottmann sprach eine Ausstellung an, die er zu diesem Thema organisieren könne und Renate Knaut meinte, dass es wichtig sei Jugendlichen zu zeigen, wie die jüdischen Mitbürger in Königshofen, vor allem durch Geschäfte aber auch im öffentlichen Leben eingebunden waren.
Hierzu sollte es eine Karte geben, in denen die Häuser und Geschäfte verzeichnet sind. Überlegungen gingen dahin, eine Fahrt nach Würzburg zu unternehmen und dort unter anderem die Gedenkstätte am Bahnhof oder auch die Synagoge zu besichtigen.
Zur Gestaltung des Koffers, der als Duplikat dann auch am Bahnhof in Würzburg stehen wird, schlug Pfarrer Lutz Mertten vor, entsprechende Gegenstände in dieses Erinnerungs-Gepäckstück einzuarbeiten. Ein Koffer gestaltet mit Mosaiken kam als Vorschlag, oder auch ein Exponat aus einem anderen Werkstoff.
Welcher Standort ist der beste?
Wo soll die Erinnerungsstätte in Bad Königshofen sein? Ein Vorschlag von Lutz Mertten war der Bereich am Hafenmarkt, Sabine Rhein brachte das Schulviertel ins Gespräch. Wichtig sei ein Erinnerungsort in der Stadtmitte, unterstrich Kreiskulturreferent Hanns Friedrich, der deshalb den Hafenmarkt oder Marktbereich favorisierte.

Er und Reinhold Albert sagten, dass der Verein für Heimatgeschichte auf eigene Kosten eine Informationstafel erstellt. Zum Standort „Hafenmarkt“ sagte Pfarrer Lutz Mertten, dass hier ein zentraler Punkt sei, da in der Nähe, gegenüber dem Elisabethaspital, die Synagoge stand, außerdem befanden sich am Marktplatz jüdische Geschäfte und Wohnhäuser der jüdischen Bürger.
Bislang sind dies alles allerdings nur Ideen, die aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie nicht umgesetzt werden können, zumindest was die Herstellung, Gestaltung und Aufstellung des Koffers angeht. Man war sich jedoch einig, dass man noch in diesem Jahr zumindest die Gedenktafel aufstellen möchte.
Viele jüdische Gemeinden
Sie soll, wie die bisher vom Verein gestalteten Infotafeln, gestaltet werden. Die Texte werden von Reinhold Albert verfasst, die Bilddokumente kommen ebenfalls aus seinem Archiv und dem der Stadt Bad Königshofen.
Reinhold Albert, der seit 2015 der unterfränkischen Vorbereitungsgruppe angehört, beschreibt die Grundidee der Aktion: Diese bestand darin, Gepäckstücke zum zentralen Symbol für die Deportationen am authentischen Ort zu gestalten und sie symbolisch mit einem zweiten Gepäckstück in den Herkunftsgemeinden der Opfer zu verbinden.
1933 lebten ungefähr 8500 jüdische Bürgerinnen und Bürger in 140 Kommunen im heutigen Unterfranken. Auch in Königshofen und unter anderem in Trappstadt, aber auch Kleineibstadt und anderen Grabfeldgemeinden gab es eine jüdische Gemeinde. Gerade in Königshofen hatte sie eine große Bedeutung. Schon um 1900 lag die Mehrheit der Königshöfer Geschäfte in jüdischer Hand. 1925 lebten 108 Juden in der Stadt, 1933 waren es 94. Heute ist es kein einziger mehr.