Bei der 13. Mellrichstädter Museumsnacht wirkte eine neue große Wandtafel wie ein Magnet: Im Untergeschoss des Salzhauses, gleich gegenüber der Steinmetz-Werkstatt, versammelten sich Besuchergruppen vor der Chronik, die Mellrichstadts Vergangenheit erschließt. An schweren Ketten aufgehängt, vermittelt sie eine spannende Fülle von Informationen. Museumsleiter Rudolf Mauder hat die Tafel mit Akribie und Liebe aus verschiedenen Quellen zusammengestellt, setzte Bilder ein und fertigte Skizzen und Zeichnungen dafür an.
Die Zeittafel beginnt 3000 vor Christus. Archäologische Funde belegen, dass das Gebiet um Mellrichstadt seit der Jungsteinzeit ein begehrter Siedlungsraum war. Von der ersten urkundlichen Erwähnung 742 nach Christus anlässlich der Gründung des Bistums Würzburg durch Bonifatius unter Karlmann erfahren die Leser ebenso wie vom schicksalhaften 7. August 1078. Da fand auf dem Grafenberg bei Mellrichstadt die legendäre „Schlacht am Blutgraben“ zwischen Kaiser Heinrich IV. und seinem Gegenkönig Rudolf von Schwaben statt. Hochedle Männer starben, und das Blut der vielen Gefallenen soll in den Graben zur Streu gelaufen sein und diese rot gefärbt haben. Deshalb heißt jene Stelle heute noch Blutgraben.
Ein Großbrand legte am 17. Juli 1496 nach einem Blitzeinschlag in den Südturm der Pfarrkirche St. Kilian drei Viertel der Stadt in Schutt und Asche. Die Pest brach im Zeitraum vom 13. bis zum 18. Jahrhundert wiederholt in Mellrichstadt und Umgebung aus und forderte unzählige Todesopfer. „Im Jahre 1636 sinkt die Zahl der Bürger durch die Pest von 750 auf 150 Einwohner, nur zwei Schulkinder überleben“, ist auf der Zeittafel zu Mellrichstadts Geschichte nachzulesen.
Im Jahre 1658 wurde das heutige Salzhaus durch Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn als Schütthaus oder auch „Zehnthaus“ errichtet. Nach weiteren Zeitsprüngen endet die Chronik mit einer Information zum vergangenen Jahr: 2015 wird die Staatliche Berufsschule Unterkunft für Asylsuchende.
„Oh, Heimatkunde ist lange her“, meinte ein Besucher aus Mellrichstadt schmunzelnd bei der Lichternacht, „das ist sehr gut gemacht“, lobte ein anderer Museumsgast die neue Tafel. „Ein herzliches Dankeschön an den Museumsleiter!“
Der Dank wurde weitergegeben, und nun hat im Salzhaus die Winterruhe begonnen. Zur Freude von Rudolf Mauder wurden in der vergangenen Saison 5455 Besucher gezählt. Es kamen insgesamt 71 Schulklassen, Gruppen und Vereine außerhalb der regulären Öffnungszeiten ins Museum. Auch die Sonderveranstaltungen unter dem Motto „Das Salzhaus lebt“ wurden sehr gut angenommen. Das Jahr wird mit der Sonderöffnung im Rahmen des Mellrichstädter Weihnachtsmarktes und mit einem Weihnachtssingen ausklingen, kündigt er an.
Rudolf Mauder bedankt sich bei allen freiwilligen und ehrenamtlichen Helfern für die zuverlässige Unterstützung im Laufe der vergangenen Saison. Auch künftig freut er sich stets über helfende Hände.
Am 1. Mai 2017 öffnet das Museum wieder seine Tore für Besucher, aber auch in der Winterzeit sind Führungen im Salzhaus möglich. Besuchergruppen können sich nach einer allgemeinen Besichtigung über den Anbau und die Verarbeitung von Flachs in der Rhön informieren. Heizstrahler sorgen für Wärme im Obergeschoss.