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OBERFLADUNGEN: Die Oberfladunger Barockkrippe: Ein Juwel der Krippenkunst

OBERFLADUNGEN

Die Oberfladunger Barockkrippe: Ein Juwel der Krippenkunst

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    Krippenkunst par excellence: Die historische Barockkrippe wird erstmals nach langen Jahren wieder in der Oberfladunger Kirche gezeigt. Den verloren gegangenen Verkündigungsengel (oben) hat Bildhauer Herbert Holzheimer nachgefertigt.
    Krippenkunst par excellence: Die historische Barockkrippe wird erstmals nach langen Jahren wieder in der Oberfladunger Kirche gezeigt. Den verloren gegangenen Verkündigungsengel (oben) hat Bildhauer Herbert Holzheimer nachgefertigt. Foto: Foto: Stefan Lorenz

    An Heiligabend ist die „Geburt Christi“ erstmalig wieder vollständig in die Oberfladunger Kirche zurückgekehrt. Nach über 40 Jahren wurde in dem kleinen Rhöndörfchen anstelle der großen Gipsfiguren im Nazarenerstil die alte Barockkrippe wieder aufgestellt. Seit dem 24. Dezember erfreut die 36-teilige Krippe die Gläubigen in der St.-Joseph-Kirche. Sie kann noch bis zum Dreikönigstag bestaunt werden.

    Die Tradition der Weihnachtskrippen reicht wohl schon bis ins 13. Jahrhundert zurück. Der Legende nach soll der heilige Franz von Assisi 1223 im Wald eine Krippe mit Menschen und Tieren aufgebaut und das Weihnachtsevangelium vorgetragen haben. Sicher belegt ist der Ursprung der Krippen in Italien erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts, eine erste Nennung nördlich der Alpen datiert aus dem Jahr 1562 in Prag. Im Zuge der Gegenreformation wurden Krippen und auch die bildliche Darstellung anderer biblischer Geschehnisse vor allem von Jesuiten und Franziskanern gefördert und in Kirchen und Klöstern eingesetzt, um dem leseunkundigen Volk das Weihnachtsgeschehen zu veranschaulichen.

    Bevor König Ludwig I. am 22. Dezember 1825 das Aufstellen von Krippen wieder erlaubt hatte, war der Brauch im Zuge von Säkularisation und Aufklärung in Bayern über 22 Jahre verboten. Durch übereifrige Beamte wurden vor allem die wertvollen Figuren beschlagnahmt und regelrecht verschachert. So haben die Küster manchen Kampf ausgefochten. Oft kauften Privatleute die Figuren, um sie zu retten und man kann annehmen, dass auf diese Art und Weise wohl auch die Oberfladunger Krippe auf einem Dachboden verschwunden ist. Zunächst wohl bewusst nicht mehr erwähnt, später dann vielleicht tatsächlich vergessen.

    Als Pfarrer Anders 1956 die Nachfolge des beliebten Pfarrers Salzmann antrat, entdeckte er auf dem Pfarrhausdachboden eine Krippe mit 36 Teilen, mit der sich sechs Szenen aus dem Leben Jesus darstellen lassen: die Geburt Christi, die Anbetung der Könige, der Kindermord in Bethlehem, die Flucht nach Ägypten, der zwölfjährige Jesus lehrt im Tempel und die Hochzeit zu Kana mit dem Weinwunder.

    Der Geistliche erkannte sofort die hohe Qualität der in Lüstertechnik gefassten Figuren. Sie werden auf einen Entstehungszeitraum von 1720 bis 1760 datiert. Er notierte im Inventarverzeichnis: „Auch die ältesten Leute wussten nichts mehr davon“ und vermerkt außerdem, dass dieser Schatz somit seit mindesten 70 Jahren verborgen war.

    Einige Jahre wurde die Krippe mit den verschiedenen Darstellungen in der Oberfladunger Kirche aufgestellt. Da der Geistliche eine sichere Verwahrung und gleichzeitig eine ganzjährige Zugänglichkeit erreichen wollte, unterzeichnete er am 3.September 1966 mit dem damaligen Landrat Hauser einen Vertrag mit den Verantwortlichen des Rhönmuseums in Fladungen. Die Barockkrippe wurde anschließend als Dauerleihgabe das Jahr über im Museum gezeigt und in der Weihnachtszeit in der Pfarrkirche.

    Laut Kirchenpfleger Stefan Lorenz fehlt seit einer Ausleihe zu einer überregionalen Ausstellung in den 80er Jahren der Verkündigungsengel. Nachdem die Barockkrippe seit Jahren nicht mehr in Oberfladungen gezeigt wurde, haben Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat im vergangenen Jahr beschlossen, den fehlenden Engel nacharbeiten zu lassen. Bildhauer Herbert Holzheimer aus Langenleiten hat anhand des einzigen vorhandenen Fotos einen wunderschönen Verkündigungsengel geschnitzt, Kirchenmaler Wolfgang Memmel hat ihn farbig gefasst und vergoldet. Viele Bewohner Oberfladungens bewunderten über die Festtage die prächtige Darstellung in Miniaturformat, die noch bis Sonntag aufgestellt ist.

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