Mehr als 550 Exponate von Zeitzeugen wurden für die Präsentation zur Verfügung gestellt, von denen nur ein Bruchteil ausgestellt werden konnte. Leider, wie Initiator und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums,. Heinrich Hacker, sagte.
„Die Grenze hat eingeschnürt und an den Rand gedrängt“, stellte Erwin Dotzel fest, der selbst Zeitzeuge war. Im November 1989 sei er mit Bekannten nach Melpers gefahren und habe hier das damals Unfassbare erlebt. „Das sind Ereignisse, die sich fest in meinem Herzen eingegraben haben“, so Dotzel.
Er zeigte sich beeindruckt von der Fülle des Materials, die in Fladungen zu besichtigen ist. „Hier sind Biografien und Erfahrungen derjenigen zu sehen, die unmittelbar an der Grenze lebten“, warb Dotzel für die Schau. Eine weitere Besonderheit sei, dass hier Zeitzeugen aus eigener Erfahrung über Unterschiede und Gemeinsamkeiten berichten, dass sie sich erinnern, als die Grenze 1989 aufging, wie Menschen, ja ganze Ortschaften zueinander gefunden haben.
Zu sehen gibt es unter anderem Geschenke, die „hüben und drüben“ mitgebracht wurden, aber auch Transparente und Protestplakate der Friedensbewegungen aus Thüringen.
Viele hätten ihre privaten Fotoalben geöffnet, zeigen persönliche Filme und geben damit Einblick, wie sie die Grenzöffnung erlebten.
„Für die Jüngeren, nach 1989 geborenen, ist diese Ausstellung fast noch wichtiger, denn sie zeigt authentischer, lebendiger und spannender als jedes Geschichtsbuch auf, was vor 20 Jahren in dieser Region geschah“, so Dotzel.
Bürgermeister Robert Müller verwies darauf, dass Altbürgermeister Raimund Goldbach einer dieser wichtigen Zeitzeugen in Fladungen sei. Der Bürgermeister erinnerte aber auch an die Zeit vor 1989, als Fladungen jährlich von bis zu 50 000 Interessierten besucht wurde, die die Zonengrenze sehen und sich in den Grenzinformationsstellen informierten. Von solchen Besucherzahlen könne Fladungen nur noch träumen.
„Wir gehören zusammen, auch das zeigt die Schau“, sagte der Fladunger Bürgermeister. Auch Bundestagsabgeordneter Eduard Lintner nannte die Schau wichtig und notwendig, damit das Erinnern wach bleibe.
Als der wissenschaftliche Mitarbeiter Heinrich Hacker vor gut einem Jahr die Idee für diese Ausstellung hatte, sei sie zunächst nicht begeistert gewesen, sagte Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter. Schnell habe sich das aber geändert. Ihr Dank galt unter andrem auch dem „Museum für Grenzgänger“ in Bad Königshofen.
20 Jahre Grenzöffnung sei ein öffentliches und sehr emotionales Thema. Auf die Hörstationen der Ausstellung eingehend sagte die Museumsleiterin: „Was man dabei erfährt, erzeugt Gänsehaut“. Wichtig sei es gewesen, die Ausstellung aus der Sicht von Ost und West zusammenzustellen. Durch einen aufgebogenen Grenzzaun gelangt man dabei quasi in den Osten. Hier findet man Objekte aus der Zeit des DDR-Staates.
Heinrich Hacker verwies auf die geografische Lage von Fladungen und daran, dass er selbst im Sommer vor 20 Jahren nach Fladungen ins Museum kam. Hautnah habe er dann die Ereignisse der Grenzöffnung miterlebt. Bei der Konzeption der Ausstellung sei ihm wichtig gewesen, dass die ausgestellten Exponate Geschichten erzählen.
Wie zum Beispiel ein aufgebrochener Vogelkäfig, ein Grenzmodell, das einst in der Grenzinformationsstelle Fladungen stand und die DDR-Grenze und damit das damalige Einsatzgebiet der Bayerischen Grenzpolizei in Fladungen zeigt. Der aufgebogene Zaun in der Ausstellung, der verweise auf das „genehmigte Loch im Grenzzaun bei Frankenheim 1989.“ Die Ausstellung in Fladungen, nannte Heinrich Hacker eine echte „Ost-West-Produktion“. Das galt auch für die Musiker, die alte DDR-Hits spielten.
Im Blickpunkt
„Grenzfälle“
Die Ausstellung im Eingangsbereich des Fränkischen Freilandmuseums ist bis 31. Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr zu sehen. Mehr Bilder im Internet:
http://rhoengrabfeld.mainpost.de