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BAD KÖNIGSHOFEN: Die Sünden der Vergangenheit

BAD KÖNIGSHOFEN

Die Sünden der Vergangenheit

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    Beim Abbruch der ehemaligen Brauerei Büttner im Jahr 2015 wurde viel zu spät bemerkt, dass hier Reste der fürstbischöflichen Festung Königshofen vorhanden sind. Nun hat sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege eingeschaltet und einen weiteren Abriss verhindert.
    Beim Abbruch der ehemaligen Brauerei Büttner im Jahr 2015 wurde viel zu spät bemerkt, dass hier Reste der fürstbischöflichen Festung Königshofen vorhanden sind. Nun hat sich das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege eingeschaltet und einen weiteren Abriss verhindert. Foto: Foto: Hanns Friedrich

    Im vergangenen Jahr, als Königshofen an die urkundliche Ersterwähnung vor 1275 Jahren erinnerte, kamen immer wieder Fragen nach Zeugnissen der Vergangenheit auf.

    Nun hat das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege diesem Thema in seinem Infoheft Denkmalpflege gleich fünf Seiten gewidmet. Anlass dafür war vor allem der Abriss der Brauerei Büttner und damit verbunden dort entdeckte Relikte der ehemals würzburgischen Landesfestung Königshofen im Grabfeld. Das Problem: Dieser Bereich war in der Denkmalliste nicht gelistet.

    Trotzdem spricht das Landesamt von einer dringend erforderlichen Konservierung der Reste und Ruinen der ehemaligen Festungsstadt. Der Bericht macht aber auch deutlich, dass man aus den Sünden der Vergangenheit in den 1980er-Jahren, durch Abriss der Stadtmauer und des Stadttores im Bereich der Brauhausstraße, nichts gelernt hat. Auch damals ging ein großes Stück Stadtgeschichte verloren.

    In seinem Bericht verweist das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege auf die Gründung der Brauerei im Jahr 1848. Mitte der 1990er-Jahre wurde die Brauerei stillgelegt und dann als landwirtschaftliches Lagerhaus genutzt. Ärgerlich: 2015 wurden dann größere Abbruchmaßnahmen vorgenommen, ohne auf eventuelle Baudenkmäler zu achten, wohl auch weil diese bislang nicht kartiert waren.

    Gewölbe aus Sandstein

    Im Zug der Abrissarbeiten wurden größere gewölbte Kellerräume aus Sandstein sowie Sandsteinmauerwerk in Geschosshöhe im mehrfach veränderten Baubestand entdeckt. Ingenieur Günter Schunk, der sich seit Jahren mit der Festung Königshofen beschäftigt und als Ergebnis seiner Forschungen eine 3D-Rekonstruktion des Zustands zum Ende des 18. Jahrhunderts vorgelegt hatte, informierte den Gebietsreferenten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD), Christian Schmidt.

    Der stellte fest, dass sich bauliche Relikte der Festung Königshofen in der Denkmalliste lediglich auf die Pfeiler des Nordtores beschränkten. Daher regte das Referat Siedlungs- und Kulturlandschaftsdokumentation eine Erfassung aller baulichen und kulturlandschaftlichen Relikte der historischen Festung an. Zum einen sollte dadurch die Denkmalliste präzisiert und damit auch versehentliche Beseitigungen von Festungsresten, wie an der Brauerei Büttner, verhindert werden.

    Zum anderen wurde die Aussagefähigkeit der in Arbeit befindlichen Denkmaltopographie Rhön-Grabfeld verbessert. Wichtig war es dem Landesamt auch, die Stadt Bad Königshofen in die Lage zu versetzen, im Rahmen ihrer Stadtentwicklung auf eventuelle Reste der Festung zu achten, auch hinsichtlich historischer Freiflächen.

    Ziel der Dokumentation ist es auch, Material für eine „Inwertsetzung“ der Festungsreste im Rahmen des Tourismus oder der Vermittlung der Heimatgeschichte zu gewinnen. Die Stadt übernahm daher die Trägerschaft, sagte Bürgermeister Thomas Helbling und verweist auf die großzügige Unterstützung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege.

    Prägnanter Bereich am Hornwerk

    Der Bericht geht auf die Geschichte der Festungsstadt Königshofen ein und erwähnt als eine der prägnantesten Bereiche das sogenannte Hornwerk. Es war am nordöstlichen Ende der Festung, eben an der früheren Brauerei Büttner, wo die Mauern noch mehrere Meter hoch sind. Auf dem Grundstück gibt es außerdem ein System aus tonnenüberwölbten Gängen und Räumen, das durch den Abriss allerdings stark im Mitleidenschaft gezogen ist. Das Landesamt stellt dazu fest: „Die schlicht gehaltenen Tür- und Fensterstürze, lassen durch Vergleiche mit den Eingängen und Fenstern an der Klosterbastion eine festungszeitliche Erbauung vermuten.“

    Selma Dillmann, Thomas Gunzelmann und Christian Schmidt stellen in ihrem Bericht fest: Man schätzt und schützt nur, was man kennt. Nur so sei zu erklären, dass 2015 das bis dato größte erhaltene Bauwerk der Festung, das Pulvermagazin Ost im Hornwerk Süd, unerkannt in der Stadtgeschichtsschreibung und Denkmalinventarisation, abgebrochen wurde.

    Der Wunsch der Denkmalpfleger und Heimatforscher ist nun, dass die neue Bestandsaufnahme dazu beiträgt, dass die baulichen Reste und Ruinen der Festung Königshofen in ihrer besonderen Qualität erkannt werden. Das Landesamt bittet letztendlich um eine behutsame Erschließung und die teilweise dringend erforderliche Konservierung der zumeist im Privatbesitz befindlichen Festungsreste.

    Der König von Bayern ließ 1826 die Festung schleifen Über die wechselvolle Geschichte der fürstbischöflichen Festungsstadt Königshofen im Grabfeld erfährt man mehr in der „Denkmalpflege-Informations Zeitschrift“. So unter anderem, dass Königshofen 1565 erstmals als Festung in den schriftlichen Unterlagen erwähnt wird. Diese bestand zu dieser Zeit aus einem aufgeschütteten Ringwall, in den die alte Stadtmauer als innere Stützmauer integriert war. Zudem wurde ein Grabensystem um die Stadt angelegt. Die fürstbischöfliche Stadt und ihre Festungsanlagen wurde immer wieder noch besser ausgebaut und befestigt und hatte einst vier Tore, wovon eines noch vorhanden ist. Von den vier Eckbollwerken sind noch drei unter den Namen Kloster-, Lärmen- und Spitalbastion erhalten. Der Festungsbaumeister Georg Rodin ergänzte die Anlage ab 1580 durch Torbauten, Zeughaus und Pulvertürmen, zu denen vermutlich auch der im Grundriss erhaltene Turm in der Zeughausstraße zählt. Auch er ist allerdings im Privatbesitz und befindet sich in einer Scheune. Bereits im Dreißigjährigen Krieg wurde die renaissancezeitliche Festung zugunsten neuer Festungswerke weitestgehend zerstört, schreiben Selma Dillmann und Thomas Gunzelmann im Bericht der „Denkmalpflege-Informationszeitschrift.“ Der erneute barocke Wiederaufbau sah große Bastionen und dadurch bedingt vergleichsweise kurze Wallstrecken vor. Die damals angelegte, typische Sternform der Festungsanlage ist bis heute im Stadtbild präsent. Nach Abzug der schwedischen Truppen entstand im Westen zwischen 1650-56 die Antonii-Schanze, 1657 wurde im Osten die Urbani-Schanze errichtet. Von der Urbani-Schanze ist auf der Nordseite die gemauerte Steilböschung, bis zu einer Höhe von drei Metern erhalten. Die Fürstbischöfe ließen die Festung Königshofen entsprechend der Standards immer wieder überholen. So wurde das nördliche Tor, das als einziges Stadttor erhalten ist, durch eine Schanze gesichert. Zum barocken Ausbau der Festung zählen außerdem die drei erhaltenen Eckbastionen, die für den Fall einer Belagerung mit unterirdischen Magazinen, Kasematten und Gängen, versehen sind. Die im Nord-Westen gelegene Spitalbastion verfügt über einen 54 Meter langen Gang mit einem Tonnengewölbe. Bekannt und mittlerweile begehbar sind Teile der Kasematten im Bereich des ehemaligen Klosters. Dort wurden im Rahmen der Arbeiten im Klostergarten auch unterirdische Gänge entdeckt, die allerdings als Wasserdurchlass dienen. Sie sind heute restauriert und gut sichtbar. Die Eingliederung des Hochstiftes Würzburg in das Königreich Bayern hatte zur Konsequenz, dass die 1813/14 letztmals instandgesetzte Festung, ihre Bedeutung verlor. Sie wurde als „wertlos und staatsbelastend“ eingestuft. Am 16. Juni 1826 wurde als Konsequenz die königliche Verfügung zur Entfestigung von Königshofen erlassen. Zusammenfassend stellt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege fest: Trotz aller Eingriffe und Zerstörungen ist die Stadtfestung Königshofen in ihrer Gesamtstruktur und ihren baulichen und kulturlandschaftlichen Überresten von hoher kulturhistorischer Bedeutung, da die meisten vergleichbaren bastionären Stadtbefestigungen in der Entfestigungswelle des 19. Jahrhunderts fast vollständig verschwanden. hf

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