Mal sehen, wo Papa und Mama arbeiten: Beim Familientag der Reich GmbH in Mellrichstadt zeigten die Mitarbeiter am Samstag stolz ihren Angehörigen und Kindern, wie ihr Arbeitsplatz aussieht und welche Produkte in den großen Firmenhallen angefertigt werden. Über 2500 Gäste bevölkerten von 12 bis 18 Uhr das weitläufige Firmengelände in der Industriestraße und machten den Familientag zum 100-jährigen Bestehen der Firma Reich zu einem besonderen Fest.

Die Vorbereitung war perfekt, der Ablauf klappte reibungslos: Keine Selbstverständlichkeit, wenn über 1000 Mitarbeiter mit ihren Familien sechs Stunden lang zwanglos die Hallen bevölkern, in denen üblicherweise im Drei- oder Vierschichtbetrieb gearbeitet wird. Bereits am Freitag standen die Maschinen still, um einen Rundgang durch die Betriebsstätten vorzubereiten, in denen die Mitarbeiter den interessierten Gästen die Fertigungstechniken des Premium-Herstellers für Präzisionsdrehteile aufzeigten. Das Angebot wurde rege genutzt – wann sonst bekommt man als Außenstehender einen Einblick in die Produktion von Mellrichstadts größtem Arbeitgeber?
Ein großes Familienfest
Vor einem knappen Jahr hatte die Vorbereitung des Jubiläumsfestes bei Reich begonnen, der Aufwand hat sich gelohnt: Am 13. Mai wurde bereits in der Oskar-Herbig-Halle mit Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten gefeiert, nun waren die Mitarbeiter an der Reihe. Für Alt und Jung war einiges geboten, um den Familientag zu einem geselligen Event werden zu lassen. „Im Schnitt hat jeder Angestellte vier bis fünf Familienmitglieder dabei“, wusste Christina Rimane, Assistentin der Geschäftsleitung, zu berichten.

Für die Kleinen war eigens die Schlittschuhbahn aufgestellt worden, die im Winter auf dem Marktplatz für Kufengaudi sorgt, Hüpfburg und Kinderschminken sorgten ebenfalls für Abwechslung. Die Erwachsenen trafen sich nach dem Rundgang durch die Betriebshallen zum geselligen Plausch an den Sitzecken, für die Bewirtung der vielen Gäste sorgten unter anderem Vereine aus Stadt und Stadtteilen. So konnten die Angestellten den Festtag in Ruhe genießen.
Mitarbeiter zeigen ihren Arbeitsplatz
Auch die Reich-Rentner strömten in Scharen auf das Betriebsgelände und staunten über die rasante Entwicklung, die die Firma vor allem in den vergangenen Jahren genommen hat. „Es war schon lange ein Wunsch vieler Mitarbeiter, ihren Angehörigen einmal ihren Arbeitsplatz zu zeigen. Schön, dass das nun in so großem Stil geklappt hat“, sagt Betriebsratsmitglied Markus Schneider.

Stolz zeigten die Angestellten in den Fertigungshallen, wie die Automaten eingerichtet werden und die Maschinen funktionieren. Doch auch die Geschichte der Firma stand beim Familientag im Fokus. Im alten Werkzeugbau-Gebäude ist ein Museum eingerichtet, in dem Vertriebsleiter Marco Straub die Entwicklung der Produktpalette der Firma aufzeigte – von der Fahrradglockenfertigung bis hin zum Premium-Zulieferer für die Automobilindustrie. Auf dem ehemaligen Schreibtisch von Heinrich Reich, der das Unternehmen in zweiter Generation leitete, lag ein Gästebuch parat, in dem sich jeder Besucher verewigen konnte.
Das Herzstück des Betriebs
In einem der topmodern ausgestatteten Automatensäle gab Klaus Hahn Einblick in die Fertigung von Teilen für das autonome Einparken von Autos. „Wo sich etwas dreht und bewegt, bleiben die Leute stehen und haben Fragen“, natürlich gab er gerne Auskunft. „Manche unserer Maschinen laufen rund um die Uhr.“ In der Milleniumhalle informierte Louis Mangold über die Fertigung von Getriebe- und Lenkungsteilen, in der Halle Süd wurden Teile für die Achtgang-Automatik moderner Fahrzeuge gezeigt. „Wir brauchen für die Fertigung zirka 40 Millionen Kilowattstunden Strom und zehn Millionen Kilowattstunden Gas im Jahr“, wusste Christina Rimane zu berichten.

Informationen gab es auch über den Bereich Verpackung/Versand sowie das Herzstück des Betriebs, wie es Bürgermeister Eberhard Streit nannte: die Materialprüfung. Der Stadtchef nutzte, ebenso wie Vertreter des Landkreises, die Möglichkeit, sich einen Gesamtüberblick über das Firmengelände zu verschaffen. „Der Mensch kann Fehler machen, die Maschine darf es nicht“, machte Markus Schneider beim Rundgang deutlich.
Ein echter Familienbetrieb
„Unsere Kunden erwarten beste Qualität, dafür steht der Name Reich.“ Seit 1996 gehört Schneider zur Reich-Familie und spricht vielen Kollegen aus dem Herzen, wenn er sagt: „Die Reich GmbH ist ein echter Familienbetrieb, hier sind die Angestellten nicht bloß eine Nummer.“ Die meisten Mitarbeiter haben seit Jahrzehnten ihren Arbeitsplatz in der Firma, die auch als sozialer Arbeitgeber gilt.

Nach sechs Stunden Festmarathon auf dem Betriebsgelände war dann am Samstagabend Aufräumen angesagt. Als die Gäste vom Hof gezogen waren, wurden die Säle so weit hergerichtet, dass die Produktion nach zwei Tagen Stillstand wieder anlaufen konnte. Am Montag lief die Fertigung bei Reich wieder in geregelten Bahnen. Den Mitarbeitern wird das Familienfest in guter Erinnerung bleiben – und vielleicht hat mancher Junior nun schon im Sinn, in Papas Fußstapfen zu treten.