Einer der Krankheitsherde im Gesundheitssystem ist der Mangel an Fach- und Allgemeinärzten. Unter größten Anstrengungen aller Beteiligten wurde jetzt nach der Aufgabe einer Praxis in Fladungen ein Mangel behoben – aber nur so lange bis der nächste Arzt aufhört.
Die Praxis von Dr. Michael Günther aus Mellrichstadt ist mit der Eröffnung einer Zweigstelle in die Bresche gesprungen, nachdem Dr. Ruth Maisch ihren Weggang angekündigt hatte. Der Mellrichstädter Arzt hat dazu zwei Kollegen in Teilzeit und zwei medizinische Fachkräfte angestellt, mit denen er die zusätzliche Arbeit bewältigen wird. „Damit können wir die bisherigen Sprechzeiten abdecken“, erklärte der Arzt auf Nachfrage der Main-Post.
In seiner Mellrichstädter Praxis sei dafür eine Vormittagssprechstunde weggefallen. Darüber hinaus werde sich an den Hausbesuchen etwas verändern. Denn durch die rasante Entwicklung des Ärztemangels seien Hausbesuche wie im bisherigen Umfang von ihm nicht mehr zu bewältigen. Künftig werden sich deshalb auch Versorgungsassistenten um Patienten, die nicht mobil sind, kümmern. Mitarbeiter von ihm haben dazu extra eine Ausbildung absolviert. Nun seien sie in der Lage, routinemäßige medizinische Arbeit zu verrichten und den menschlichen Zuspruch zu gewährleisten.
Das bisherige Zusatzangebot des Hausbesuchs sei angesichts des Ärztemangels ohnehin nicht mehr zu leisten – und in diesem Umfang vielleicht nicht notwendig. Günther verwies auf einen Vergleich mit einem skandinavischen Land, in dem jeder Einwohner pro Jahr vier Arztkontakte habe – in Deutschland seien es dagegen 18 – „und die Menschen dort sind gesundheitlich nicht schlechter gestellt als hier“.
In Fladungen sei durch seine Praxisübernahme ohnehin nur eine kurze Verschnaufpause erreicht, denn als nächstes wird der zweite Allgemeinarzt der Stadt ebenfalls aufhören. Günther könne aber voraussichtlich nicht alle Patienten aufnehmen, ein Teil wird sich einen anderen Hausarzt suchen müssen, fürchtet er. Auf längere Sicht werde wohl eine andere Lösung gefunden werden müssen. Er denke dabei an ein kleines Medizinisches Versorgungszentrum, in das verschiedene Ärzte eingebunden sind.
Ähnliches schwebt auch Landrat Thomas Habermann vor. „Allerdings nur in Absprache mit den niedergelassenen Ärzten“. Doch darüber hinaus muss auch der Ärztemangel direkt angegangen werden. Beispielsweise müssten Assistenzärzte der Kreisklinik nach Abschluss ihrer Ausbildung Angebote zur Übernahme einer Allgemeinarztstelle erhalten, die so attraktiv sind, dass sie mit Angeboten in Ballungsräumen konkurrieren können.„Lösungen müssten also vor Ort gesucht werden, auf politische Unterstützung dürfe man nicht warten“.
Fladungens Bürgermeister Robert Müller ist indes froh, dass die medizinische Versorgung der Bevölkerung erst einmal gesichert ist. „Aber es wurde auch hart genug dafür gekämpft“.